1. Mehrere Ansätze gegen Mobbing

    Schulen leisten vielfältige Präventionsarbeit / Unterstützung vom Land

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    LANDKREIS (mk). Das Thema Mobbing wird derzeit in vielerlei Form aufgegriffen, ein Umdenken in der Gesellschaft ist zu bemerken. Nach und nach wird Mobbing enttabuisiert, auch an den heimischen Schulen gibt es immer mehr Angebote für Schüler und Lehrer. Denn Mobbing ist nicht harmlos, macht Menschen krank und hat in der Vergangenheit bereits Betroffene in den Selbstmord getrieben. Umso wichtiger ist es, frühzeitig einzugreifen. Und hier setzen die verschiedenen Präventionsmaßnahmen an. Bei meinen Recherchen zu diesem Thema wurde ich im Rahmen des Zukunftstages tatkräftig von Finn, 11 Jahre, und Bennet, 12 Jahre, aus der 6C des Gymnasium Bad Nenndorf unterstützt. Die Schulen im Landkreis - ob Grundschule oder weiterführende Schule - befassen sich alle mit dem Thema Mobbing. Wie hoch die Zahl der Mobbingfälle ist, kann nicht konkret gesagt werden, da diese Zahlen nicht erhoben werden. Auch über die Häufigkeit von durch Mobbing bedingten Schulwechseln kann keine Aussage getroffen werden, da die Niedersächsische Landesschulbehörde (NLSchB) diese nicht dokumentiert. Eines wird jedoch deutlich, Mobbing verlagert sich zunehmend auf soziale Netzwerke und nimmt hier an Heftigkeit zu. Dies macht es Außenstehenden noch schwerer, Mobbing zu erkennen und Hilfe anzubieten. In erster Linie geht es bei allen schulischen Maßnahmen darum, klare Verhaltensregeln in der Gruppe festzulegen. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler mit einbezogen. So gibt es an vielen Schulen einen Klassenrat, der sich regelmäßig zu Sitzungen trifft und seine Tagesordnung selbst festlegt. Hier können Lehrer und Klasse frühzeitig ins Gespräch kommen, Probleme ansprechen und lösen. Ein Blick auf die Einrichtungen im Landkreis zeigt, dass diese gleich mehrere Ansätze verfolgen. Schulsozialarbeiter, Vertrauens-, Betreuungs- und Klassenlehrer sind die ersten Ansprechpartner. Vielfach wird zudem auf die "no blame approach"-Methode gesetzt, bei der es weniger um Bestrafung und Schuldzuweisungen, sondern in erster Linie um Lösungen geht. Die Schulen in Niedersachsen nutzen ein Präventionskonzept basierend auf dem Erlass "Sicherheits- und Gewaltpräventionsmaßnahmen in Schulen in Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft". Hier steht die Regionalbeauftragte für Prävention und Gesundheitsförderung der NLSchB beratet zur Seite. Darüber hinaus nutzen die Schulen das Angebot der Landesregierung, die zahlreiche Programme und Projekte zur Gewaltprävention anbietet - BuddY, Lions Quest, KIK oder MIT. Das BuddY-Projekt Unter dem Motto "Aufeinander achten. Füreinander da sein. Miteinander lernen"übernehmen BuddYs (englisch für Kumpel) Verantwortung für sich und andere. Sie engagieren sich als Paten für jüngere Mitschüler, helfen über Schul- und Altersgrenzen hinweg beim Lernen und beim Umgang mit digitalen Medien, sind Streitschlichter oder Ansprechpartner bei Problemen. Lions Quest Als Lebenskompetenz- und Präventionsprogramm fördert es junge Menschen zwischen 10 und 21 Jahren: Lions-Quest stärkt die Resilienz und wirkt sich positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung aus. Das Programm verbessert die Lebens- und Sozialkompetenzen und vermittelt Demokratieverständnis und interkulturelle Kompetenz. Lions-Quest lässt sich problemlos im Schulalltag integrieren. KIK - Kommunikation, Interaktion, Kooperation Hierbei handelt es sich um eine Fortbildung für die Lehrkräfte. Die KIK-Fortbildung vermittelt psychologisches Wissen, das Klassenlehrkräfte brauchen, um Gruppenprozesse in ihrer Klasse besser wahrnehmen und beeinflussen zu können. MIT - Mobbing-Interventionsteam Die Etablierung des Mobbing-Interventions-Teams im Rahmen des schuleigenen Sicherheits- und Gewaltpräventionskonzeptes professionalisiert die Schule in wesentlichen Qualitätsbereichen des Niedersächsischen Orientierungsrahmens für Schulqualität. Zur Schaffung eines lernförderlichen Klimas geht es unter anderem um die Förderung wechselseitiger Wertschätzung und eines von Respekt und Unterstützung geprägten Umganges miteinander. Grundlegend hierfür ist die Stärkung der personalen und sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler. Seit 2006 werden die Lehrkräfte durch die NLSchB qualifiziert. Neben diesen schulnahen Angeboten ist von der Landesregierung die "Anlaufstelle für Opfer und Fragen sexuellen Missbrauchs und Diskriminierung in Schulen und Tageseinrichtungen" eingerichtet worden. Und auch die Polizei steht den Schulen zur Seite, die Jugendbeauftragten der einzelnen Polizeikommissariate haben lokale Partnerschaften geschlossen. Hier geht es ganz allgemein um Straftatenprävention, aber auch um Mobbing. Ilka Hoffmann aus dem geschäftsführenden Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissen (GEW) macht deutlich, dass es in Bezug auf Mobbing noch mehr Fortbildungen für die Lehrkräfte geben müsse. Es gehe auch um mehr Zeit - für Einzelgespräche und pädagogische Arbeit. Hierzu müssten die Unterrichtsverpflichtungen verringert werden. Denn nur wenn sich die Lehrkräfte wirklich Zeit für die Anliegen ihrer Schützlinge nehmen können, fühlen diese sich auch ernstgenommen, so Hoffmann. Schließlich sei es nicht nur Aufgabe der Lehrkräfte Wissen zu vermitteln, sondern auch, sich mit den Problemen ihrer Schülerinnen und Schüler auseinanderzusetzen. Daher sollten diese Aufgaben auch nicht komplett ausgelagert und an externe Fachleute übergeben werden, dies, so Hoffmann, sei nicht mehr zeitgemäß: "Lernen bedeutet auch Beziehungsarbeit." Foto: AdobeStock

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an