LANDKREIS (pp). Vor drei Jahren hat sich in Schaumburg ein Bündnis gegen Depression gegründet. Unter der Schirmherrschaft von Landrat Jörg Farr fanden sich weit über 100 Interessierte aus dem Landkreis Schaumburg mit dem Ziel zusammen, dafür zu sorgen, dass auch in Schaumburg mehr Menschen Zugang zu Informationen und Hilfsangeboten bei Depression und Suizidalität erhalten. Seinen dritten Jahrestag hat das Bündnis genutzt, seine vielfältigen Angebote bei einem Pressegespräch auf dem Bruchhof Stadthagen erneut vorzustellen. "Es hat sich bei einem Forschungsprojekt in Nürnberg gezeigt, dass sich die Suizidversuchsraten beachtlich senken lassen, wenn die Menschen aufgeklärt werden. Dazu gehören unter anderem Pressearbeit, um das Wissen zum Thema Depression an die Menschen zu bringen, und die Schulung von Menschen, die beruflich mit Depressiven zu tun haben. Dazu gehören beispielsweise Polizisten, Pflegende, Ärzte oder Feuerwehrleute", erklärte Prof. Dr. Detlef Dietrich, Ärztlicher Direktor der Burghof-Klinik in Rinteln und Initiator des Bündnisses. Die Hausarztpraxen werden mit ins Boot geholt und mit Flyern versorgt, in denen zahlreiche Ansprechpartner, Hilfsangebote sowie ein Schnell-Selbsttest zum Thema Depression zu finden sind. "Die Selbsthilfe in Schaumburg ist heute präsenter als in vielen anderen Bündnissen", freut sich Dietrich über die bisherigen Erfolge. "Sie ist ein ganz wichtiger ergänzender Faktor zur ambulanten oder stationären Psychotherapie". Mittlerweile arbeiten weit über 40 Aktive im Schaumburger Bündnis, das von der Hof Windheim gGmbH koordiniert wird, zusammen. Insgesamt hat das Bündnis rund 120 Mitwirkende - mit steigender Tendenz. Kein Wunder, immerhin wird die Zahl der Erkrankten in Deutschland auf rund vier Millionen geschätzt, von denen sich lediglich 66 Prozent in ärztlicher Behandlung befinden. Die Arbeit im Bündnis läuft trialogisch. Das bedeutet, dass Depressionserfahrene, Angehörige und berufliche Helfende auf Augenhöhe miteinander arbeiten und sich dafür einsetzen, dass Informationen zum Thema an die Menschen in Schaumburg weitergegeben werden. Besonders hervorzuheben ist dabei die Beteiligung von Menschen, die selbst unter Depressionen gelitten haben (oder leiden) sowie deren aktive Netzwerke. Die fünf Arbeitsgruppen des Bündnisses beschäftigen sich mit den Feldern Selbsthilfe, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, Arbeit, sowie Flucht und erhöhtes Lebensalter. Unter anderem durch Lesungen, Vorträge, Fortbildungen, Selbsterfahrungen und die Vermittlung in bestehende Hilfsangebote können Angehörige und Betroffene erreicht, beruflich Helfende weiter qualifiziert und die Schaumburger Bevölkerung informiert werden. Bisherige Veranstaltungen des Bündnisses waren beispielsweise Seminare "Train The Trainer" , Vorträge und Lesungen, Musik- und Theaterprojekte, ein eigens entwickeltes szenisches Spiel, der Kinofilm "Die Mitte der Nacht ist der Anfang vom Tag" und die Teilnahme an diversen Veranstaltungen in Schaumburg und der Region Hannover sowie an der "MutTour". Beteiligte Institutionen sind unter anderem die Selbsthilfekontaktstelle des "Paritätischen", der Kinderschutzbund Rinteln, der Sozialpsychiatrische Dienst, die Burghofklinik, die Kinder- und Jugendberatungsstelle, der Seniorenstützpunkt, die Hof Windheim gGmbH, das Projekt Probsthagen, Diakonie, AWO, BASTA, PLSW, Integra, die Angehörigengruppe Sonnenschein, Ergo- und Psychotherapiepraxen sowie Vereine. Alle Interessierten können sich an das Schaumburger Bündnis gegen Depression wenden, alle die mitarbeiten möchten sind willkommen und haben die Möglichkeit, sich in den Arbeitsgruppen inhaltlich einzubringen. Für Einrichtungen, Vereine und Firmen, die Interesse daran haben, ihr Personal zum Thema Depression weiterzubilden, stehen auf Anfrage ausgebildete Trainer zur Verfügung, die für Schulungen gebucht werden können. "Depression kann jeden treffen und verschiedene Ausprägungen haben. Aber sie ist gut behandelbar", macht Prof. Dietrich Mut, sich der Krankheit zu stellen. Eine besonders gute Nachricht hat Sunita Schwarz, Koordinatorin des Bündnisses, für alle Interessierten und Betroffenen: "Wir haben uns entschieden, weiterzumachen", betonte Schwarz, obwohl nach drei Jahren nunmehr ein Großteil der Förderungen ausgelaufen ist. "Deshalb sind wir auch für jede Spende dankbar!" Erreichbar ist das Bündnis über Sunita Schwarz in der Querstraße 12 in Stadthagen, Telefon 05721-9395444. Foto: pp
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Durch Aufklärung Suizidversuche vermeiden
Bündnis gegen Depression seit drei Jahren aktiv / "Wir machen weiter!" / Rund vier Millionen Erkrankte bundesweit
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