1. "Unsere Region wird missachtet"

    Die neue Schnellbahntrasse: Marja-Liisa Völlers diskutiert mit Mitgliedern der Bürgerinitiative

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    BAD NENNDORF (jb). "Ich bin äußerst frustriert, wie mit uns Abgeordneten und den betroffenen Bürgern umgegangen wird", sagte SPD-Bundestagsabgeordnete Marja-Liisa Völlers aufgebracht. Sie war zu der jüngst stattgefundenen Jahreshauptversammlung der Bürgerinitiative (BI) "Mit Masse gegen die Trasse" eingeladen worden und berichtete unter anderem über den aktuellen Sachstand, was die neue Schnellbahntrasse zwischen Bielefeld und Hannover angeht. "So kann das nicht weitergehen", machte sie klar. Bereits seit Oktober des vergangenen Jahres sorgte der erste Gutachterentwurf des "Zielfahrplan Deutschland-Takt" für Diskussionen und Spekulationen rund um eine Schnellbahntrasse durch Schaumburg, auf der ICEs künftig durchgängig mit 300km/h unterwegs sein sollen. Das Ziel der geplanten Infrastrukturmaßnahme zwischen Hamm und Hannover sei vor allem die Verkürzung der Reisezeit auf unter eine Stunde, sodass ICEs zur vollen und zur halben Stunde in Hamm, Bielefeld und Hannover halten könnten, heißt es in einem Schreiben des Staatssekretärs des Verkehrsministeriums Enak Ferlemann. ICEs sollen so in nur noch vier Stunden zwischen Berlin und Köln pendeln statt der vorherigen Fahrzeit von vier Stunden und 40 Minuten (wir berichteten). Wenig konkrete Aussagen
 sind unbefriedigend Bereits damals machten Völlers und auch die Bürgerinitiative klar, dass die wenig konkreten Aussagen des Bundesverkehrsministeriums hinsichtlich der Beteiligung des Deutschen Bundestags im weiteren Verfahren und den Verlauf der Trasse sehr unbefriedigend seien. Bis heute habe sich diese Meinung nicht geändert. Das Hauptproblem bestehe eben weiterhin darin, dass niemand genau weiß, wo die Trasse denn verlaufen soll. Ständig werden neue mögliche Varianten ins Spiel gebracht, doch niemand legt sich wirklich fest. Zwar werde laut Aussagen von Ferlemann der Neubau der Strecke entlang der A2 bevorzugt, dennoch werde der Landkreis immer wieder "aufgehuscht", so Völlers. "Wir sind weiterhin für einen trassennahen Ausbau", machte Katrin Hösl, 1. Vorsitzende der BI zudem klar. "Doch Ferlemann windet sich und fasst nichts Konkretes. Genau das ist unser Problem. Deswegen hoffen wir, dass das langsam mal in Gang kommt." Besonders gefreut hatten sich die Vertreter der BI vor allem, als sich am 13. Juni die "BI Auetal" mit insgesamt 86 Mitgliedern gegründet hatte und sie nun auch vom Auetal Unterstützung bekommen. Auch dass man im Landkreis tätig werde, halten die Mitglieder der BI für sinnvoll. "Denn niemand möchte etwas planen und dann kommt dort plötzlich die Trasse durch", sagte Hösl. Missachtung einer 
gesamten Region Durch eine Anfrage der Grünen Bundestagsfraktion im Mai ergab sich, dass die geplante Neubau-Trasse Bielefeld-Hannover in der Priorität nach oben gestuft wurde. Die ersten Planungen seien offenbar schon angeschoben worden. "Meine Kollegen und ich schreiben fast wöchentlich Anfragen an das Verkehrsministerium, denn von alleine kommt nichts", erklärte Völlers frustriert. "Ich weiß nicht, warum man so mit uns umgeht. Wir müssen quasi um einen Termin mit Ferlemann betteln, um überhaupt über die neue Bahnstrecke sprechen zu können. Immer muss man den Aussagen hinterher laufen", sagte die Bundestagsabgeordnete. "Dadurch fühle ich mich nicht nur als Abgeordnete missachtet sondern bin auch frustriert darüber, wie mit den Bürgern umgegangen wird. Wir haben ein Anrecht darauf, dass wir in die Planungen miteinbezogen und unsere Interessen berücksichtigt werden." Dem konnten die Mitglieder der BI mit einem Applaus nur zustimmen. Mit einem letzten Appell richtete sich Völlers noch einmal an alle Schaumburger: "Schreibt andere Abgeordnete an und macht sie auf das Problem aufmerksam, damit wir hier in der Region wahr und ernst genommen werden. Wir haben alle viele Fragezeichen und wünschen uns wirklich Antworten." An einer Mitgestaltung habe die Region nur eine Chance, wenn alle gemeinsam vorgehen würden. Teilnahme am Bürgerdialog Anfang diesen Jahres hatte das Verkehrsministerium angekündigt, dass es einen Bürgerdialog im nächsten Jahr geben würde. Erst dann könnten Land und Kommunen angehört werden und über mögliche Trassenführungen abstimmen. "Daran nehmen wir definitiv teil. Es sollte nicht gegen die Bürger geplant werden", machte die 1. Vorsitzende der BI klar. Völlers wies zudem darauf hin, dass, wenn bereits jetzt ein solcher Dialog geplant sei, auch schon konkretere Trassenführungen vorliegen müssten. "Wenn im Bürgerdialog so mit uns umgegangen wird wie derzeit, dann bin ich dem noch sehr skeptisch gegenüber", sagte Völlers zudem. Gespräch mit den Mitgliedern Ein Mitglied der Bürgerinitiative machte darauf aufmerksam, dass man den Güterverkehr dennoch nicht außer Acht lassen sollte. Auch solle man nicht immer nur Richtung Neubautrasse argumentieren. Das Geld würde für die Trasse "verbraten" werden und für den Nahverkehr bliebe nichts mehr übrig. Niedersachsen würde zudem lediglich als Transitland bezeichnet werden, da hier "nur" zwei Millionen Menschen durch die Schnellbahntrasse betroffen wären. In Nordrhein-Westfalen (14 Mio.) und Berlin wären es eben deutlich mehr Betroffene. "So kommt es mir vor, als wären wir weniger wert als die anderen Bürger", machte sich eines der Mitglieder Luft. Insgesamt waren 31 der insgesamt 135 Mitglieder der BI anwesend. Foto: jb/pixabay

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