1. Kommentar: Einfach nur beschämend

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    Das hat der Mann nicht verdient. Jahrzehnte interessierten sich nur einige wenige lokalgeschichtliche Insider für Julius Rodenberg, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts als einer der einflussreichsten Persönlichkeiten in der deutschen Literatur galt und Wegbereiter für Autoren war, die später einen weitaus bekannteren Namen hatten als er. Und jetzt dieser geradezu beschämende Streit in seiner Geburtsstadt um Stiftung und Medaille. Was sind das für Befindlichkeiten, die hier zutage treten? Auf der einen Seite ein Mann, dem durchaus hehre Ziele unterstellt werden könnten, deren Durchsetzung aber zunehmend fragwürdig erscheint. Auf der anderen Seite eine Stadt, die aus welchen Gründen auch immer ein löbliches Vorhaben in die Länge ziehen lässt. Wieso braucht es eigentlich drei Jahre, um Satzung, Modalitäten und Beirat für einen Ehrenpreis zu installieren? Wenn man es denn wollte, hätte dies längst geschehen sein können - zu einer Zeit, als sich die Kontrahenten noch einig waren. Doch nun erhält ein guter Name einen widrigen Beigeschmack, verursacht von Kontrahenten, die sich erst hundert Jahre nach dem Tod des Literaten seiner Bedeutung besonnen haben. Es sei ihnen geraten, Rodenbergs Lebenserinnerungen an seine Geburtsstadt zu lesen, um zu erkennen, wie sehr er ihr auch noch aus dem fernen Berlin zugeneigt war. Er, der kritische Journalist seiner Zeit, der trotz Differenzen in der Sache letztlich stets auf Harmonie bedacht war, würde - wenn er noch leben würde - wohl nur kopfschüttelnd die Diskussion um seinen Namen begleiten - und sich schaudernd abwenden.

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