1. Erntedankfest – Kein Platz für behinderte Menschen?

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    Familie Homeier aus Ohndorf Ich möchte als Mutter eines behinderten Kindes ein persönliches Erlebnis aus der vergangenen Woche erzählen, weil es den Tatsachen entspricht und mich sehr traurig macht. Auf einem Erntedankfest wollte mein Sohn Jörg an der Feier teilnehmen. Es ist nicht das erste Mal, dass Jörg am Erntedankfest teilnimmt. Jörg ist wegen seiner Behinderung mit dem Rollator unterwegs. Er wurde von einer Frau mitten im Zelt angesprochen, er möchte rausgehen. Dieses Verhalten der Frau machte Jörg sprachlos, und er ist nach Hause gefahren. "Mutti - wir tun keinem was. Ich möchte nur mitfeiern, Freunde haben", sagte mein Sohn zu mir danach. Mein Sohn ist weder unberechenbar, noch unbeherrscht. Er weiß sich zu benehmen, ist trotz seiner Behinderung friedlich. Er wünscht sich mehr Akzeptanz für die Menschen mit Behinderung! Jörg war schon dieses Jahr in Bad Nenndorf von einem Herrn mittleren Alters angesprochen worden, ob er nicht wüsste, dass man in der Fußgängerzone mit dem Dreirad nicht fahren dürfe. Das Dreirad von Jörg ist eine Sonderanfertigung für behinderte Menschen und gut erkennbar. Dieses derart diskriminierende, intolerante Verhalten der Menschen macht mich tief betroffen. Haben diese Menschen eigentlich vergessen, wie schnell es passieren kann, dass auch einer von ihnen "behindert" sein kann? Sollen "diese Menschen" weggesperrt sein? Aber vielleicht verstehen diese Leute wenigstens das: Können Sie sich vorstellen, dass Sie von einer Minute auf die andere selbst schwerbehindert sein können? Körperlich und/oder geistig? In welcher Gesellschaft leben wir eigentlich? Kindergärten müssen geschlossen werden, weil die Anwohner vom Kinderlachen gestört werden. Hühner müssen im Dorf getötet werden, weil die Tiere krähen und Krach machen. Menschen mit Behinderung dürfen im Partyzelt nicht drinbleiben, weil sie stören. Was sind das eigentlich für Menschen, die so denken und handeln? Ich würde mich freuen, wenn Sie das Thema aufgreifen würden. Es geht nicht nur um meinen Sohn, es geht um alle Menschen, die eine Behinderung haben. Den zukünftigen Besuchern der Erntedankfeste kann ich dagegen nur wünschen, dass sie niemals an einer Behinderung erkranken mögen.

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