BAD NENNDORF (jl). Das Wort "Ökofaschismus", das er in der jüngsten Ratssitzung benutzt hatte, sei unangebracht gewesen, räumt Verwaltungschef Mike Schmidt ein. Den Vorwurf, dass er die Grünenpolitiker aber direkt als "Ökofaschisten" beleidigt haben soll, wie diese es in einer entsprechenden Pressemitteilung formulieren, weist er jedoch von sich. "Ich habe gesagt, dass man in Anbetracht der Art und Weise des Vorgehens den Begriff Ökofaschismus googeln könnte", betont Schmidt. "Dafür entschuldige ich mich, Populismus wäre das bessere Wort gewesen." Nichts anderes sei die von Imke Hennemann-Kreikenbohm vorgetragene "Schwarzmalerei". Niemand wolle sich dem Thema entziehen, aber es gehe um die Art und Weise. Schmidt: "Panikmache hilft uns nicht weiter und war schon immer ein schlechter Begleiter. Wir brauchen konstruktive Vorschläge, was wir hier noch besser machen können." Ein anderer Wortlaut, nach dem etwa ein Klimaschutzkonzept erstellt werden soll, und seine Zustimmung wäre den Grünen sicher gewesen. Zur Erinnerung: Die zweiköpfige Fraktion hatte im Rat beantragt, in der Kurstadt den Klimanotstand auszurufen (das Schaumburger Wochenblatt berichtete). Die Debatte nimmt Schmidt jetzt zum Anlass, aufzuzeigen, was die Stadt Bad Nenndorf und auch die Samtgemeinde im Sinne des Klimaschutzes machen. Da wäre zum einen das Feuerwehrgerätehaus, das komplett mit Pellets beheizt wird. Die neuen Kindertagesstätten nebenan wurden in nachhaltiger Holzrahmenbauweise und mit einer Grünbedachung errichtet. In beiden Einrichtungen sind Luftwärmepumpen installiert. Über dem Klärschlammsammelplatz soll ein Dach und darauf eine Photovoltaikanlage gebaut werden, um den erzeugten Strom selbst zu nutzen. Auch auf das Dach des Bauhof-Neubaus soll eine PV-Anlage kommen, um die Elektrogeräte, auf die die Verwaltung zunehmend setzt, mit selbst gewonnenem Strom zu laden. Zudem ist ein Rigolen-System geplant, mit dem etliche tausend Liter Regenwasser zur Bewässerung der Pflanzen zurückgehalten werden können. Zudem hat es laut Schmidt eine Untersuchung ergeben, dass es sich lohnen würde das Haus Kassel samt Wandelhalle mit einem Blockheizkraftwerk zu betreiben. Ob diese Art der Energie- und Wärmegewinnung auch bei weiteren Liegenschaften wie den Schulstandorten infrage kommt, werde zurzeit noch geprüft, führt Schmidt weiter aus. Im Fall des positiven Ergebnisses geht Schmidt davon aus, dass bereits 2020 der Auftrag erteilt werden kann - vorausgesetzt die Politik stimmt zu. Darüber hinaus wurden allein im Vorjahr im Stadtgebiet auf einer Gesamtfläche von 1,8 Hektar Blühstreifen ausgewiesen. "Das wollen wir im Bereich der Friedhöfe und des Kurparks weiterführen", kündigt Schmidt an. Sein Fazit: "Wir machen bereits sehr viel." So konnte die Samtgemeinde den Anteil ihres selbst produzierten Stroms im Vorjahr von 68 auf 83 Prozent steigern - ein Spitzenwert im Landkreis. Mehr, so Schmidt, könne man immer machen. Dazu sei aber auch jeder einzelne Bürger aufgerufen. Foto: jl
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"Wir machen bereits sehr viel"
Konstruktive Vorschläge statt Panikmache / Schmidt wehrt sich gegen Vorwurf
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