1. Die Grünen sind der große Wahlsieger

    SPD und CDU mit herben Verlusten bei der Europawahl / CDU vor SPD / Deutliche Zunahme bei der Wahlbeteiligung

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    LANDKREIS (bb). Die Europawahl hat sich zu einem politischen Erdbeben entwickelt, dessen Schockwellen auch die Parteien in Schaumburg durchrüttelten. Besonders die SPD aber auch die CDU erlitten hohe Stimmenverluste, die Grünen machte ein deutliches Plus zum Wahlsieger. Es war eine Mischung aus Erschrecken und Galgenhumor, mit dem die Vertreter der SPD im Kreishaus den Eingang der ersten Auszählungsergebnisse aufnahmen. Mit der Meldung aus weiteren Bezirke verbesserte sich das Bild. Aber auch die Schaumburger Sozialdemokraten blieben von einem Einbruch der Zustimmung nicht verschont. Sie erreichten einen Stimmenanteil von rund 24,1 Prozent, ein Rückgang von rund 13 Prozentpunkten gegenüber der Europawahl von 2014 (37,6 Prozent) und von rund 6 Prozentpunkten gegenüber dem Zweitstimmenergebnis bei der Bundestagswahl von 2017 (30,4 Prozent). Die CDU landete mit rund 27,7 Prozent zwar vor den Sozialdemokraten, musste aber ebenfalls einen erheblichen Stimmenverlust hinnehmen (Europawahl 2014, 36,9 Prozent, also ein Rückgang von rund 9 Prozentpunkten). "Zufrieden kann man nicht sein", hielt der SPD-Unterbezirksvorsitzende Carsten Ruhnau fest, auch wenn die SPD in Schaumburg über dem Bundestrend liege (15,8 Prozent). Es zeige sich, dass die SPD Erfolge erreichen könne, wenn sie geschlossen auftrete. Das Beispiel der Samtgemeindebürgermeisterwahlen in Nienstädt, Sachsenhagen und Lindhorst demonstriere, dass die SPD in Schaumburg sehr wohl in der Lage sei, Wahlsiege zu erreichen. Ruhnau und der stellvertretende Unterbezirksvorsitzende Jan-Philipp Beck erklärten, es müsse nun sorgfältig analysiert werden, in welchen Bereichen es gehapert habe. Sicherlich sei das Ergebnis ein klarer Auftrag an die Bundesgliederung, geschlossener aufzutreten. Insgesamt müsse sich die Sozialdemokratie fragen, wie sie in Debatten besser durchdringen könne. Wichtige Aufgabe auch für die SPD in Schaumburg müsse es sein, verstärkt junge Wähler zu gewinnen. Heiko Tadge, Kreistagsmitglied für die CDU und Sprecher der CDU-Stadtratsfraktion, erklärte, dass das Ergebnis die Christdemokraten nicht zu Freudensprüngen anregen könne, auch wenn sie im Landkreis vor der SPD gelandet seien. Ein Stimmenrückgang um fast 10 Prozentpunkte sei ein herber Rückschlag. Wie die SPD-Vertreter hob Tadge hervor, dass die Debatte zum Klimaschutz und "Fridays for Future" den Grünen kräftig Rückenwind gegeben hätten, den diese geschickt ausgenutzt hätten. Auf das Video von Youtuber Rezo habe die CDU gänzlich unangemessen reagiert, "daraus muss man lernen", so Tadge. Die Grünen in Feierstimmung: In höchst fröhlicher Stimmung zeigten sich die großen Wahlsieger des Abends, die Vertreter der Grünen. Ihnen gelang es, den Stimmenanteil der Europawahl 2014 von 9,1 Prozent mehr als zu verdoppeln auf nun 21,8 Prozent (Bund, 20,5 Prozent). Der Zuwachs von 12,6 Prozentpunkten hob sie in dieselbe Größenordnung wie CDU und SPD. Imke Hennemann-Kreikenbohm, Vorstandsmitglied des Grünen Kreisverbandes erklärte, dass sicherlich das Thema Klima- und Umweltschutz eine wichtige Rolle für den Erfolg gespielt habe, aber auch im Bereich Menschenrechte und Soziales hätten die Grünen klar Position bezogen. Kreikenbohm und Anke Schmidt aus der Fraktion der Grünen im Auetal berichteten über das hohe Interesse gerade junger Leute an der Programmatik der Grünen im Wahlkampf. Anders als die anderen Parteien hätten die Grünen "Fridays for Future" als bedeutende junge Bewegung von Anfang an ernst genommen und unterstützt. Die AFD erreichte gegenüber der Europawahl von 2014 (5,8 Prozent) in Schaumburg einen deutlichen Zuwachs von 3,2 Prozentpunkten auf einen Stimmenanteil von nun 9,0 Prozent, blieb damit etwas unter dem bundesweiten Wert von 11,0. Bei der Bundestagswahl 2017 hatte sie in Schaumburg einen Zweitstimmenanteil von rund 10,3 Prozent erhalten. So erreichte die AFD in Schaumburg bei der aktuellen Europawahl mit einer Zustimmung in vergleichbarer Größenordnung eine Stabilisierung. Die FDP legte von 1,9 Prozent in 2014 auf 4,5 Prozent in 2019 zu, die Linke erreicht mit 3,2 Prozent nahezu denselben Anteil wie 2014. Wahlbeteiligung steigt merklich: Deutlich vergrößert hat sich die Wahlbeteiligung und erreichte in Schaumburg einen Wert von 58,7 Prozent, 2014 waren es noch 50,6 Prozent. Allerdings blieb sie in Schaumburg etwas unter dem deutschlandweiten Wert von 61,4 Prozent.Foto: bb

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