"Darf ich ein Foto mit euch machen?"

Für zwei Tage mischten mein Freund und ich uns unter die vielseitig Kostümierten auf der Gamescom in Köln. Dank der Klimaanlagen in den Hallen war das trotz der zahlreichen Kleidungsschichten, die wir anhatten, wirklich gut auszuhalten. Von Halle zu Halle liefen wir in unseren Kostümierungen umher, machten Bilder mit Besuchern der Messe und hatten sichtlich Spaß damit, ein paar der Anwesenden zu erschrecken. Schließlich stellten wir mehrere Charaktere aus dem Horror-Computerspiel "Dead by Daylight" dar. Wenn wir uns gegenseitig über die Messe jagten, erhielten wir dafür laute Lacher und gespielte, erschrockene Schreie von den Besuchern, die die Szenen oftmals auch filmten. Viele riefen uns Komplimente für unsere Outfits hinterher, andere tuschelten und diskutierten, um welches Spiel es sich denn handeln könnte. Und wieder andere wollten eben ein Foto mit uns machen. So standen wir letztendlich in der sogenannten "Cosplay Village", um für ein paar Fotos bereit zu stehen und selber ein paar Gruppenbilder machen zu können. Auch mehrere professionellere Fotografen sicherten sich den ein oder anderen Schnappschuss und richteten ihre Kameras auf uns. Mein Freund durfte sogar in seinem Cosplay des abenteuerlichen Videospiels "Assassins Creed" einen kleinen Werbespot drehen. Unter meiner Maske fing ich jedes Mal an zu lächeln, wenn mir jemand ein Kompliment für mein Cosplay gab. Doch: "Keine fünf Minuten halte ich es mehr unter dieser Maske aus", erklärte mir ein junger Mann, den ich erst auf der Gamescom durch das Cosplay kennengelernt hatte. Er trug eine gelbe Schürze und hielt eine aus Pappe gebastelte Kettensäge in der Hand. Auf seinem Kopf saß eine Maske, die aussah wie ein aus Hautresten zusammengesetztes Gesicht mit krausen, braunen Haaren. Als er die Maske abnahm, lief ihm der Schweiß die Stirn herunter. Denn unter unseren Masken wurde es wirklich heiß. "Da kann ich dir nur zustimmen", erklärte ich ihm und setzte mich auf den Boden. Vom vielen Laufen und für Fotos posieren taten mir die Füße schon weh. Dennoch konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen, als uns erneut ein junger Mann fragte, ob er nicht ein Foto mit uns machen könnte. Ein Cosplayer zu sein war manchmal eben wirklich anstrengend. Foto: jb