LAUENAU (jl). Im Regal steht ein Weihnachtsmann neben dem anderen. Bald ist Ostern und Schokolade ist Schokolade. Egal in welcher Verpackung, die Süßigkeit wird Kinderaugen zum Leuchten bringen. Von Kindern, deren Familien es nicht so gut wie anderen. Familien, die einmal in der Woche die Essensausgabe der Bürgerhilfe Samtgemeinde Rodenberg aufsuchen. Es ist Freitag, 12.30 Uhr. In dem Kellergeschoss im Ahornweg 3 wuseln Margit Mesenbrink und ihr Team zwischen dem hinteren und vorderen Bereich mit vollbepackten Armen hin und her. Aufschnitt und Joghurt landen neben dem Gemüse. "Hier fangen wir immer an", zeigt Mesenbrinnk auf die Champignons, Gurken und Brokkoli. Weiter hinten liegen die Backwaren. "Jeder darf sich nehmen, was er möchte; jeder soll das essen, was er mag", sagt die Vorsitzende des 30 Mitglieder zählenden Vereins. Nicht immer ist von allem gleich viel da. Heute gibt es zum Beispiel reichlich Saft, sodass sich jeder ein bis zwei Flaschen mitnehmen kann. Selbst Shampoo und Sonnencreme stehen in den Regalen hinter der Ausgabe. Gegenüber kann sich an einem Ständer mit abgelaufenen, aber intakten Lebensmitteln sowie Blumen selbst bedient werden. Die Stimmung ist ausgelassen, es wird gewitzelt, gelacht. "Das riecht immer noch nach Käse, wenn man hier reinkommt", schmunzelt Mesenbrink, die heute zusammen mit drei der insgesamt 15 Helfer die Ausgabe koordiniert. Von Stress keine Spur. Wesentlich ruhiger gehe es mittlerweile auch draußen vor der Tür zu, wie die Vorsitzende erzählt: "Wir verteilen jetzt Marken." Und die gibt es erst am Freitag ab 12 Uhr. Früher hätten einige stets die ersten sein wollen und sich deswegen manchmal bereits nachts vor den Räumlichkeiten aufgehalten. Beim Ziehen einer Nummer muss ein amtliches Schreiben vorgelegt werden, das zum Abholen der Lebensmittel berechtigt. Das ist bei Arbeitslosengeld II, Hilfe zum Lebensunterhalt oder Grundsicherung der Fall. Um die laufenden Kosten zu decken, zahlt bei Dieter, von allen der Kassierer und Süßigkeiten-Verteiler genannt, jeder Erwachsene zwei Euro -"egal wie viele Kinder dabei sind", betont Mesenbrink. "Vorsicht", ruft in dem Moment Helferin Helga - hier wird sich geduzt - und schiebt sich mit zwei Eimern voller Äpfel vorbei. Viele der Lebensmittel kommen auch von der Bad Münderschen Tafel. "Wir holen das, was sich nicht bis zu deren nächster Ausgabe am Mittwoch halten würde, und bringen das, was wir zu viel haben", erklärt Mesenbrink die von Beginn an gut funktionierende Kooperation. Zudem steuert ihr Mann Wilhelm, den hier alle nur "Helmi" nennen, mit Fahrer Friedrich an den Tagen zuvor sechs Supermärkte in der Umgebung an. "Zwei komplette Transporter voll", resümiert Ersterer. Das macht im Monat rund 1000 Kilometer. "Und wenn dann noch so ein Sommer kommt wie letztes Jahr und die Kühlung ständig laufen muss, wird es teuer", ergänzt seine Frau. Immerhin versorgt die vor neun Jahren ins Leben gerufene Bürgerhilfe 100 bis 150 Personen pro Woche, darunter 30 Familien. Zahlen, die laut der Vereinschefin in jüngster Vergangenheit wieder etwas rückläufig sind, da es einige Flüchtlinge in die Städte gezogen hat. Zum Monatsende, wenn das Geld knapper wird, seien es erfahrungsgemäß aber mehr Kunden. Einer betagten 90-Jährigen, der es nicht mehr möglich ist, selbst zu kommen, bringt Mesenbrink gepackte Taschen vorbei. Pünktlich um 13 Uhr huschen die ersten zur Tür hinein - maximal drei Leute und pro Familie auch immer nur einer, um Hektik zu vermeiden. Das klappt erstaunlich gut. "Die Eierlikörfrau", begrüßen Mesenbrink und ihre Unterstützerinnen die Dame, die mit als erstes im Raum steht und wieder einmal selbst gemachten Eierlikör als Aufmerksamkeit überreicht. "Innerhalb von zwei Stunden ist alles erledigt und der Tisch ratzekahl", sagt Mesenbrink, während sie kistenweise Nachschub an Aufschnitt, Butter und Joghurts aus den fünf Kühlschränken sowie je zwei Gefrierschränken und Gefriertruhen im hinteren Lager nach vorne in den Verkaufsraum schleppt: "Mit leeren Taschen ist noch niemand weggegangen." Foto: jl
-
"Innerhalb von zwei Stunden ist der ganze Tisch ratzekahl"
Zu Besuch bei der Essenausgabe der Bürgerhilfe / Marken machen es ruhiger
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum