BAD NENNDORF (jl). Mehmet Boz steht kopfschüttelnd vor der Wiese hinter dem Gebäude mit der Hausnummer 9 in der Rotrehre. Ein Veranstaltungs- und Tagungszentrum für große Hochzeitsfeiern, Trauerfeiern, Konzerte sowie Theater habe er hier, wo zurzeit Pferde grasen, errichten wollen. Die Stadt lehnt sein Vorhaben jedoch ab. Die Vorwürfe des Stolzenauers wiegen schwer: "Mike Schmidt hat mir nicht zugehört und mich nicht ernst genommen, weil er mich nicht haben will." Dieser weist jegliche Anschuldigungen von sich und nennt politische Entscheidungen als Grund. Aber von vorne. 2017 hat Boz das mehr als 8.500 Quadratmeter große unerschlossene Grundstück, das sich aus vier Flurstücken zusammensetzt, gekauft. Sein Konzept für ein Eventzentrum mit zweigeteiltem Saal, Gastronomie und angegliederter Pension habe sich der Verwaltungschef erst gar nicht angeschaut und nur Nein gesagt, ärgert sich der 49-Jährige. Auch das Bauamt habe seiner Bauvoranfrage keine Chance auf Erfolg eingeräumt. Daraufhin habe er sie stillgelegt. Der Grund: Der Bebauungsplan soll geändert werden, sodass Vergnügungsstätten in dem Gewerbegebiet explizit unzulässig sind. Den Vorgang bezieht Boz auf sich persönlich, schließlich gebe es in der Nachbarschaft schon Spielhallen. Er findet alles "ein bisschen komisch" und ist überzeugt: "Wir stören niemanden, hier ist ein Gewerbepark." Das sieht nicht nur Schmidt anders, sondern auch die Politik. Erstens: Ein Veranstaltungsort für bis zu 1000 Menschen bringe unerwünschte Verkehrsbelastungen mit sich. Zweitens: Zugelassen sind Betriebswohnungen für Gewerbetreibende, die regelmäßig der hohen Lärmkulisse bis spät in die Nacht ausgesetzt wären. Drittens: Die Stadt habe eigene große Flächen für Feiern, weshalb sie sich nicht noch eine weitere direkt vor die Tür setzen lassen wolle. "Es ist das ureigene Recht einer Stadt zu entscheiden, ob und wo sie ein Veranstaltungszentrum oder eine Spielhalle haben will", betont Schmidt. Und weiter: "Das hat überhaupt nichts mit Herrn Boz zu tun." In der Regel würden Interessenten vor dem Kauf abklopfen, ob ihre Idee Erfolgsaussichten hätte. So wie im vergangenen Jahr ein potenzieller Käufer des Intenso-Sportparks in der Rotrehre, der darin ein Kultur-und Feierzentrum errichten wollte. "Da ist die Politik hellhörig", so Schmidt. Ausgebremst wurde das Ganze damals zwar wegen fehlender Parkplätze. Der Rat brachte aber dennoch eine B-Plan-Änderung auf den Weg, um mögliche Schlupflöcher zu stopfen, und beschloss sie Ende Mai dieses Jahres. Da sich das Verfahren über ein Jahr zieht, folgte gleichzeitig eine sogenannte Veränderungssperre. Boz könne jederzeit Gewerbe entwickeln -"die Stadt hilft ihm dabei auch gerne", betont der Verwaltungschef -, aber eben keine Vergnügungsstätte oder Spielhalle. Auch fehlt dem aufgebrachten Unternehmer aus dem Landkreis Nienburg das Verständnis, dass er nach der Sanierung der Rotrehre nun auch noch zur Kasse gebeten wird - für ein "totes Grundstück". Er hätte keine neue Straße gebraucht. Schmidt verweist auf die Straßenausbaubeitragssatzung, die ausnahmslos für alle Anlieger gilt. Der erste Vorentwurf für die Maßnahme war bereits im Spätsommer 2017 öffentlich beraten worden. Was Boz erwartet? "Dass Mike Schmidt seine Meinung ändert. Ich bin mir sicher, dass es ungerecht ist, was er mit mir macht." Die Lösung wäre das dann aber immer noch nicht, da es nicht der Verwaltungschef ist, der das letzte Wort hat. Entscheider ist und bleibt die Stadtpolitik. Zum Beispiel auch ob eine Änderung des B-Plans an der Stelle zugunsten einer reinen Wohnbebauung möglich wäre, um das Gelände alternativ gestalten zu können. Foto: jl
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Nach Grundstückskauf in der Rotrehre: Unternehmer fühlt sich benachteiligt
Mike Schmidt weist Vorwürfe zurück / Vergnügungsstätte ist nicht erwünscht / Stadtrat ist Entscheidungsträger
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