ALTENHAGEN II (jl). Das Vorgehen sei "bemerkenswert", ja geradezu "haarsträubend", "schade" und "enttäuschend". Mit diesen Worten reagieren die Akteure der Bürgergemeinschaft Altenhagen II auf Äußerungen ihres Bürgermeisters und des SPD-Fraktionssprechers zu dem möglichen Baugebiet im Dorfkern in einem Wochenblatt-Artikel. In denen sehen sie einen "Gegentritt", der auch Ratsfrau Silke Wiegmann persönlich angreife. Man wolle sich in keiner Polemik wiederfinden. "Man kann ja unterschiedlicher Meinung sein, aber ich bin sehr irritiert, dass ein Ratsvorstand eine Ratsfrau öffentlich an den Pranger stellt", bringt es Michael Stemme aus Sicht der Gruppe auf den Punkt. Dabei habe sie nur das gemacht, was man in einer Demokratie tue: die Bürger informiert. Fehlende Transparenz ist einer der Kritikpunkte der Bürgergemeinschaft. Erst durch Einschalten der Kommunalaufsicht durch Wiegmann sei das Thema in öffentlicher Sitzung behandelt worden. Anfang Mai hatte die Politik hinter verschlossen Türen über Verkaufsverhandlungen beraten. Laut ihrer Aussage sollte auch der Beschluss zur Umsetzung des Baugebiets unter Ausschluss der Öffentlichkeit folgen. "Das kam mir nicht rechtens vor", so Wiegmann, die dem Baugebiet anfänglich auch offen gegenüberstand -"bis sich immer mehr Gegenargumente auftaten". In der daraufhin angesetzten Ratssitzung machte sich großer Protest aus der Bevölkerung breit. Am Ende beschlossen die Politiker - auf Vorschlag aus der SPD-Fraktion - einstimmig die Entscheidung zu vertagen und die studentische Ausarbeitung zu den Wachstumspotenzialen des Ortes, die eine in Altenhagen lebende Professorin angeboten hatte, abzuwarten. "Jetzt schlägt die SPD einen anderen Ton an", kritisiert Angela Zedler. Stemme ergänzt: Es werde so dargestellt, das Ganze damit hinauszuzögern -"man kann aber nicht heute 'hü' und morgen 'hott' sagen." Wiegmann, die für die Wählergemeinschaft im Rat sitzt, fehlt die Wahrhaftigkeit. Dass das Thema so ambivalent in die Öffentlichkeit getragen werde, berge die Gefahr das Dorf zu spalten. Noch deutlichere Worte findet Zedler: "Das ist eine Bankrotterklärung an die Demokratie." Den Vieren fehlt das Verständnis, wie nicht nur das von der Bürgergemeinschaft aufgesetzte und bei der Ratssitzung verteilte 20 Seiten starke Papier mit Bedenken gegen das Baugebiet, sondern auch die Stimmung im Dorf komplett ignoriert werden könnten. Es sei sehr wohl lauter, wenn Anlieger befürchten, zur Kasse gebeten zu werden. Wiegmann: Wenn kaputte, sanierungsbedürftige Straßen angefasst würden, könnten die Kosten umgelegt werden. Auch wäre es "fairer" die Resultate der Analyse abzuwarten, statt Ergebnisse vorzugreifen, sagt Sabine Melcher hinsichtlich der Bemerkung des SPD-Fraktionssprechers Friedrich-Wilhelm Reinecke den Ort doch nur in der Mitte ergänzen zu können. Möglichst schnell Bauland auszuweisen, sei eine "schnelle bequeme Entscheidung". Aus ihrer Sicht werde der mühsame Weg gescheut, bessere Ergebnisse zu erreichen. "Von einem Bürgermeister erwarte ich Respekt seinen Wählern gegenüber und eine sachorientierte Arbeit", fasst Wiegmann zusammen. Auch Melcher findet es "jammerschade, dass man in so einem kleinen Dorf nicht in der Lage ist, gemeinsam nach Lösungen zu suchen." Der Wunsch: eine Arbeitsgruppe "Dorfentwicklung" mit Bürgern und Ratsvertretern, in die auch die Ergebnisse der Studenten einfließen. Foto: jl
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Eine Bankrotterklärung und ein enttäuschendes Vorgehen
Bürgergemeinschaft kritisiert Äußerungen der SPD zu Baugebiet als "Gegentritt"
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