1. Der Priester ist "aus

    Pfarrer Peter Wolowiec spricht über aktuelle Themen in der Kirche

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    RINTELN (ste). Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums von "Pater Peter" (Peter Wolowiec), dem Pfarrer der beiden Gemeinden St. Sturmius Rinteln und St. Bonifatius Hess. Oldendorf mit den angeschlossenen Kirchen St. Maria Hemeringen und St. Hedwig Großenwieden, gab es in der Rintelner Kirche ein große Kirchfest mit Jubiläumsgottesdienst. Das Schaumburger Wochenblatt nahm das Jubiläum des Pfarrers zum Anlass, einmal genau bei ihm nachzuhaken und ihm Fragen zu aktuellen Themen zu stellen. Skandale erschüttern die katholische Kirche bei Missbrauchsfällen, immer mehr Menschen kehren den Kirchen den Rücken und Frauen fordern ihr Recht auf mehr Verantwortung in der katholischen Kirche ein. Wie steht Pfarrer Peter Wolowiec zu den Themen der Zeit? Hier die Antworten auf die Fragen des SW: SW: Lieber "Pater Peter": Wie viele Gemeindemitglieder hat die katholische St. Sturmius Gemeinde heute, wie viele waren es vor 25 Jahren? Peter Wolowiec: Die Gemeinde zählt zur Zeit 4969 Gläubige. In den letzten 25 Jahren ist die Zahl der Mitglieder in Hess. Oldendorf und Rinteln jeweils 2600. Die Zahl ist schwankend mal mehr mal weniger. SW: Hat die Kirche mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen und wie begegnen sie und die Gemeinde diesem? Peter Wolowiec: Eigentlich ist kein Mitgliederschwund zu verzeichnen, sondern eine ganz normale Entwicklung. Die Gemeinde ist auch mit der wirtschaftlichen Entwicklung und Infrastruktur verbunden. Vor der Wende ist sie eher eine "schlesische Gemeinde" in HO und Rinteln gewesen. Im Laufe der Zeit sind mittlerweile 25 Nationen in der ganzen Gemeinde vertreten. Was auf die Katholische-Allgemeine-Universale Kirche zeigt. SW: Die katholische Kirche hat in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen, angefangen mit dem sogenannten "Problembischof" Tebartz-van Elst. Was würden Sie dem offensichtlich verschwendungssüchtigen Bischof gerne mit auf den Weg geben und wie schafft die Rintelner Gemeinde es, die Kirche noch finanziell in Schwung zu halten? Peter Wolowiec: Jeder von uns ist der Versuchung ausgesetzt, das Materielle zu genießen. Das verschafft uns ein Gefühl der Sicherheit und "kürzt" die Sichtweite, was uns vortäuscht in dem Besitz die Erfüllung finden zu können. Dieser Versuchung ist auch der Bischof, Papst, Priester, Manager oder jeder "normale" Mensch ausgesetzt und vor der Konsequenz der Entscheidung nicht verschont. Was ich aus dem mache, was mir anvertraut ist, trifft auf die Frage: Was brauche ich wirklich? Auch der genannte Bischof hat ein Recht, eine Badewanne zu haben, ist nur die Frage: Muss sie so groß sein? Ich selber fahre ein großes Auto, mindestens optisch. Aber es ist für mich "mein Wohnzimmer", da ich monatlich über 3.000 km dienstlich unterwegs bin. Ich glaube ohne meine "Karre", die in sechs Jahren zweihunderttausend km ohne Probleme geschafft hat, wäre meine Arbeit erheblich komplizierter. Was die Finanzen der Gemeinde betrifft, muss ich die Mitglieder des Kirchenvorstandes loben. Sie sorgen sich um das Gemeindewohl. Ich sage immer wieder: Der Pfarrer kommt und geht, aber die Gemeinde bleibt! Dank der guten Arbeit des KVs wird das Geld sorgfältig, geprüft ausgegeben, was auch nicht weitreichende Investitionen ausschließt, die sich mit der Zeit auszahlen. Daher mache ich mir keine Sorgen um die Finanzen unserer Gemeinde. Da habe ich "wache Köpfe", die wissen was unser Gemeinde guttut. SW: Zweites Problemkind der Kirche: Missbrauch. Warum tut man sich so schwer damit, eine klare Kante gegen Missbrauch zu finden und was begünstigte ihrer Meinung nach den Missbrauch in der Kirche? Peter Wolowiec: Missbrauch ist ein sehr komplexes Thema. Deshalb nur ein paar Worte, was die Situation betrifft. Es ist tragisch, dass man solche Situationen in der Kirche erlebt. Missbrauch verletzt nicht nur die Opfer, sondern auch jeden einzelnen Gläubigen, der