1. Der "Hörtester" schnarrt wie eine Fahrradklingel

    Lauenauer Amts- und Fleckenmuseum zeigt historische medizinische Geräte

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    LAUENAU (al). Einen ganz besonderen Aspekt lokaler Historie zeigt in diesen Wochen das Amts- und Fleckenmuseum in Lauenau. Es geht um die medizinische Versorgung in alter Zeit. Etliche Einwohner konnten sich dabei auch an die Ärzte erinnern, die im Flecken in der Vor- und Nachkriegszeit praktizierten. Manche betagten Sprechzimmergeräte durften sogar ausprobiert werden. Natürlich kam die Geburtshilfezange nicht zum Einsatz. Und auch die Flohfalle in Form eines handelsüblichen Tee-Eis blieb mangels Ungeziefer im Haus in der Vitrine liegen. Doch den "Hörtester", der sich als eine Art Fahrradklingel entpuppte, wollte mancher Gast gern ans Ohr halten. Andere hatten dagegen vor den immer noch scharfen Skalpellen in einem Sterilisatorfach gehörigen Respekt. Das vom Vorsitzenden Jürgen Schröder angesetzte antike Blutdruckmessgerät sorgte für einige Lacher - und beim Museumschef für einen spontanen humorigen Doktortitel. Allerdings waren vor allem ältere Besucher erstaunt über die vielen Fakten, die die vom Heimatbund Bad Münder übernommene Wanderausstellung ergänzten. Fast alle Mediziner, die im 20. Jahrhundert in Lauenau praktizierten, wurden mit Bild und etlichen überlieferten Fakten dargestellt. So blickte Axel Baumgarten bei Patientenbesuchen regelmäßig in die Kochtöpfe. Nicht aus Neugier, wie Schröder nachhaltig versicherte, sondern zur Kontrolle, ob angesichts der schlechten Versorgung in der Nachkriegszeit die Ernährung Chance auf Genesung bot. Sein Kollege Heinrich Dietzel benutzte in der von Papierknappheit betroffenen Nachkriegszeit kleine Zettel für Rezepte. Walter Ostermeyer schauderte es geradezu bei dem Gedanken, einen Zahn ohne Narkose gezogen zu bekommen. Aber das mulmige Gefühl wollte er einmal erleben und nahm auf einem alten Zahnarztstuhl Platz, der früher bei Reihenuntersuchungen in den Casala-Werken Verwendung fand. Kai Witthinrich, Historiker und Autor aus Bad Münder, zitierte aus seinem im Vorjahr erschienen Buch zum Thema. Eigentlich müsste der Band eine Fortsetzung erhalten - mit einem speziellen Rückblick auf das Lauenauer Medizinwesen. So viel hat sich aus alter Zeit überliefert. Besucher erhalten bis auf Weiteres Gelegenheit, dies im Rahmen der üblichen Öffnungszeiten an jedem ersten und dritten Sonntag von 14 bis 17 Uhr zu studieren. Foto: al

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