1. Ein summendes Naturschauspiel vor der eigenen Haustür erleben

    Wenn ein Bienenschwarm das Weite sucht und unter das eigene Hausdach ziehen will

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    Die Bienen, die um das zusammengerottete Volk umherfliegen, erklärt Heinrich Gröling, seien die Suchbienen, die die neue Bleibe ausgekundschaftet haben. Wie viele es wohl insgesamt sind? "Bestimmt 25.000", sagt der 72-Jährige, der bei Meinsen und Hülsede insgesamt 15 Völker sein Eigen nennt. Eines zähle im Schnitt 60.000 Bienen, macht in seinem Fall also fast eine Millionen Arbeiterinnen. Und die werden in den Monaten Mai und Juni, während der sogenannten "Schwarmzeit", höchstgerade aktiv. Heißt: Sie legen sogenannte Weiselzellen an, um darin innerhalb von 16 Tagen eine neue Bienenkönigin aufzuziehen. Bevor diese jedoch schlüpft, zieht die alte Königin mit der Hälfte des Volkes aus und setzt sich in der Nachbarschaft als Schwarmtraube entweder in einen Baum - oder eben an eine Dachrinne, schmunzelt Gröling, der sich seit mehr als 35 Jahren für die Imkerei begeistert und nach eigenen Angaben regelmäßig zu derartigen Außeneinsätzen gerufen wird. Und er verrät noch mehr Interessantes: Nach der Paarung könne eine junge Königin in Spitzenzeiten bis zu 2000 Eier pro Tag legen, das Gewicht der Eier übersteige dabei das ihres eigenen Körpers um das Doppelte. In Schutzmontur und mit einer gelben Tonne unter dem Arm klettert der erfahrene Fachmann die Leiter in Richtung Summzentrum empor. Mit wenigen Handgriffen streift er die Bienen in den Behälter ab, zuvor hat er die Meute mit Wasser bespritzt, um sie in ihrer Aktivität zu hemmen. Den Eimer verschließt er mit einem netzartigen Deckel: "Wenn die Königin da drin ist, setzen sich die restlichen Bienen im Laufe des Tages darauf. Ohne ihre Königin wären sie hilflos." Und wenn nicht? "Dann sieht's schlecht aus", schmunzelt er mit Blick auf die übriggebliebenen Tiere, die dabei sind, sich unter das Dach zurückzuziehen. Dort könnten sie, sofern das Oberhaupt noch dort verweilt, wettergeschützt Waben bauen - der Bienenkenner bewertet den Platz als ideal. "Bis nächstes Jahr können die hier schon überleben." Es sieht aber gut aus. Nach und nach kommen die kleinen Tierchen wieder herausgekrochen und das Schwärmen verlagert sich zunehmend um die Tonne herum. Die Stockmutter scheint eingefangen zu sein. Immer wieder komme es vor, dass ein Schwarm unbemerkt vom Imker das Weite sucht. Und wer dessen Verfolgung aufgebe, dem gehöre er auch nicht länger. "Meine Bienen sind es aber nicht", stellt Gröling sogleich augenzwinkernd klar, "die sind gelber". Wie weit die Tiere fliegen, frage ich mich, während ich überlege, wo die nächstgelegenen Bienenkästen sind. Zehn Kilometer wären durchaus drin, verrät der Hobbyimker. "Die haben Futtervorrat für drei Tage." Positiver Nebeneffekt: Vollgegessen seien sie alles andere als angriffslustig. Und wenn doch mal eine zusticht, dann hat der Experte einen Tipp parat: Die Verursacherin vernichten, da sie ohnehin zugrunde gehen würde, und die Wunde zügig mit Speichel oder Wasser abreiben. Sonst könnten womöglich andere Bienen, die in dieselbe Stelle stechen wollen, angelockt werden. Foto: jl

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