RODENBERG (jl). Unvorhersehbar, punktuell und mit zum Teil heftigen Folgen prasselt er nieder: Starkregen. Das Bewusstsein für dieses Naturereignis ist - anders als beim Hochwasser - jedoch weitaus weniger präsent. Das will die Rodenberger Verwaltung ändern: Seit vergangenem Herbst sitzt mit Sandra Döring eine Starkregenbeauftragte im Rathaus. Im gemeinsamen Gespräch mit Samtgemeindebürgermeister Georg Hudalla und dem stellvertretenden Baufachbereichsleiter Arno Fatzler berichtet sie von ihren Aufgaben und wie jeder vorbeugen kann. "Es sind sehr viele Schäden in den letzten Jahren dadurch entstanden, weil niemand damit gerechnet hat", gibt Hudalla vor allem mit Blick auf den süddeutschen Raum zu bedenken, erinnert aber auch an ein Starkregenereignis vor circa zwei Jahren in der Samtgemeinde. Während es damals in der Deisterstadt trocken blieb, hieß es in Messenkamp und Hülsede Land unter, wo zum Beispiel ein Grundstück neben einem Maisfeld geflutet und zerstört wurde. Das Problem: Wenn die Böden nach Dürrephasen zu trocken sind, können sie nur kaum bis gar kein Wasser mehr aufnehmen, dieses bahnt sich dann ungehindert seinen Weg - in Gärten und Keller. Von Starkregen wird laut Döring übrigens ab zehn Litern Regen pro Stunde auf den Quadratmeter gesprochen. Während es für den Hochwasserschutz aus der Erfahrung heraus Strategien gebe, wo das Wasser vermutlich hinlaufen werde, könne man beim Starkregen nicht auf eine Historie oder Statistiken zurückgreifen, erklärt der Verwaltungschef die Problemlage. Dieser Niederschlag sei "sehr punktuell, sehr deutlich und schnell wieder vorbei". Vorwarnzeit gebe es kaum. Hudalla: "Das Problembewusstsein muss sich erst entwickeln." Daher soll Döring, die ihre Ausbildung zur Bauzeichnerin beim Wasser- und Schifffahrtsamt in Hannover absolviert hat und seit 2015 in der Rodenberger Verwaltung arbeitet, auch künftige Bauleitplanungen verstärkt im Hinblick auf mögliche Starkregenfälle unter die Lupe nehmen und begleiten. Ein Beispiel: Am unteren Ende einer abschüssigen Straße sollte nicht gerade ein abgesenkter Bordstein gebaut, ein Pattweg nicht immer versiegelt werden. Zudem hätten V-Straßenprofile größere Aufnahmekapazitäten als A-Profile, wie Hudalla anmerkt. Als einen Knackpunkt macht die staatlich geprüfte Bautechnikerin im Hochbau die Kanalisation in Verbindung mit extremen Trockenphasen aus. Dann stehe das Wasser auf den Böden und fließe direkt in die Kanäle, die wegen der Massen verstopften. "Das können wir mit keinen technischen Vorkehrungen im Entwässerungssystem beherrschen", stellt Döring heraus. Daher gelte es zu untersuchen, was wie wohin abgeleitet werden könne. Und auch das Thema Barrierefreiheit spielt eine Rolle, wenn auch im kritischen Sinne. "15 Zentimeter Bürgersteig wären bei solchen Ereignissen schön", sagt die Verwaltungsmitarbeiterin. "Da ist es ratsam lieber irgendwo eine Rampe einzubauen, als den Regen zu sich einzuladen." Da sich Starkregen nicht vorhersagen lässt, bittet die Verwaltung Eigentümer selbst zu schauen, inwiefern sie betroffen sein könnten, sprich ob Fenster und Kellerabgänge nicht besser zu sichern wären. Schutz bieten laut Fatzler zum Beispiel Türverschlüsse, sogenannte Dammbalken, die das Wasser fernhalten. Wer unsicher ist, kann jederzeit das Gespräch mit Döring suchen, telefonisch steht sie unter 05723/70566 zur Verfügung. "Vorsorge kostet fast nichts im Vergleich zum möglichen Schaden", betont der Samtgemeindebürgermeister, der keine Panik schüren, sondern sensibilisieren möchte. Foto: jl
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Starkregen: "Vorsorge kostet fast nichts im Vergleich zum möglichen Schaden"
Verwaltung will zum Thema Hochwasser sensibilisieren: Eigentümer können sich beraten lassen
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