1. Riehe ist älter, als bislang angenommen

    Archäologische Grabung auf dem Lindenbrink legt Erstaunliches frei / Ehrenamtliche Helfer aus Bremen mit dabei

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    RIEHE (jb). Nachdem bereits im vergangenen Jahr bei einer geophysikalischen Untersuchung des Lindenbrinks bei Riehe erstaunliche Funde aus dem frühen Mittelalter zutage kamen, wurde die archäologische Untersuchung des Gebiets in diesem Jahr weitergeführt. Mithilfe einer Grabung konnten weitere Überreste längst vergangener Zeiten freigelegt werden. Damit wurde jetzt die Theorie, dass auf dem Lindenbrink einst einmal die ersten Häuser des Ortes gestanden haben mussten, tatsächlich bestätigt. Riehe ist damit älter, als gedacht. In Kooperation mit dem Verein Glück-Auf in Riehe und dem ehrenamtlichen Beauftragten für archäologische Bodendenkmalpflege, Ronald Reimann, wurden bereits in den letzten Jahren zahlreiche Begehungen auf dem Lindenbrink durchgeführt. Jetzt waren unter der Leitung des Kommunalarchäologen Dr. Daniel Lau das gesamte vergangene Wochenende über zwei Dutzend ehrenamtliche Helfer - teilweise aus Bremen oder Bremerhaven - vor Ort, um an drei Stellen auf dem Lindenbrink den Untergrund zu erforschen. Unter erschwerten Bedingungen - Hitze, Wind und harter Boden - legten die Beteiligten an zwei der drei Stellen Erstaunliches frei. Zahlreiche kleine und größere Relikte Teile eines Pferdegeschirrs, ein vergoldeter Anhänger eines Zaumzeuges, verzierte Fibeln, Metallfunde aus dem 9. und 10. Jahrhundert und vieles mehr wurden seit 2012 auf dem Lindenbrink gefunden. Und auch dieses Mal konnten bereits nach kurzer Zeit kleinere Funde, wie gut erhaltene Knochen oder Scherben, ausgegraben werden. Auch ein Stück eines Knochenkammes aus dem 9. bis 13. Jahrhundert und eine Klinge eines Feuersteinmessers, das etwa 1200 Jahre alt ist, stellten die Beteiligten sicher. Diese Relikte ließen darauf schließen, dass hier vor mindestens 1000 Jahren die ersten Christen im Schaumburger Land siedelten. Das konnte zusätzlich eine der drei Grabungsstellen bestätigen. Anhand der spezifischen Bodenbeschaffenheit wurde deutlich, wo einmal ein Doppelpfosten eines Hauses in den Boden getrieben wurde. "Das ist der definitive Beweis, dass hier einmal Häuser einer größeren, mittelalterlichen Siedlung gestanden haben müssen", erklärt der Kommunalarchäologe. An einer weiteren Stelle legten die Ehrenamtlichen zudem einen Graben frei. In dessen Lehm- und Kalkschicht blieben sogar ein paar Knochen sehr gut erhalten. Fundstelle ist sehr bedeutsam Ein vermuteter Brunnen stellte sich letztlich nur als ein altes, langes Metallrohr heraus, das senkrecht im Boden steckte. "Das ist natürlich schade. An anderer Stelle hätte man vielleicht weitere Relikte finden können", erklärt Lau etwas enttäuscht. Denn noch zahlreiche weitere Funde könnten sich im Acker verstecken. Doch das gehöre nun mal zum Berufsbild des Archäologen dazu. "Es ist immer wieder eine Reise ins Ungewisse. Umso schöner, wenn man solch seltene Relikte findet." Derartige Funde seien im gesamten Landkreis Schaumburg nur sehr selten, was zuletzt auch daran läge, dass das 9. bis 13. Jahrhundert hier nur wenig erforscht sei. Daher sei die Fundstelle so bedeutsam. Die Resultate der neuen Untersuchungen werden vermutlich im Laufe des Jahres erneut in einer Ausstellung präsentiert. Die Ergebnisse der Grabungen inklusive Karten und Fotos sind zudem zum Teil unter www.riehe.de einzusehen. Einen Dank richtete Dr. Daniel Lau an Ralf Schröder und Ronald Reimann, an den Landeigentümer, den Pächter und die vielen Unterstützer und Helfer für ihr ehrenamtliches Engagement. Foto: jb

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