1. Notinseln sollen dem "Fußgängerbus" Sicherheit geben

    Jürgen Henze über die neue Initiative, die der Präventionsrat auf den Weg bringt / Anlaufstellen, die Hilfe leisten

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    NENNDORF/RODENBERG (jl). Bereits seit vier Jahren werden angehende Abc-Schützen geschult, wie sie sich auf Schusters Rappen im Straßenverkehr richtig verhalten. Tempo-30-Schilder drosseln die Geschwindigkeit vor den Schulen und jetzt stehen auch die sogenannten Notinseln in den Startlöchern - die letzte vorbereitende Maßnahme für den "Fußgängerbus", den der Präventionsrat Nenndorf/Rodenberg im neuen Schuljahr ins "Rollen" bringen möchte. Ein Projekt, das Vorbildcharakter für Schaumburg haben könnte. Was sich dahinter verbirgt, erklärt der Geschäftsführer des Präventionsrates und Kontaktbeamte Jürgen Henze im Gespräch mit dem Schaumburger Wochenblatt. "Wir haben einen regen Tourismus von Mutti- und Vati-Taxen zur Schule, wodurch es zu Behinderungen, ja sogar zu Gefahren kommt", erklärt der Polizist, der das morgendliche Chaos nicht nur vor der Bad Nenndorfer Grundschule schon oft beobachtet hat. Zum Teil in Zweierreihen stünden die Fahrzeuge Schlange, ein heilloses Durcheinander. Das Traurige: Mitunter seien die Eltern schlichtweg beratungsresistent. Und selbst Entfernungen von 300 oder 400 Metern würden manche aus Bequemlichkeit und Zeitdruck mit dem Auto zurückgelegen. Der Präventionsrat macht sich jetzt dafür stark, dass mehr Kinder wieder zu Fuß zur Schule gehen. Organisiert in Gruppen sollen sie an markanten Treffpunkten wie Bushaltestellen zu bestimmten Zeiten losmarschieren. Entsprechende Infoblätter sollen darüber zu gegebener Zeit informieren. Zudem wird der Kontaktbeamte das Vorhaben bei den Einführungselternabenden vorstellen. In der Anfangsphase sei es denkbar, so Henze, dass einzelne Eltern die "Fußgängerbusse" zunächst lenken und begleiten. Was aber haben die Notinseln damit zu tun und wer oder was sind diese überhaupt? Verlaufen, Geldbeutel verloren, Angst vor den Jungs aus der Parallelklasse: Es muss nicht immer gleich die gewalttätige Auseinandersetzung oder Bedrohung sein, viel häufiger widerfährt Kindern kleiner Kummer. Und für diese Fälle sollen die Notinseln Anlaufstellen sein. Dabei handelt es sich um örtliche Geschäfte wie Bäcker, Cafés, Eisdielen, Einzelhandelsläden oder Apotheken, aber auch Hotels, die praktische Hilfe leisten, zum Beispiel mit einem Pflaster aushelfen oder ein Kind zum Bus begleiten. Die Mitarbeiter erhalten vom Präventionsrat nicht nur ein Erste-Hilfe-Paket, sondern für den Notfall auch eine Handlungsanweisung, wie sie eine Hilfskette in Gang setzen und die Eltern anrufen sowie, wenn erforderlich, einen Notruf absetzen. Das soll das Sicherheitsgefühl unterwegs stärken. "Notinseln sind eine Möglichkeit, auf die wir aufbauen können, dass Eltern und auch Kinder mehr Vertrauen haben", so Henze. Die Anlaufstellen stehen aber selbstverständlich auch allen anderen, die Hilfe benötigen, offen. Teilnehmende Geschäfte - die Resonanz nach ersten Gesprächen sei durchweg positiv - werden an einem von außen gut sichtbaren Logo zu erkennen sein. Über die Initiative sollen demnächst auch Flyer informieren. Das Ziel: Zum Ende der Sommerferien sollen Notinseln flächendeckend in Bad Nenndorf, Haste, Rodenberg, Apelern und Lauenau - also in allen Grundschulorten der beiden Samtgemeinden - etabliert sein. Zum neuen Schuljahr könnten sich dann die ersten "Fußgängerbusse" in Bewegung setzen. Bis dahin soll auch die eine oder andere Geschwindigkeitsmessung durchgeführt werden. Denn während die Schulung der in die Schule wechselnden Kindergartenkinder für den "Fußgängerführerschein" fruchte, bräuchten so manche Autofahrer noch einen Denkzettel. Dass im Bereich sämtlicher Grundschulen in Nenndorf und Rodenberg Tempo 30 gilt, "hilft schon mal", sagt Henze. Aber: An das Limit werde sich bisher leider nur bedingt gehalten. Foto: jl/jb

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