Selbstverteidigung, Mädchenkram und mehr

RODENBERG (jl). Gespannt hören die Achtklässler Adam Biurkowski von der Tanzschule Wöbbekind zu. Statt Deutsch oder Mathe steht bei ihnen heute "Die wichtige Basis der Höflichkeit" auf dem Stundenplan. "Der gute Eindruck ist entscheidend", sagt der Referent. Wer sich auf einen Ausbildungsplatz bewirbt, muss oft ein Auswahlverfahren bestehen. Potenzielle Arbeitgeber würden dabei nicht nur den berühmt-berüchtigten Intelligenzquotienten testen. Viel wichtiger sei die emotionale Intelligenz, stellt Biurkowski heraus: "Es geht nicht darum, ob ihr eine mathematische Aufgabe lösen, sondern wie ihr mit anderen Menschen umgehen könnt." Wertschätzung seinem Gegenüber aber auch Sachgegenständen entgegenbringen, Respekt zeigen und Toleranz leben - darauf komme es an. Der Workshop mit dem Tanzlehrer ist nur einer von vielen an der Integrierten Gesamtschule Rodenberg. Der Grund: Die alljährlichen Präventionstage. Während der zehnte Jahrgang im Forum für den Abschlussball übt, widmen sich die meisten Neuntklässler dem "Jump"-Bewerbungstraining der Agentur für Arbeit. Zehn von ihnen jedoch sind kurzweilig für eine weitaus verantwortungsvollere Aufgabe auserkoren: Sie sind sozusagen über Nacht Eltern geworden und müssen sich im "Schnulleralarm"-Projekt der Kreisjugendpflege um eine Puppe kümmern, die einen Säugling täuschend echt simuliert. "Einige konnten nachts nicht schlafen, weil das 'Baby' geschrien hat", erzählt Sozialpädagogin Liane Wolf-Rolle, die sich um die Koordination der Präventionstage kümmert. Neben dem Benimmtraining stehen im achten Jahrgang auch Besichtigungen zum Beispiel einer Gerichtsverhandlung in Hannover auf dem Programm. Die meisten unterschiedlichen Projekte finden in den siebten Klassen statt, "weil wir hier geschlechterspezifisch arbeiten", so Wolf-Rolle. "Mädchenkram" thematisiere etwa das Thema Sexualität, im "Jungenprojekt" zeigt die HSG Schaumburg Nord, was es noch außer Facebook, Instagram und Co. für Freizeitbeschäftigungen gibt. Highlight aber ist ein Ausflug in die Selbstverteidigung mit der Fachschule "TA Wing Tsun Barsinghausen", das laut der Sozialpädagogin hervorragend angenommen werde. Ausgehend von der verbalen Vorkampfphase finden sich in den Übungen alle Kampfphasen wieder. Die Schüler werden für Gewaltsituationen und die Konfliktbearbeitung vorbereitet. In Jahrgang 6 dreht sich im Rahmen der Suchtprävention alles um die Risiken des Rauchens. Wie sie sicher mit dem Internet umgehen, lernen die Fünftklässler. Insgesamt beteiligen sich 30 Klassen mit 830 Schülern an den Präventionstagen. Foto: jl