1. "Das geschieht tagtäglich auf der Welt"

    Festakt zur "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" vor 70 Jahren / Redebeiträge und szenische Einlagen

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    STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). In einem kleinen aber bewegenden Festakt musikalisch begleitet durch den Oberstufenchor hat das Ratsgymnasium Stadthagen (RGS) in Kooperation mit Amnesty International die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" durch die Vereinten Nationen vor 70 Jahren gewürdigt. In Redebeiträgen und mit szenischen Einlagen wiesen Lehrer, Schüler und Gäste auf die Bedeutung dieser Erklärung hin und zeigten ebenso die zahlreichen Verstöße gegen die Menschenrechte in der Gegenwart auf. Ein 16-jähriger Schüler gerät in Nigeria in eine Kontrolle der Militärpolizei. Die Sicherheitskräfte halten den willkürlich aufgegriffenen Jugendlichen fest und foltern ihn brutal, bis sie ihm ein Geständnis über einen Handydiebstahl abpressen, den dieser nicht begangen hat. Von 2007 bis 2012 sitzt der junge Nigerianer anschließend in Untersuchungshaft, bis ihn 2013 ein Gericht wegen des Handydiebstahls zum Tode verurteilt. 500.000 Menschen schreiben auf Initiative von Amnesty International an die Nigerianische Regierung und fordern die Befreiung des zu Unrecht verurteilten. 2015 erfolgt die Begnadigung. Eine der Erfolgsgeschichten im Bemühen von Amnesty International, Betroffene von Menschenrechtsverletzungen zu unterstützen, erklärte Hans-Dieter Lichtner von Amnesty-International Bückeburg. In seinem Vortrag ergänzt durch szenische Einlagen des Kurses Darstellendes Spiel des RGS hatte er einen bedrückenden Einblick in das Schicksal des jungen Mannes gegeben. Die Folterer seien nicht belangt, hielt er fest und die Betroffenen würden zumeist lebenslang traumatisiert. "Das geschieht tagtäglich auf der Welt", hielt Lichtner fest. Seien systematische Menschenrechtsverletzungen zumeist mit Diktaturen verbunden, gelte es auch im Alltag in Deutschland für die Menschenrechte einzutreten, appellierte Lichtner an die Schüler. Beispielsweise wenn Menschen durch Rechtsradikale angegriffen oder erniedrigt würden. Auch eine kleine Geste der Unterstützung sei wichtig für die Opfer. Zivilcourage sei gefragt, etwa durch den Anruf bei der Polizei, statt vorüberzugehen. "Folgt einer humanistischen Leitkultur, die niemanden ausschließt", forderte Lichtner die Ratsgymnasiasten auf. Bereits in der Begrüßung hatte Direktorin Angelika Hasemann die zahlreichen Verstöße gegen die Menschenrechte seit deren Erklärung im Jahre von 1948 bis heute vor Augen geführt. Die Diskussion über Abschiebung in vermeintlich sichere Herkunftsstaaten, in denen es jedoch Berichte über schwerwiegende menschenrechtlich Verstöße gebe, zeige, dass das Problem nicht so fern liege, wie es manchmal scheine. Damit die Menschenrechte einmal umfassende Gültigkeit erlangen, seien entsprechende Anstrengungen im Bildungsbereich entscheidend. Schule müsse ihren Bildungsauftrag erfüllen, die Schüler zu demokratischen, respektvollen und toleranten Menschen zu erziehen. Landrat Jörg Farr und Bürgermeister Oliver Theiß unterstrichen die Ausführungen von Hasemann. Farr verwies auf Ungerechtigkeiten erzeugende Wirtschaftsbeziehungen und Theiß hinterfragte das Alltagsverhalten jedes Einzelnen in Bezug auf die Menschenrechte. Anschließend ergab sich für die Teilnehmer die Möglichkeit, die Arbeiten des Kunstkurses zum Thema zu betrachten. Foto: bb

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