STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Bei der Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Stadthagen haben die Redner unter dem Motto "Europa. Jetzt aber richtig" sowohl die Europäische Union thematisiert als den Blick auf heimische Betriebe gerichtet. Und forderten bei der Veranstaltung rund um das Gewerkschaftshaus unter anderem EU-weite Standards für verbesserte Arbeitsbedingungen. Verdi-Gewerkschaftssekretär Michael Patschkowski eröffnete die Veranstaltung mit dem Appell zur Europawahl zu gehen. Arbeitnehmerinteressen ließen sich auf der Basis von Nationalstaaten in einer globalisierten Welt kaum durchsetzen. Jan Bergmann, Verdi-Vertrauensmann am Klinikum Schaumburg, kritisierte scharf den Kurs von Klinik-Eigner Agaplesion. Die Belegschaft schiebe mittlerweile einen "Berg von 20.000 Überstunden" vor sich her. Eine zu hohe Arbeitsbelastung führe dazu, dass nicht ein einziger Tag vergehe, an dem nicht ein Mitarbeiter ausfalle. Viele würden in andere Häuser wechseln, "nicht weil dort die Verhältnisse besser wären, aber dort werden sie besser bezahlt", so Bergmann. Eine Verringerung der Wochenarbeitszeit sei nötig, eine bessere Bezahlung und eine zügige Nachbesetzung der freiwerdenden Stellen. Der Betriebsratsvorsitzende von Lühr-Filter Horst Fischer thematisierte die Kündigungen bei dem Unternehmen Ende vergangenen Jahres. Stets hätten Betriebsrat und Geschäftsleitung in der Vergangenheit versucht, Probleme betriebsintern zu lösen. Nun sei jedoch von der auch vom Betriebsverfassungsgesetz gebotenen "vertrauensvollen Zusammenarbeit" nichts mehr zu spüren gewesen. Martin Krügel, Vertrauensmann bei Faurecia, hob hervor, dass die Planungen zur Standortverlegung möglicherweise gut für die Autositzentwicklung in ganz Niedersachsen seien, nicht jedoch für Schaumburg und Stadthagen und die dortige Belegschaft. Angesichts des Absprungs des Investors für den Neubau kämen in der Belegschaft mittlerweile Zweifel auf an diesem Projekt. Er hoffe auf die Verwirklichung, "damit die Kollegen wenigstens in Hannover weiterarbeiten können". Es folgte die Rede von Danny Schnur vom DGB-Bezirk Niedersachsen. Schnur sprach sich entschieden für den Gedanken der Europäischen Einigung aus. Europa dürfe jedoch auch nicht schöngeredet werden. Gewisse Bestimmungen des "unsozialen Europa" würden Schlupflöcher bieten für den Abbau von demokratischer Mitbestimmung in den Betrieben, das Unterlaufen sozialer Standards, der Flucht aus dem Tarifsystem. Um "Europa zu retten", müsse jedoch "den sozialen Interessen der Menschen wieder Vorrang eingeräumt" werden, so Schnur. Foto: bb
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EU-weite Standards und Arbeitsbedingungen gefordert
Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Stadthagen
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