1. Vom Geburtsort bis zum Gefängnis der Prinzessin

    Deutsche Burgenvereinigung besucht Lauenau und Stadthagen

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    LAUENAU/STADTHAGEN (al). Rund 150 Eigentümer von Schlössern, Burgen oder Herrensitzen in Deutschland haben zumindest einen Teil des Schaumburger Lands kennen gelernt. Im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Burgenvereinigung, die im Celler Schloss stattfand, wurden Exkursionen angeboten. Eine davon führte nach Lauenau und Stadthagen. Warum das Amtsschloss des Fleckens auf dem Programm stand, hat etwas mit Kurprinzessin Sophie Dorothea zu tun. Diese stammte aus Celle, verbrachte aber in Lauenau Monate im Gefängnis bis zu ihrem Scheidungsprozess. Daran erinnerte Schlossherr Christoph Brenneisen die Gäste, die in zwei Gruppen einen Blick auf das Anwesen warfen, und von ihm erfuhren, dass eine Vorläuferburg bereits im 12. Jahrhundert an dieser Stelle als Grenzfeste eine wichtige strategische Funktion in dem Moor- und Sumpfgebiet zwischen Deister, Süntel und Bückeberg besaß. Deshalb wechselten Schloss und Amt Lauenau wiederholt zwischen den Schaumburgern und den Braunschweig-Lüneburgern. Am 5. Mai 1519 wurde das Gebiet kampflos den Schaumburgern übergeben. Diese aber zerstörten nur zwei Wochen später das Anwesen, damit es nicht wieder ein Stützpunkt des Feindes werden könnte. Doch die Ironie des Schicksals wollte es, dass das Amt Lauenau bei den Friedensverhandlungen 1521 an die Schaumburger fiel. Diese ließen das Schloss in seiner heutigen Form von 1565 bis 1567 neu errichten. Allerdings sind einige wesentliche Elemente der Weserrenaissance zwischen 1723 und 1727 abgebaut, die Zugbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt und die schweren Strebepfeiler an den äußeren Wänden errichtet worden. Natürlich widmete sich Brenneisen ausführlich der prominenten Gefangenen, die von September 1694 bis Februar 1995 hier verwahrt wurde. Am 28. Dezember 1694 wurde die Ehe mit ihrem Ehemann Georg Wilhelm I., dem späteren Georg I. von England, geschieden wegen böswilligen Verlassens. Sophie hatte eine Affäre mit dem jungen Philipp Christoph Graf Königsmarck. Ein weiteres Mal wurde im Lauenauer Amtsschloss Geschichte geschrieben: Am 11. Oktober 1647 wurde hier die Teilung Schaumburgs vertraglich besiegelt, nachdem das Schaumburger Geschlecht nach dem Tod von Otto VI. keinen männlichen Nachfolger hatte. Brenneisen erntete zustimmendes Nicken, als er über die Belastungen referierte, die das mächtige Anwesen verursachte. Gerade erst waren Teile der Graft eingestürzt, die nun wieder neu errichtet werden muss. Die zweite Lauenauer Station der Burgenbesitzer war das 1600 errichtete Schloss Schwedesdorf, das im Wesentlichen die Stilelemente der Weserrenaissance bewahrt hat. Bauherr Otto von Münchhausen, der damals Drost im Amtsschloss war, hatte nicht lange etwas von seinem privaten Wohnsitz. Schon 1601 starb er an den Folgen einer Duell-Verletzung. In Stadthagen erfuhr die Gruppe, dass das Schloss bis auf das Jahr 1535 zurückgeht. Baumeister Jörg Unkair schuf die quadratische Vierflügelanlage, die als ältestes Bauwerk der Weserrenaissance gilt. Bereits 1539 residierten hier die Schaumburger Landesregierung sowie die Steuer- und Finanzbehörde. Nachdem die Schaumburger Grafen 1608 das benachbarte Bückeburg zum Wohnsitz erhoben, diente es später als Witwensitz beziehungsweise Wohnung für den Erbprinzen. Auch heute dreht sich im Stadthäger Schloss alles ums Geld. Hier ist das Finanzamt angesiedelt. Foto: al

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