LANDKREIS (jb). Auf der Kreisfeuerwehrverbandsversammlung wandte sich Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote mit einer ironischen Bemerkung an seine Zuhörer: "Vielleicht sollte sich die Kreisfeuerwehr einfach eine mobile Tribüne besorgen, um den Gaffern gerecht zu werden und damit die Feuerwehrleute in Ruhe arbeiten können." Eine ironische Aussage mit einem wahren Kern. Denn von Jahr zu Jahr würden es mehr Schaulustige werden, die Fotos machen und manchmal dadurch die Einsatzkräfte behindern. "Zum Glück mussten wir bisher bei Unfällen oder großen Bränden keine Sichtwände aufbauen oder Tücher hochhalten. In anderen Regionen sieht das leider anders aus", weiß Grote zu berichten. Das Fotos gemacht werden, könne man im digitalen Zeitalter zwar nicht verhindern, "doch wenn Bilder von Schwerverletzen oder gar Toten gemacht und am besten noch online gestellt werden, ist irgendwann eine Schmerzgrenze erreicht". Gerade bei größeren Bränden, wie beim Brand der Sparkasse in Rodenberg, würden sich viele Schaulustige auch gerne mal an die Absperrung stellen und Fotos machen. "Das wäre auch so gesehen kein Problem, solange sie an der Seite stehen, sich und andere nicht gefährden, Anweisungen befolgen und vor allem nicht unsere Einsatzkräfte behindern", erklärt Grote. "In manchen Fällen werden unsere Anweisungen aber einfach nur mit Beschimpfungen kommentiert. Und das muss wirklich nicht sein." Beleidigungen und körperliche Angriffe "Das Klima wird insgesamt einfach rauer", bemerkt der Kreisbrandmeister nachdenklich. Erst neulich hatten Passanten nach einem ausgedehnten Dachstuhlbrand an der Obertorstraße in Bückeburg die Absperrungen der Feuerwehr komplett missachtet und die Kameraden, als diese sie darauf ansprachen, lediglich beleidigt. Selbst eine Kindergartengruppe mit ihren Erziehern sei noch während der Löscharbeiten durch die Absperrung gelaufen. "Natürlich geht es bei diesen Themen auch um viel Mundpropaganda, denn eigentlich kann ich mir nicht vorstellen, wie die Erzieher so etwas verantworten könnten", sagt Grote. "Aber Beleidigungen stehen bei Feuerwehreinsätzen leider schon fast auf der Tagesordnung." Der Kreisbrandmeister seufzt. "Natürlich steckt eine gewisse Neugier in jedem von uns, doch das darf in keinem Fall zu Beleidigungen, Behinderungen unserer Arbeit oder gar Übergriffen führen. Irgendwo sind die Grenzen erreicht", mahnt er. Körperliche Angriffe habe es in Schaumburg im Gegensatz zu Wolfenbüttel oder Hildesheim jedoch bisher noch nicht gegeben. "Gott sei Dank", betont Grote. Seit knapp zwei Jahren droht das "Gesetz zur Stärkung des Schutzes von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften" bei körperlichen Angriffen auf Polizisten und andere Sicherheitskräfte mittlerweile mit bis zu fünf Jahren Haft. Eine sinnvolle Gesetzesänderung, wie Grote findet. "Es ist zwar sinnvoll, dass die Strafe erhöht wurde, die Probleme ganz lösen tut die Gesetzesänderung aber leider nicht", erklärt er. "Unter anderem sind unsere Gerichte dermaßen überlastet, dass sie in solchen Fällen meist gar nicht hinterher kommen und an ihre Grenzen stoßen. Auch hier müsste sich noch einiges tun. Grundsätzlich geht es aber in die richtige Richtung." Als Ursachen für die steigende Anzahl an Beleidigungen oder Übergriffen auf Rettungskräfte nennt der Kreisbrandmeister eine ganz Reihe - ganz voran die sozialen Medien. "Natürlich reicht es nicht, das nur an den Medien festzumachen, doch sie spielen definitiv eine große Rolle. Über das Internet wird einfach viel verbreitet", betont er. Doch auch bestimmte Existenzängste, weniger Bereitschaft sich ehrenamtlich zu engagieren oder die fehlende Anerkennung des Ehrenamtes zählt er als Gründe auf. Weniger Bereitschaft Was Grote diesbezüglich zudem nicht verstehe, sei, dass einerseits die Feuerwehr auf der "Beliebtheitsskala" des Ehrenamtes an erster Stelle stehen würde, auf der anderen Seite würde sie aber immer mehr beleidigt werden. "Vielen ist gar nicht bewusst, dass fast alle Kameraden unserer Wehren in Schaumburg hauptsächlich ehrenamtlich arbeiten. Dabei ist es eine Menge Arbeit überhaupt erst einmal Ehrenamtliche zu finden und dann auch noch bestimmte Führungspositionen zu besetzen." Die Leute seien einfach nicht mehr bereit, sich langfristig in einer Hilfsorganisation zu engagieren. Früher waren die Ämter der Führungskräfte auf 12 oder 18 Jahre festgesetzt, heutzutage sei meist nach sechs Jahren Schluss. "Die Anforderungen haben sich einfach stark verändert." Foto: FW Stadt Bückeburg/pixabay
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"Das Klima wird insgesamt rauer"
Beleidigungen und zahlreiche Gaffer stehen mittlerweile auf der Tagesordnung
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