1. Das alte Haus beschäftigt die Forscher auch weiterhin

    Türsturz mit Jahreszahl gibt Rätsel auf / Weist Hausnummer auf Rundteil hin? / Heimatverein auf Spurensuche

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    LAUENAU (al). Das kleine Haus ist Geschichte. Die Kate, die mehr als zwei Jahrhunderte an der Ecke "Scheunenfeld""Rundteil" stand, hat ein Bagger abgerissen. Seit der vergangenen Woche gähnt ein leerer Platz hinter dem Bauzaun und wartet auf eine neue Verwendung, wenn in absehbarer Zeit die gesamte Ortsmitte für einen Edeka-Neubau umgestaltet wird. Doch obwohl kein Balken und kein Stein mehr zu sehen ist, beschäftigt das Haus Kölle die lokalen Forscher wohl noch eine lange Zeit. Denn hinter dem Schieferbehang der Fassade versteckte sich ein Türsturz mit aufgemalten Ornamenten, der Jahreszahl "Anno 1789" und der Hausnummer 38. Als die Baggerzähne sich überaus behutsam an Fachwerk, Decken und Wänden zu schaffen machten, schien zunächst noch alles klar. Backsteine unterschiedlicher Güte füllten die Gefache aus, hier und da Lehmziegel und sogar noch Flechtwerk mit Lehmschlag aus ursprünglicher Zeit. "Das Haus ist immer wieder verändert und modernisiert worden", bemerkte der Soldorfer Experte Manfred Röver dazu anerkennend. Vor allem eine nach seiner Ankunft "sehr seltene" Rauchhaube hatte es ihm schon vor Jahren angetan. In der früheren Küche öffnete sich über der damals noch offenen Feuerstelle ein Abzug, der mit der direkt daneben gelegenen Räucherkammer verbunden war. Röver war dabei, als jetzt am ehemaligen Hauseingang ein hellblau gestrichener Türrahmen auftauchte. "Typisches 'Kleine Leute'-Haus", urteilte Röver zunächst über den kleinen Balken. Während die Fassaden landwirtschaftliche Gebäude oder großer Bürgerhäuser oft die Namen der Erbauer und ein frommer Spruch zierten, waren hier nur ein gemaltes Schmuckband und die Inschrift "Anno 1789" angebracht. Die Jahreszahl stimmte mit dem Ergebnis einer früheren dendrochronologischen Untersuchung der im Gebäude verwendeten Eichenbalken weitgehend überein. Doch ins Grübeln kam Röver, bei der Hausnummer. Denn das Gebäude war als Nummer 50 registriert. Die 38 gehörte nach den beim Lauenauer Heimat- und Museumsverein vorliegenden Listen dem Haus am nahen "Rundteil", das dort heute die Nummer 5 trägt. Dass der Türbalken von dort stammen könnte, belegt ein altes Foto vom "Rundteil" aus dem 19. Jahrhundert. Auf dem Bild, das Heimatvereins-Vorsitzender Jürgen Schröder gefunden hat, ist an dem fraglichen Gebäude die Eingangskonstruktion erkennbar, die dem am Haus Kölle gefundenen Zustand entspricht. Röver will den Wechsel nicht ausschließen. So wie früher alte Eichenbalken in neuen Gebäuden Verwendung fanden, seien zur Kostenersparnis auch andere Materialien weitergegeben worden. Auch Schröder will nun der "Geschichte weiter auf den Grund gehen". Mit dem Bauexperten Röver ist er sich inzwischen einig: Spuren eines schwach verlaufenden Bogenansatzes lassen erkennen, dass die Seitenpfosten einmal anders positioniert gewesen sind. Dies spreche für eine frühere anderweitige Verwendung. Foto: al

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