NENNDORF (jl). Ein seltenes Bild: Mit gut 70 Zuhörern platzte der Raum "Hofrat Schröter" aus allen Nähten, als der Jugendausschuss tagte. Mit der Änderung der neuen Kita-Satzung ging es um ein Thema, das die Gemüter erhitzt. Am Ende wurde sie zwar beschlossen, weitere Anpassungen sollen aber folgen. Verwaltungschef Mike Schmidt zeichnete noch einmal das über ein Jahr lang in der Öffentlichkeit ausgetragene Verfahren zur Satzungsänderung nach: Nie habe es Einwände gegen die mehrheitlich erzielten Ergebnisse gegeben. Offenbar hatte die Kommunikation nicht lückenlos funktioniert. Nach Aussage einiger Eltern - die Sitzung wurde unterbrochen - sei eine entsprechende Elterninformation nicht überall im Aushang gelandet. "Bis eine Woche vor der Sommerschließzeit hat kein Elternteil in unserer Kita von der neuen Satzung gewusst", beschwerte sich eine Mutter. Nach einem Antrag der Grünenfraktion und eingetroffenen Elternbriefen gab es Ende September noch einmal ein Round-Table-Gespräch mit den Kita-Leitungen und einer Vertreterin des Samtgemeindeelternrats (SER). "Mehr Informationsfluss und Transparenz kann man in ein Verfahren gar nicht reinbringen", fasste Schmidt zusammen. Deswegen wunderte sich auch Hennig Dormann (WGN) über die erst jetzt präsente Öffentlichkeit. "Da sollte man überlegen, ob der Austausch mit dem Samtgemeindeelternrat nicht stattgefunden hat." In der Tat habe es dort einen personellen Wechsel gegeben, der die Kommunikation erschwert haben dürfte. In die Kritik der Eltern gerieten allen voran die gestiegenen Randzeitengebühren und die festgelegte Kernzeit der Kostenlos-Betreuung. Letztere, so Schmidt, sei aus pädagogischen Gründen ein Wunsch der Kita-Leitungen gewesen. Und die zunehmende Ganztagsbetreuung - bedingt durch die Gebührenfreiheit - erfordere mehr Personal und das müsse bezahlt werden. Auch Sigmar Sandmann (SPD) ging davon aus, dass die Satzung die Zustimmung des SER gefunden hätte. Daher wollte er den Änderungen auch zustimmen - mit der Maßgabe an die Verwaltung, weitere Verbesserungen voranzutreiben und über ein anderes Format für den Round Table nachzudenken. Er riet jedoch - vergeblich, wie sich am Ende herausstellte - davon ab, in eine umfassende Diskussion auszuarten. Indessen forderte Imke Hennemann-Kreikenbohm (Grüne) "den unzufriedenen Stimmen der Eltern nachzukommen" und erntete dafür Applaus. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Essenspauschale erst auf Antrag anteilig erstattet werden soll. Das Verständnis für den Vorstoß der Verwaltung sei da -"es hat sich aber in der Praxis erwiesen, dass die Umsetzung katastrophal ist", hieß es aus der Elternschaft. "Keiner von uns zahlt gerne für etwas, das er nicht nutzt." Eine Mutter prangerte zudem die hohen Mehrkosten fürs Essen an - in ihrem Fall bei drei Kindern fast 900 Euro im Jahr. Der Wunsch sei das Essen selbst bestellen zu können. Schmidt bemerkte, dass bei der Berechnung der Pauschale bereits mehr als ein ganzer Monat "ausgeplant" sei. Abzüglich der Sommerschließzeit blieben immer noch 22 Tage, an denen das Kind fehlen kann, ohne für seine nicht vertilgte Mahlzeit zu zahlen. Der Verwaltungschef sicherte jedoch zu, für Gespräche offen zu. Ein Angebot, das man gerne annehmen wolle, so SER-Vizevorsitzender Martin Knöllner. Wirtschaftliche Gründe in der Debatte sah Sigrid Bade als beratendes Mitglied und appellierte an die Politiker: "Denkt daran: Kinder sind unser höchstes Gut." Letztendlich stimmte der Ausschuss für die Satzung mit dem Zusatz, dass sich Eltern, deren Kinder "an zehn Tagen oder mehr" fehlen, die Pauschale anteilig erstatten lassen können. Nach erneuten Gesprächen soll das Thema wieder auf der Agenda landen. Foto: jl/Archiv/Symbolbild
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Der Wunsch über die Kinderbetreuung zu sprechen ist bei den Eltern vorhanden
Diskussion im Ausschuss zeigt Gesprächsbedarf: Satzung weiter verbessern / Pauschale anteilig erstatten lassen
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