STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Rund 100 Männer, Frauen und Kinder sind im "Alevitischen Kulturzentrum Schaumburg" in Stadthagen zusammengekommen, um gemeinsam das Ende der traditionellen Fastenzeit zu begehen, die sich über zwölf Tage des Monats "Muharrem" erstreckt. Die Zeremonie steht am Abschluss der traditionellen Trauerzeit, mit der die Aleviten ihrer durch die Geschichte über Jahrhunderte andauernden Unterdrückung gedenken. Zu Beginn der Zeremonie sprach Frau Ayse Arslan sprach in der geistlichen Position die Gebetsverse, welche die Erinnerung an den Grund für das Fasten wecken. Anschließend verteilten sie und weitere Helfer die "Asüre", eine traditionelle Süßspeise. Diese besteht genau aus zwölf Zutaten, wie Weizen, verschiedenen Nüssen und Früchten. Die Zutaten können etwas variieren, wichtig ist die Zahl zwölf. Sie symbolisiert die Zahl der zwölf von den Aleviten als heilig verehrten Imame. Das Fasten geht auf die Schlacht von Kerbela im Jahre 680 nach Christus zurück. Das "Alevitische Kulturzentrum Schaumburg e.V." informierte in einer Pressemitteilung über die Hintergründe des Gefechts. Der dritte Imam und Enkel des Propheten Mohammed, Hüseyin, sei damals von den Truppen des Kalifen Yezid überfallen und eingeschlossen worden. In hoffnungsloser zahlenmäßiger Unterlegenheit habe er mit 72 Anhängern, Mitkämpfern und Familienangehörigen zunächst mehrere Tage schwer unter Hunger und Durst leidend ausgeharrt. Weil er sich geweigert habe, seinem Glauben abzuschwören, sei es zum Kampf gekommen, in dem die gesamte Gruppe einschließlich Frauen und Kindern getötet, viele grausam ermordet worden seien. Der überlieferte Jahrestag der Schlacht von Kerbela bildet den Höhepunkt in der Trauerzeit der Aleviten. Die Aleviten glauben an zwölf heilige Imame, die alle aus der Familie des Propheten stammen. Daher fastet die Glaubensgemeinschaft sinnbildlich einen Tag für jeden dieser zwölf heiligen Imame und um gleichzeitig der Schlacht zu gedenken. Am dreizehnten Tag des Monats wird dann die Süßspeise Asüre gekocht und an die Familie und Freunde verteilt. Dies geschieht auch aus Dankbarkeit für das Überleben des Imams Zeynel Abidin und für die Aufopferung der Imame für die alevitischen Nachkommen. Die Vertreter des "Alevitischen Kulturzentrums Schaumburg" betonen, dass die Erinnerung an die Schlacht von Kerbela auch dem Gedenken an alle Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten auf der Welt in Vergangenheit und Gegenwart diene. "So sprechen sich die Aleviten gegen jede Art von Unterdrückung, Erniedrigung und Verurteilung aufgrund von Kultur, Ethnie, Glauben und Nationalität aus", wie der Verein formuliert. Im Glauben der Aleviten stehe der Mensch und sein Wohl im Zentrum, jede Art von Handlung sei auf das Leben im Diesseits und nicht auf ein Jenseits ausgerichtet. Foto: bb
-
"Ein Zeichen gegen jede Art von Unterdrückung"
Der Alevitische Kulturverein Schaumburg begeht Ende der Fastenzeit
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum