SAMTGEMEINDE RODENBERG (al). Die Debatten und Begleiterscheinungen bei dem seit Monaten diskutierten Bau von drei Feuerwehr-Gerätehäusern nehmen immer mehr skurrile Formen an. Nachdem die SPD-Fraktion einem Grünen-Ratsherrn bei dessen Gedächtnislücken Nachhilfe gegeben hat, wurde nun bekannt, dass das künftige Messenkämper Gebäude auf seinen massiven Mauern ein Wellblechdach erhalten könnte. Hinzu kommen massive Vorwürfe der Kommunalaufsicht und des Rechnungsprüfungsamts des Landkreises über Fehler und Versäumnisse in der Verwaltung. Im Blickpunkt stand zunächst Grünen-Ratsherr Karsten Dohmeyer, der sich über seine Firma an der Ausschreibung für die Tragwerksplanung des Hauses erfolgreich beteiligt hatte und angeblich nicht mehr wusste, ob er bei den vorherigen Beratungen überhaupt dabei gewesen sei und mit abgestimmt habe. "Dieser punktuellen Lücke in seiner Erinnerung kann abgeholfen werden", kommentierte umgehend SPD-Sprecher Hans-Dieter Brand mit Verweis auf das Sitzungsprotokoll. Das Dokument, das in Auszügen auch dem SW vorliegt, belegt Dohmeyers Anwesenheit, sein Eintreten für die Massivbauweise und seine Mitwirkung beim Beschluss im neunköpfigen Ausschuss. Allerdings: Der Sitzungsverlauf wie auch das Protokoll sind bei dem nichtöffentlich tagenden Samtgemeindeausschuss vertraulich. Brand nimmt jedoch Kritik für seine Vorgehensweise in Kauf. Er bleibt bei seiner Haltung, die Fertigteilbauweise sei eine kostengünstige Lösung angesichts der großen finanziellen Herausforderungen für die Samtgemeinde im Feuerschutz und auf anderen Gebieten. Seine Fraktion habe kürzlich einen gleichartigen Neubau mit massiv erstelltem Sozialtrakt im Raum Rinteln besucht, der trotz größerer Garagenzahl als in Messenkamp vorgesehen knapp 1,3 Millionen Euro gekostet habe. Eine solche Summe war auch für den hiesigen Neubau geschätzt worden. Am vorletzten Donnerstag hatte die Mehrheitsgruppe im Samtgemeinderat aus CDU, FDP, Grünen und Wählergemeinschaft die Feuerwehrmitglieder aus Messenkamp und Altenhagen II zu Bier und Bratwurst gebeten. Ziel war, wie es in der Einladung hieß, ein "gegenseitiger Austausch". Denn: "Der Baufortschritt zum Neubau Ihres Gerätehauses bereitet uns allen wenig Freude." Wie Teilnehmer später berichteten, verwiesen die Kommunalpolitiker auf die bisherigen Verzögerungen und warfen der Verwaltung Fehler und Versagen vor. Die Feuerwehrleute ihrerseits beteuerten erneut, mit einem Zweckbau aus Fertigteilen anstelle eines massiven Gebäudes zufrieden zu sein. Ungläubiges Staunen und heftige Reaktionen machten sich jedoch breit, als ihnen mitgeteilt wurde, dass der Massivbau durchaus auch ein Wellblechdach erhalten könne. Schließlich gebe es bis auf einen von der Verwaltung gefertigten Grundriss noch überhaupt keine Gebäudeansicht. Das wirft jetzt die Frage auf, warum dann überhaupt von der Verwaltung eine Tragwerksplanung ausgeschrieben worden ist. Und das im dritten Anlauf, nachdem für die ersten beiden Verfahren das Rathaus in geradezu vernichtender Weise gerügt worden war. Das SW kennt inzwischen Auszüge aus den Bescheiden. Gegen Grundsätze des Vergaberechts sei "in eklatanter Weise verstoßen" worden, schreibt die Kommunalaufsicht. Diese war zunächst vom Grünen-Ratsherrn Dohmeyer und nach dem zweiten Anlauf von der SPD angerufen worden. Es mangele an der Vergleichbarkeit der Angebote und an der Gleichbehandlung der Bieter. Das gesamte Verfahren sei "undurchsichtig". Besonders kritisch werde der in dessen Verlauf erfolgte Kontakt mit der Firma gesehen, dem der Grünen-Ratsherr angehöre. Dass dieser durchaus hätte den Auftrag erhalten können, schließen die Prüfer nicht aus. Dann aber hätte der Auftrag nicht vom Samtgemeindeausschuss sondern vom Samtgemeinderat beschlossen werden müssen. Das Rechnungsprüfungsamt rügt unter anderem nicht datierte und nicht unterschriebene Aktenvermerke, fehlende Unterlagen und infolge eines fehlenden Leistungsverzeichnisses nicht vergleichbare Angebote. In diesem Zusammenhang wurden gleich weitere Versäumnisse anderer oder unterbliebener Ausschreibungen festgestellt. Unterdessen scheint der Mehrheitsgruppe, die weiterhin an einem Massivbau aus Gründen des Ortsbilds und längerer Abschreibungsfristen festhält, selbst unwohl zu sein über die weitere zeitliche Verzögerung der schon seit 2017 diskutierten Bauabsichten. Nachdem kürzlich bereits im Bau- und Planungsausschuss Nicole Wehner (WGSR) von einer "Katastrophe" mit Bezug auf die Fehler im Rathaus sprach (SW berichteten), hat die Gruppe jetzt Fragen an die Verwaltung "mit der Bitte um schnellstmögliche Klärung" gestellt. Sie spricht sogar davon, dass Unterlagen "manipuliert" worden seien und verlangt Konsequenzen im Rathaus und einen "soliden Zeit- und Ablaufplan". Und sie will wissen, wer zu der ganzen Angelegenheit "ein offizielles Statement" abgibt. Die nunmehr dritte Ausschreibung der Tragwerksplanung ist inzwischen erfolgt. Der Auftrag soll nach dem 22. Oktober erteilt werden. Das Ergebnis dürfte frühestens im Januar 2020 feststehen. Da erst danach Bauanträge gestellt, Gewerke ausgeschrieben und Firmen beauftragt werden müssen, vermuten Skeptiker bereits, dass es auch im kommenden Jahr nichts mit dem ersten Spatenstich wird. Foto: privat
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Wellblechdach auf massiven Mauern?
Immer mehr Ungereimtheiten bei geplanten Gerätehäusern / Politik wirft Verwaltung Fehler vor
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