LANDKREIS/OBERNWÖHREN (mk). Der Sommer 2018 kam einer Dürreperiode gleich, unter dem Wassermangel litten Menschen, Tiere und Pflanzen gleichermaßen - auch der Wald. Und auch in diesem Jahr ist die Niederschlagsmenge zu gering und die Waldbrandgefahr war schon im April hoch. Darüber hinaus begünstigt das warme, trockene Wetter die Vermehrung des Borkenkäfers, die den Fichtenbestand angreifen. Mittlerweile hat sich die Situation entschärft, die Folgen des letzten Sommers sind aber immer noch spürbar. Waldbrandgefahr Gefahr Borkenkäfer Umdenken Marten Bodenstab ist Revierförster im Kreisforstamt Schaumburg. Sein Gebiet sind die Bückeberge und hier ist er für 1450 Hektar Wald verantwortlich. Der Beruf ist sein Traumjob. Vor einem Jahr hat er das Revier übernommen und erlebte gleich einen wetterbedingten schwierigen Einstieg. Doch die Herausforderung hat er gerne angenommen, Erfahrung brachte Bodenstab mit. Vorher war er in einem Privatwald in der Lüneburger Heide tätig. Im vergangenen Sommer war die Waldbrandgefahr bis auf Stufe 4 gesetzt worden. Die Trockenheit ist den Böden noch anzumerken, die normalerweise nach dem Winter über eine hohe Feuchtigkeit verfügen. Aus diesem Grund müssen Neuanpflanzungen mit viel Bedacht vorgenommen werden. Grundsätzlich verfügen die Bückeberge über eine gute Grundwasserversorgung, er gehört zum Trinkwasserschutzgebiet und kann das Wasser gut speichern. Darüber hinaus ist der Mischwald weniger anfällig für Waldbrände, da die Temperatur bei Laubwäldern niedriger bleibt und das Laub die Luftfeuchtigkeit hoch hält. Gefährdet sind insbesondere Nadelgehölze wie die Fichte. Sie haben flache Wurzeln und trocknen daher schneller aus. Zudem ist das Holz harziger und somit anfälliger für die Flammen. Sie brennen einfach besser und schneller. Auf den Bückebergen stehen auch viele Fichten - ein Überbleibsel der Waldbewirtschaftung nach dem zweiten Weltkrieg, als schnellwachsendes Bauholz in großen Mengen benötigt wurde. Die Fichte ist ein Lieblingsbaum des Borkenkäfers. Bei Wassermangel kann der Nadelbaum dessen Angriffe nur schwer abwehren, da er weniger Harz produziert und die Käfer sich ungehindert in die Rinde bohren können. Der langanhaltende trockene Sommer bedeutete zugleich, dass durchgängig gutes Flugwetter herrschte und der Borkenkäfer sogar eine dritte Generation ausbilden konnte. Und das führt zu immensen Schäden, wie Bodenstab erläutert. Der Borkenkäfer gehört zwar zur natürlichen Dynamik des Waldes und stellt im Normalfall auch kein Problem dar, doch noch so ein Sommer wäre bedenklich und würde den Fichtenbestand durchaus gefährden. "Wir ernten im Moment nur vom Käfer befallene oder vom Sturm umgestürzte Bäume", macht der Revierförster die angespannte Lage deutlich. Er geht davon aus, dass sich der wirtschaftliche Schaden deutlich im zweistelligen Prozentsatz bewegen wird. Zum einen ist da er erhöhte Arbeitsaufwand: Kontrolle, Kartierung und Fällung erfordert Zeit und Personal. Die Lohnunternehmer sind aktuell voll ausgelastet. Dann müssen die Stämme mit Insektenschutzmittel behandelt und sofort in ein Sägewerk transportiert werden, diese haben aber kaum noch freie Kapazitäten. Und so wird das Holz in Containern nach Übersee verschifft. Darüber hinaus müssen auch ernteunreife Bäume entnommen und abtransportiert werden. Der Markt wird derzeit überschwemmt, die Preise und somit auch die Erlöse sinken. "Eine planmäßige Wirtschaft ist zurzeit nicht möglich", sagt Bodenstab. Um einer Massenvermehrung vorzubeugen, stehen Fallen im Wald, die mit einem Sexuallockstoff die Käfer anlocken. Diese werden noch vor der ersten Flugphase aufgestellt, um die erste Elterngeneration so stark wie möglich zu dezimieren. Weitere vorbeugende Maßnahmen gibt es jedoch keine, "wir sind abhängig von der Witterung", so der Revierförster. Und Lothar Seidel, Leiter des Kreisforstamtes, betont: "Perspektivisch ist noch nicht absehbar, wann sich die Situation bereinigt." Sie hoffen auf einen kühlen und nasseren Sommer. Denn das Absterben auf großer Fläche ist ein großes Problem für das Ökosystem Wald. Privatwaldbesitzer sollten die Gefahr des Borkenkäfers ebenfalls ernst nehmen und ihre Bestände kontrollieren. Bei Fragen hilft die Landwirtschaftskammer Hannover, die erste Beratung erfolgt kostenlos. Die Förster nutzen die Dezimierung der Nadelhölzer jedoch auch, um mit der Neuanpflanzung von Buche, Eiche oder Esskastanie den Wald unanfälliger für mögliche Störungen zu machen. Das kommt letztlich auch dem Insekten- und Tierbestand zugute. Seit dem großen Waldsterben in den 1980er Jahren findet ein Umdenken in der Waldbewirtschaftung statt, dieses wurde schließlich 1991 auch offiziell von Seiten der Politik aufgenommen. In diesem Jahr feiert das Kreisforstamt sein 40-jähriges Jubiläum, Zeit eine Bilanz zu ziehen.. Foto: mk
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Viele Borkenkäfer und Waldbrandgefahr
Schaumburgs Wälder leiden unter der Trockenheit / Befallenes Holz überschwemmt den Markt und drückt die Preise
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