dieser Institution-Kirche das Vertrauen geschenkt hat. Das wiederum stellt die Frage: Ist die Kirche ein gewolltes Werk Gottes, wo der Mensch Zuflucht und Liebe erfahren kann? Der Faktor Mensch, die größte "Schwachstelle" in diesem Bau, wird immer das größte Problem sein, so lange der Mensch sich selber sucht und nicht den Schöpfer und Erlöser, sind alle möglichen menschlichen Schwächen denkbar. SW: Hat das starre hierarchische System der Kirche noch Zukunft? Oder ist die Macht auch für Kirchenobere zu verlockend sie auszukosten? Peter Wolowiec: Was die Amtskirche und die Hierarchie betrifft, die Antwort ist eher klar. Jesus hat den Aposteln die Vollmacht gegeben und die Apostel haben in den Gemeinden die Ältesten eingesetzt, die für die Gemeinde gesorgt haben. Diesbezüglich wird sich nichts ändern, hier wird der Wille des Herrn gesehen, der sich bis heute auf diese Art und Weise erfüllt. SW: Ist die Stellung der Frau in der katholischen Kirche auf absehbare Sicht noch auf die bisherigen Tätigkeiten begrenzbar, oder sollte ihrer Meinung nach auch Frauen die Priesterweihe offen stehen? Was spricht eigentlich dagegen? Peter Wolowiec: Frauen in der Kirche haben einen besonderen Platz und das war zu Jesus Zeiten auch nicht anders. Vielleicht ist nicht gezielt darüber die Rede, aber auch viele Lebensabschnitte Jesu sind nicht dargestellt. Was immer dazu verführt, vieles frei zu interpretieren. Ich glaube, dass Frauen auch eine aktive Rolle in der Kirche anvertraut wird. Was die Einzelheiten betrifft, kommt die Antwort mit der Zeit. Schauen Sie nur auf solche Veränderungen, wie Lektoren- und Kommunionhelferdienste. Der Hl. Geist ist der Geist der Dynamik, die man nicht aufhalten kann. SW: Thema "Zölibat": Ist sexuelle Enthaltsamkeit und der Verzicht auf Heirat tatsächlich Gottgewollt und wie ist ihre persönliche Haltung dazu mit Blick auf die Kirche von morgen? Peter Wolowiec: Das Thema Zölibat wird nicht unbedingt eine Lösung geben, was wir aus anderen Kirchenlandschaften erfahren dürfen. Vielleicht ist das eine Alternative, die man nach jahrelanger Praxis jetzt umsetzt, aber das wird die Zukunftsfrage der Amtskirche sein. SW: Gibt es in der katholischen Kirche tatsächlich - wie vom Spiegel 2002 recherchiert - Priester, die ihre Kinder verleugnen oder sich vor der Öffentlichkeit mit ihnen verstecken? Gibt es einen Fond für uneheliche Kinder in der katholischen Kirche? Angeblich soll jeder dritte Priester ein uneheliches Kind haben. Peter Wolowiec: Was der Spiegel berichtet hat und wo Sie die Quellen gefunden haben, um solche Aussagen zu machen, ist für mich nicht zugänglich. Vielleicht haben Sie handfeste Beweise, die das bestätigen können. Mir ist leider nichts dergleichen, wie Fonds für Kinder, bekannt, und ich muss zugestehen, dass diese Thematik in meinem Kreis nie laut angesprochen worden ist. Vielleicht war das früher ein Thema. Heute entscheiden sich die Priester, wenn sie Vater werden, eher für die Familie als für ein Leben in "Spaltung". SW: Als "Pater Peter" machten Sie sich bereits im Duderstädter Bereich einen überaus guten Namen. Was unterscheidet die Gemeinde in Rinteln von der vorherigen? Peter Wolowiec: Was das Eichsfeld und die Arbeit dort betrifft: Ich bin der Gleiche wie hier. Das einzige was sich verändert hat, ist die Größe der Gemeinde und ihr territorialer Umfang. Mit Sicherheit konnte ich früher mehr Seelsorger sein. Heute bin ich noch Seelsorger und was kommt morgen? Ich hoffe, dass wir es nie vergessen: Priester ist aus dem Volk und für das Volk. Foto: ste BUZ I (Pfarrer) Pfarrer Peter Wolowiec feiert sein 25-jähriges Priesterjubiläum und stellt sich den Fragen des Schaumburger Wochenblatt. BUZ II (Kirche Außenaufnahme mit Sonne im Hintergrund) Die katholische St. Sturmius Kirche steht wie ein Fels in der Brandung. Die Skandale der großen Mutterkirche konnten der aktiven Gemeinde bislang nichts oder nur wenig anhaben. BUZ III (in der Kirche) Der feierliche Gottesdienst in St. Sturmius.

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an