1. Wenn Erdarbeiten zur tödlichen Falle werden

    Ein Novum: Einsatzkräfte üben mit Spezialisten den Ernstfall in 2,50 Metern Tiefe

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    RODENBERG (jl). Eine sechs Meter lange Grube klafft auf der Wiese hinter dem Feuerwehrhaus. Darin in 2,50 Metern Tiefe: ein unnatürlich verbogener Körper. Zum Glück ist es nur eine Puppe, die dort unten liegt. Der Anlass: Die Freiwillige Feuerwehr Rodenberg steckt inmitten einer Übung, für die sie die Spezialisten für Tiefbauunfälle von "Heavy-Rescue-Germany" zu Gast hat. "Ein Novum im mittel- und norddeutschen Raum", betont Zugführer Stefan Kommerein in einer kurzen Verschnaufpause. An dem Workshop nehmen Abordnungen aller Schwerpunktfeuerwehren und Hilfsorganisationen aus dem gesamten Landkreis Schaumburg, aber auch aus der Region Hannover und der Feuerwehrschule Celle teil. Insgesamt sind es 46 Einsatzkräfte. Nicht zuletzt der Bauboom -"Es gibt keinen Ort, wo es keine Baugrube gibt", so Kommerein - mache das Thema der Tiefbauunfälle präsenter denn je. Erst im vergangenen Jahr starb ein 23-Jähriger in einer Baugrube eines Neubaus in Mardorf. Er war unter Erdmassen verschüttetet worden. Auch in Groß Hegesdorf war Ende 2010 ebenfalls bei Erdarbeiten ein Mann gestorben und ein weiterer schwer verletzt worden. Wegen solcher Unfälle habe die Feuerwehr Rodenberg über die Jahre spezielles Material und die entsprechende Ausbildung akquiriert, erklärt Kommerein den Hintergrund der Übung: "Wir wollen sensibilisieren, dass sich die Kameraden auf solche Szenarien einstellen und so sicher wie möglich in den Einsatz gehen können." Denn die Gefahr, in die sie sich bringen, sei sehr groß. Daher steht an oberster Stelle der Eigenschutz, wie das Training hinterm Feuerwehrhaus verdeutlicht. Zunächst legen die Kameraden OSB-Bodenplatten aus und verschrauben sie miteinander, um keine punktuelle Last auf die Abbruchkanten zu bringen. Zur Lastverteilung dienen auch vier Meter lange Kanthölzer, die als Brücke über das Erdloch gelegt werden. In dieses lassen die Helfer senkrecht Rettungstafeln ein, das sind große Siebdruckplatten, die nachrutschende Erde abfangen. Mit pneumatischen Rettungsstützen werden sie fixiert, so kommt Stabilität in die Grube. Erst dann beginnen die Einsatzkräfte mit der "Patienten"-Rettung. "Das ist ein personal- und materialintensiver Einsatz", kommentiert der Zugführer. Dankbar sei man für die Unterstützung heimischer Betriebe. So hat die Firma Howind aus Hülsede die Rettungstafeln gefertigt, das Rüstholz hat die Stelling Holzbau GmbH aus Sachsenhagen gespendet. Foto: jl

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