LÜDERSFELD (pp). Im Zusammenhang mit den von der Landesregierung in einem Verordnungsentwurf angekündigten "roten Gebieten", in denen die Nitrat- oder Phosphatwerte (angeblich?) zu hoch sind, fühlen sich die betroffenen Landwirte im Nordosten Schaumburgs von der Bundes- und Landespolitik zu unrecht beeinträchtigt. Dies wurde bei einer Informationsveranstaltung "Bauern in Not - Die Politik sieht rot" des Landvolkverbandes Weserbergland im Restaurant "Zum Dicken Heinrich" in Lüdersfeld überdeutlich. Hintergrund für die Ausweisung der roten Gebiete ist ein Vertragsverletzungsverfahren des EU wegen Nichteinhaltens der Nitratrichtlinie, dass die Bundesrepublik zum Handeln zwingt, um hohe Strafzahlungen zu vermeiden. "Wir sollen unsere Pflanzen 20 Prozent unter deren Bedarf düngen. Das hat noch niemand probiert, wie soll das gehen", legte Landvolk-Geschäftsführer Henning Brünjes vor über 50 Besuchern den Finger in die Wunde und prognostizierte Ernteeinbußen, auslaugende Böden, Einkommens- und Wertverluste sowie im schlimmstenfalls Betriebe, die aufgegeben müssten. "Außerdem kocht jedes Bundesland hier sein eigenes Süppchen", bemängelte Brünjes fehlende Einheitlichkeit. Besonderes Unverständnis rief beim Referenten und den Landwirten die Auswahl der roten Gebiete hervor, die sich auf Wasserproben des Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLKWN) aus Brunnen in Hagenburg-Altenhagen und Luthe stützt. Dass die dort erhobenen Werte für die Schaumburger Gebiete relevant seien, sei wissenschaftlich nicht belegt. Bei dem Brunnen in Altenhagen sinkt die Nitratbelastung des Wassers zudem seit 11 Jahren kontinuierlich. Die letzten Werte stammen aus 2017 und lagen bei 88 Milligramm pro Liter (2008: 140 mg) - es könne also durchaus sein, dass sie jetzt bereits den vorgegebenen Grenzwert von 50 mg unterschreiten. Auch seien andere mögliche Verursacher, beispielsweise das Kaliwerk Siegmundshall in Bokeloh, nicht in Betracht gezogen worden. "Der Zuschnitt "roter Gebiete" ist nicht nachvollziehbar, die Heranziehung hydrogeologischer Teilräume zur Binnendifferenzierung ist zu pauschal, örtliche Besonderheiten werden nicht berücksichtigt, die Auswahl phosphatsensibler Gebiete berücksichtigt sonstige Emissionsquellen nicht und Verbesserungen werden nicht einbezogen", zog Brünjes ein vernichtendes Fazit. "So geht es nicht. Der Schutz des Grundwassers und der Oberflächengewässer ist wichtig, die Landwirtschaft aber auch. Deshalb muss der Schutz der Gewässer zusammen mit der Landwirtschaft und nicht gegen sie erfolgen." Bis Anfang Oktober hat der Landvolkverband nun Zeit, gegenüber dem Land eine Stellungnahme abzugeben. Sollten die roten Gebiete wie im Entwurf dargestellt umgesetzt werden, müssten einzelne Landwirte den Klageweg bestreiten, um die Rechtmäßigkeit der Verordnung prüfen zu lassen. "Als Verband können wir das nicht, da wir in unseren Rechten nicht betroffen sind", erläuterte Brünjes, sagte den potentiellen Klägern aber Unterstützung zu. Foto: pp
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Landwirte sind erbost über "rote Gebiete"
Viele Fragen offen / Zuschnitt nicht nachvollziehbar / Stellungnahme des Landvolkverbandes bis Anfang Oktober
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