1. Leidenschaft verbindet: Komm, ich zeige Dir meine Briefmarkensammlung

    Herbert Schlesiger ist Vorsitzender des Briefmarkenvereins und sammelt seit mehr als 60 Jahren

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    RINTELN (ste). Es gab Zeiten, da sammelte jedes zweite Kind Briefmarken und das Hobby hatte Hochkonjunktur. Nicht zuletzt auch wegen des geflügelten Satzes: "Komm, ich zeig Dir meine Briefmarkensammlung", mit dem man in den 1960er und 70er Jahren meinte, die Mädels nach Hause locken zu können. Herbert Schlesiger verriet im Gespräch nicht, ob er seine "Liebste", Bärbel Lucas, auf diese Weise für sich gewinnen konnte, aber mit seiner Leidenschaft hat er sie mittlerweile angesteckt. Sie sammelt Marken mit Weihnachtsmotiven und Flugzeugmotiven. In Zeiten von E-Mail, Twitter, WhatsApp und Co. haben Briefmarken allerdings bei vielen Menschen nicht mehr die Anziehungskraft wie früher: "Zu Unrecht", wie Schlesiger meint, denn Briefmarkensammeln bildet, man befasst sich mit Geschichte, Technik, Musik, Pflanzen oder den Darstellungen anderer Motive auf den Marken. Er ist der festen Überzeugung: "Auch heute kann man für das Sammeln noch eine Leidenschaft entwickeln!" Und so leisten die 24 Mitglieder des Vereins in ihrem Umkreis immer wieder Überzeugungsarbeit, um junge Menschen an dieses Hobby heranzuführen. Schlesiger selbst, heute 71 Jahre, startete im Alter von acht Jahren mit dem Sammeln. "Erst einmal sammelt man alles, was einem unter die Finger gerät. Später spezialisiert man sich auf Länder, Motive oder andere selbst gewählte Themen!" Deutschland ist übrigens das Sammelland schlechthin für Briefmarkenfreunde, denn aufgrund der Geschichte mit den früheren Ländern Preußen, Oldenburg, Hannover und mehr vor dem Deutschen Reich gab es eine Vielzahl von Marken. Und auch nach dem zweiten Weltkrieg brachten die einzelnen Länder Saarland, West-Berlin sowie die vier Besatzungszonen eigene Marken auf den Markt. Irgendwann merkt man, so Schlesiger, dass man sich entscheiden muss für sein Sammelziel, denn eine umfassende Deutschland-Sammlung oder gar eine Weltsammlung ist schlichtweg unmöglich. Viele Schränke in seinem Keller fassen unzählige Alben und bei den Ausstellungen muss sich Schlesiger - wie viele seiner Sammlerkolleginnen und -kollegen - auf Themen für die Ausstellung beschränken. Um die Jugend davon zu begeistern, nehmen die Briefmarkenfreunde alljährlich am Sommer-Ferienspaß teil und jedes teilnehmende Kind bekommt 100 Marken und ein Album geschenkt. Dann dürfen sie nach Herzenslust tauschen und das macht sichtlich Spaß. Doch die Begeisterung verfliegt auch schnell wieder, denn von den meisten Kindern hört man im Verein nichts mehr. Entmutigen lassen wollen sich die Sammler jedoch nicht, denn: "Manchmal kommt die Leidenschaft erst nach Jahren. Ich selbst hatte auch schon mal 20 Jahre ausgesetzt und dann wieder angefangen", so Schlesiger. Er erzählt auch von einem Vereinskollegen, der mit 75 seine wertvolle Sammlung verkaufte und mit 76 merkte, dass ihm etwas fehlte: "Der fing sofort wieder an zu sammeln!" Der Start der Sammelleidenschaft ist oft einfach, weil man häufig Massenware sammelt. Wer mit Briefmarken allerdings Geld verdienen will, der wird häufig enttäuscht: "Nur die wirklich gefragten und seltenen Marken haben einen hohen Wert, viele andere Sammlungen bringen beim Verkauf gerade mal den finanziellen Einsatz zurück!" Beim Ranking der teuersten Marken der Welt rangiert die "Blaue Mauritius" nicht mehr auf dem ersten Platz. Laut "Catawiki" ist die "British Guiana 1c Magenta" etwa neun Millionen Euro wert und liegt damit ganz vorne. Doch solche Marken sind für die Rintelner Briefmarkenfreunde in weiter Ferne. Der Trend, so Schlesiger, gehe heute bei Sammlern hin zu ganzen Postkarten. Beispielsweise könne man mit Ansichtskarten (Kindern sei gesagt: Damit wurden im Pre-WhatsAppp-Zeitalter zum Beispiel Urlaubsgrüße versendet) schöne Heimatsammlungen erstellen. Auch Rinteln habe eine lange Postgeschichte, die es sich lohnt zu sammeln. Die Zugehörigkeit zu Hessen, dem Nordischen Bund, Preußen, dem Deutschen Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem Dritten Reich und der Bundesrepublik Deutschland ließ viele interessante Marken in Umlauf bringen. Und jede Zeit hatte auch noch ihre ganz eigenen Stempel und auch hier finden sich Sammler, die sich genau darauf spezialisiert haben. Wer Lust hat, mit dem Sammeln zu beginnen, sollte sich mit einem der Mitglieder des Rintelner Briefmarkenvereins in Verbindung setzen und sich Informationen holen: "Damit schon der Start der neuen Leidenschaft Spaß macht!"Foto: ste

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