1. Ein "Bahnhof" steckt tief im Deister

    Premiere am letzten Saisontag im "Stolln": Besucher sehen historische Gleisanlagen

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    FEGENDORF (al). Die Dame japste nach Luft. "Ich brauche jetzt ein Sauerstoffzelt", stöhnte sie beim Anblick des Zechenhauses am Feggendorfer Stolln. Gerade hatte die Frau aus einem Hamelner Ortsteil den steilen Anstieg geschafft. Doch nun wollte sie auch "in den Berg" gehen. Mit ihr hatten weit über hundert Besucher die gleiche Absicht. Es war letzter Saisontag und das "Bergwerk in Betrieb". Vollbeladene Loren rollten aus dem Stollen; manche mit menschlicher Muskelkraft; andere ganz bequem dank eines Grubenpferds. Letzteres war am so genannten Neuen Stollen im Einsatz, etwas abseits vom quirligen Leben, das den Zechenvorplatz ausfüllte. Trotz der nasskalten Witterung herrschte hier viel Trubel. Der stellvertretende Leiter der Betriebsmannschaft, Thomas Müller, sieht das mit viel Wohlwollen. Es ist nicht nur das ernsthafte Interesse an der Arbeit über und unter Tage. Jeden bei Führungen erbetenen Obolus stecken die Bergleute in ihre Arbeit. Gerade erst ist eine ganze Ladung dunkelroter Klinkersteine eingetroffen, mit denen möglichst stilecht der vordere Bereich des Stollens ausgekleidet werden soll. Müller berichtete, dass die große Resonanz eigentlich das ganze Jahr über zu spüren gewesen sei - auch mit steigender Zahl von Sonderführungen unter der Woche. Das liege natürlich an den ständigen Neuigkeiten, die es zu entdecken gibt. "Leute, die länger nicht bei uns gewesen sind, staunen über unsere Fortschritte", wusste Müller von einem Gast. Bei dessen erstem Besuch war die frühere Kleinzeche nur 20 Meter begehbar. Heute umfasst der Rundgang mehr als 800 Meter. Als Höhepunkt gilt ganz aktuell eine Besichtigung des "Bahnhofs". Die Rangieranlage, die sich 80 Meter unter dem Deisterkamm befindet, war jetzt zum ersten Mal für Besucher zugänglich. Die Neugier galt natürlich auch dem Zechenhaus und seiner ständig wachsenden kleinen Sammlung von Bergbauutensilien. Suppe und Kuchen warteten auf hungrige Gäste. Der kleine Tresen bestand stilecht aus einer auf einer Kohlenlore gelegten Holzplatte. Auch der Bratwurststand war auf einem Loren-Fahrgestell montiert worden und konnte praktischerweise bei Regen schnell in den Werkstattbereich gerollt werden. An der Feldschmiede flogen die Funken. Helfer schälten die Rinde von Baumstämmen, weil diese im Grubenbau eingesetzt werden sollen. Kinder klopften Steine, um aus diesen vielleicht ein Stück Kohle herauszubrechen. Weit mehr von dem schwarzen Brennstoff befand sich an der großen Siebmaschine, die ihn in verschiedene Größen trennt. Foto: al

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an