RODENBERG (bb). Rund 250 Gäste haben in der evangelischen Kirche die Lesung der ehemaligen Hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann aus ihrem Buch "Schöne Aussichten auf die Besten Jahre" verfolgt. Und dankten bei der von der "Kulturkirche St. Jacobi" organisierten Veranstaltung mit begeistertem Applaus für eine optimistische Perspektivsetzung für die Jahre über 50. "Hätte ich damals schon gewusst, dass ich heute so glücklich sein werde, wäre ich damals nicht so unglücklich gewesen", zitierte Margot Käßmann einen ihrer Bekannten. Mit früheren Entscheidungen zu hadern belaste, führte sie aus. Zufriedener sei, wer die Wendungen als Teil seines Lebens akzeptiere. Und stets sei es wichtig, nach vorn zu schauen und Zukunftsperspektiven zu schaffen. Philosoph Kierkegaard habe es unübertrefflich formuliert: "Das Leben kann man nur rückwärts verstehen, aber es muss vorwärts gelebt werden". Immer wieder brachte die Autorin die Zuhörer bei ihrem leichtfüßigen Überblick zum Schmunzeln und Lachen, obwohl sie tiefergehende und ernste Themen nicht aussparte. So sei es wichtig, über den Tod zu sprechen. Das Thema werde tabuisiert, ein Versäumnis, das die Angehörigen oft in Probleme bringe. Beeindruckt habe sie die Stelle im Alten Testament als sich das Leben von Mose kurz vor Erreichen des gelobten Landes dem Ende neigte. "Seid getrost und unverzagt", gibt die Bibel als seine letzten Worte an. Loszulassen und den kommenden Generationen eine optimistische Grundhaltung mit auf den Weg zu geben sei gewiss eine vorbildliche Haltung, so Käßmann. Es gehe ihr in ihrem Buch auch darum, dazu beizutragen, das "Grausen vor dem Altern" zu nehmen. Eine größere Gelassenheit, geringerer Leistungsdruck, mehr Freiheiten und Wahlmöglichkeiten in der Alltagsgestaltung, Ruhestand und Alter brächten manche Vorzüge mit sich. Probleme seien natürlich nicht zu leugnen. Sie selbst habe sich erstmals alt gefühlt als sie über Face-Time mit ihrem Enkelkind kommunizierte. "Da siehst du jede Falte", erklärte sie unter dem Gelächter des Publikums. "Du machst wohl gar nichts", habe ihr eine Freundin einmal wenig charmant gesagt. Sie wolle den Trend zu chirurgischen Eingriffen nicht verurteilen, frage sich jedoch, "wie man in Würde altern soll, wenn niemand alt aussieht", so Käßmann. Foto: bb
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"Das Grausen vor dem Alter nehmen"
Lesung der ehemaligen Landesbischöfin Margot Käßmann in Rodenberg
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