LANDKREIS (al). Politiker fordern, Jagdgenossen machen mit, Privatpersonen handeln: Überall in der Samtgemeinde Rodenberg blüht es trotz anhaltender Trockenheit in diesen Wochen. Die Menschen haben bunte Wiesenblumen neu entdeckt, seitdem das Insektensterben offenkundig geworden ist und alle Welt den Bienen und ihren wildlebenden Artgenossen etwas Gutes tun will. Natürlich gab es schon seit jeher Grundbesitzer und Gartenliebhaber, die anstelle von kurz geschorenem Rasen oder Steinwüsten im Vorgarten Pflanzen à la Bienenweide pflegten. Doch seit einigen Monaten sind Kommunalpolitiker auf die Idee gekommen, vermeintliches Brachland oder intensiv gemähte Rasenflächen anderweitig zu gestalten. Vor allem Mitglieder von Wählergemeinschaft und Grünen begannen einen regelrechten Kreuzzug für mehr Grün und Bunt in allen Räten. Die Lauenauer Ratsfrau Rosita Vollmer (Grüne) zum Beispiel wartete mit akribisch erstellten Skizzen und Bildern auf, wo denn Blühstreifen angelegt werden könnten. Mit Erfolg: Eine ehemalige kleine Ackerfläche nahe dem Feggendorfer Friedhof verwandelt sich gerade in ein sehenswertes Objekt. Und im Volkspark können Spaziergänger beobachten, wie sich Schmetterlinge und Insekten in der bunten Blütenpracht tummeln, während der frisch gemähte Rasen gleich nebenan von ihnen verschmäht wird. Gerade die Wildbienen liegen ihr am Herzen. Da diese nur einen sehr geringen Flugradius haben, müssen Blühflächen vernetzt werden und neben ausreichendem Nahrungsangebot auch Nistmöglichkeiten und -material finden. Mit Zustimmung der übrigen Ratsmitglieder werden deshalb die Blumenparzellen nicht gemäht, sondern bleiben bis zum Frühjahr stehen. So lange behalten sie ihre Funktion als Futterpflanze, dienen Schmetterlingen zur Eiablage und Verpuppung und bieten Vögeln Winterfutter. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte sich einen Termin merken: Jakob Grabow-Klucken vom BUND Niedersachsen will am Donnerstag, 29. August, um 18 Uhr im Lauenauer Bürgerhaus über Hummeln und Wildbienen referieren. Dass bereits ein kleiner Seitenstreifen zu einem attraktiven Hingucker werden kann, haben Soldorfer Einwohner bewiesen. Auch hier kam der Impuls aus der Politik: Elisabeth Rautenberg-Röver (Grüne) gewann mit einem Rundschreiben mehrere Einwohner, damit diese gemeinsam werden konnte. Auch hier leistete der Bauhof der Samtgemeinde die Vorarbeiten, indem er die alte Grasnarbe beseitigte. Das Harken, Einsäen und vor allem da regelmäßige Angießen besorgte die Soldorfer Gruppe selbst. "Natürlich haben wir dafür Brunnenwasser und kein kostbares Trinkwasser genommen", beteuert Rautenberg-Röver. Die Mühen haben sich gelohnt. Ein fast geschlossener Blütenteppich erstreckt sich entlang der ersten Meter des Friedhofsweges. Und weil Natur sich nur zu gern mit Kunst verbinden lässt, sorgte die Soldorferin Jutta Resas für eine gleichermaßen originelle wie treffende Dekoration: "Das Herz in der Hand", symbolisiert die kleine Figur, die sich auf einem Stuhl räkelt. Schließlich haben die Helfer auch mit viel "Herz" das Beet angelegt. Was die Initiatorin am meisten freut: Dem Engagement auf öffentlicher Fläche folgten private Maßnahmen: "Mehrere Soldorfer haben Blühstreifen und -beete in ihren Gärten angelegt." Dies zeige, dass die Bevölkerung die notwendige Hilfe für Insekten erkannt habe. Dass vor allem Friedhöfe sich für gleichartige Maßnahmen eignen, hatte im zuständigen Fachausschuss des Samtgemeinderates die Feggendorferin Nicole Wehner (WGSR) vorgeschlagen - und damit viel Zustimmung erzeugt. In ersten Schritten wurden Flächen in Rodenberg, Apelern und Messenkamp ausgewählt. Doch nicht überall stellte sich der erwünschte Erfolg ein, wohl auch wegen der anhaltenden Trockenheit. Dies wird am Beispiel Messenkamp deutlich, wo gerade einmal auf einem Drittel der Fläche das Saatgut gekeimt hat. Was dort aber besonders positiv ist: Auf das Mähen der großen Grünfläche, in deren Mitte eine vor Jahren gepflanzte Süntelbuche prächtig gedeiht, ist in diesem Jahr verzichtet worden. So tragen viele hohe Gräser dazu bei, Insekten anzulocken. Foto: al Zitatkästen: Blühflächen müssen vernetzt werden, um Wildbienen Nahrung und Nistmöglichkeiten zu bieten. Rosita Vollmer, Lauenau Mehrere Einwohner haben Blühstreifen angelegt, weil sie die notwendige Hilfe für Insekten erkannt haben.
-
Es grünt so grün … mit bunten Tupfern
In der Samtgemeinde locken Blühstreifen nicht nur Insekten / Unscheinbare Flächen verwandeln sich in Sehenswertes
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum