LANDKREIS (bb). Unter vielen Sportvereinen in Deutschland sorgt die Empfehlung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) für Verunsicherung, die Verwendung von Kunststoffgranulat auf Kunstrasenplätzen stark einzuschränken. Die heimischen Sportverbände warnen davor, auf diese Überlegungen panisch zu reagieren. Außerdem verfügen in Schaumburg vergleichsweise wenige Vereine über entsprechende Anlagen. Eigentlich ordnen Verbände und Kommunen den Kunstrasenplätzen einen hohen Stellenwert zu. Gerade in großen Städten aber auch kleineren Orten sollen sie ein wichtiges Element der Sportinfrastruktur bilden. Schließlich können sie praktisch ohne Ruhephasen von vielen Mannschaften in hoher Frequenz genutzt werden. Unter Belastungen, unter denen sich Rasenplätze in holprige, ackerähnliche Flächen verwandeln, bieten die "Plastikwiesen" einen Untergrund mit nahezu gleichbleibend hoher Qualität. Nun verweist die ECHA in einem Bericht an die EU-Kommission jedoch darauf, dass das auf den Kunstrasenplätzen verwendete Granulat zu einer bedeutenden Abgabe von Mikroplastik in die Umwelt beitrage. Die kleinen Kügelchen, die als Befüll-Material dienen, werden in die Umwelt ausgetragen und verbreiten damit Mikroplastik, so die Analyse der Wissenschaftler. Über den Boden, das Grundwasser und die Kanalisation könnte dieses auch in die Nahrungskette gelangen. Die ECHA bringt deshalb ein Verbot solcher Füllmaterialien in die Diskussion. Wegen solcher Überlegungen sollten Vereine mit Kunstrasenplätzen nicht in Panik verfallen, wie Hagen Rank, Geschäftsführer des Kreissportbund Schaumburg (KSB) festhält. Eine Verunsicherung, wie sie im Zuge der Einführung der Datenschutzgrundverordnung aufgetreten sei, gelte es zu vermeiden. Wichtig sei zu betonen, dass Agentur und Kommission nicht die Kunstrasenplätze an sich als problematisch ansehen würden, sondern das als Füllmaterial verwendete Granulat. Deutscher Fußballbund und Niedersächsischer Fußballbund wenden sich mit Informationsschreiben an die Vereine. Unter anderem mit dem Hinweis, dass das Prüfungsverfahren durch die ECHA nicht abgeschlossen sei. Die Agentur wiege noch verschiedene Stellungnahmen ab. Unter anderem bringe sich der DFB ein und wolle nachweisen, dass der Austrag von Mikroplastik durch das Granulat der Kunstrasenplätze nicht so umfangreich sei, wie dies die ECHA annehme. Eine endgültige Empfehlung der Agentur an die EU-Kommission sei dann erst Anfang 2020 zu erwarten. Anschließend muss die Kommission entscheiden, wie sie mit der Empfehlung verfährt. Sollte es zu einem Verbot kritischen Granulats kommen, sprechen sich die Verbände für großzügige Übergangsfristen aus. Und für Lösungen, etwa bei einem möglicherweise nötigen Austausch von Füllmaterial, welche die Vereine bei der Bewältigung der Kosten nicht allein lassen. Foto:bb
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"Nicht in Panik geraten wegen Granulat-Diskussion"
Verfahren zur Bewertung des Füllmaterials von Kunstrasenplätzen läuft noch / Endgültige Empfehlung erst 2020
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