1. Verlassene Gebäude haben ihren ganz eigenen Charme

    Lost Place sind in Vergessenheit geratene Orte, überzogen mit Staub

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    LANDKREIS (jb). Staubflocken wirbeln auf, als ich das Gebäude betrete. Vorsichtig mache ich einen weiteren Schritt nach vorne. Die Tür hinter mir knarzt leicht im Wind, ansonsten ist es totenstill. Rechts führt eine Treppe nach oben. Auf ihr liegt alter Putz, Schutt und noch mehr Staub. Die Wände links und rechts von mir fangen schon längst an zu blättern. Die Farbe und Tapete ist überall auf dem Boden verteilt. Seit Jahren hat hier niemand mehr geputzt. Ich betrete gerade einen sogenannten "Lost Place": ein längt in Vergessenheit geratener und verlassener Ort. Meist sind es verfallene Hotels, heruntergekommene Kliniken, alte Freizeitparks, Herrenhäuser oder stillgelegte Kernkraftwerke, die trotz des Verfalls immer noch ihren ganz eigenen Charme haben und damit ein Lost Place sind. Zusammen mit meinem Freund André war ich nun einen Tag lang in einem solchen Ort unterwegs; genauer gesagt in der Johanniter-Heilstätte Sorge, eine ehemalige Lungenheilstätte im Harz. Wir kontaktierten den Besitzer, der Touren im Gebäude anbietet. Gegen einen kleinen Obolus durften wir das längst in Vergessenheit geratene Gebäude betreten - und dabei jede Menge Fotos machen. Wir gehen den langen Gang weiter entlang. Zu unserer linken Seite befinden sich zahlreiche Zimmer. In einem Raum liegt eine Tür auf dem Holzdielenboden. Drei große Fenster lassen das Sonnenlicht herein. Große grüne Tannen versperren den Blick nach draußen. Die alte Tapete ist mittlerweile ganz vergilbt und an vielen Stellen von der Wand abgefallen. Schnell zücken wir unsere Kameras und machen ein Foto. Ein altes Kino, in dem noch zwei Sitze stehen, ein großer Speisesaal, in dem Lampen hängen, ein Zimmer mit leicht verblasster blauer Wandfarbe und einige alte Medikamentenflaschen ziehen unsere Blicke auf sich. Das einzige, was in der Stille ab und an zu hören ist, ist das Klicken der Auslöser unserer Kameras. Nicht selten wird die Besichtigung eines Lost Place zu einem Abenteuer, denn in den verfallenen Gebäuden verbergen sich auch Gefahren, wie etwa morsche Böden oder brüchiges Mauerwerk. Zudem sind Lost Place oft auch Orte, denen nachgesagt wird, es könne darin spuken. Außerdem gilt, dass jedes noch so heruntergekommene Bauwerk seine eigene Geschichte hat, die mit Respekt und Vorsicht betrachtet werden muss. Daher ist das Mitnehmen von Gegenständen genauso tabu, wie sich gewaltsam Zutritt zum Gebäude zu verschaffen. Auch im hiesigen Landkreis Schaumburg gibt es einige verlassene Orte. Aber Vorsicht: wenn beispielsweise ein Zaun überwunden oder eine Tür aufgestemmt werden muss, um sich Zugang zu verschaffen, dann begeht man Hausfriedensbruch, auch wenn das Gebäude noch so verlassen und verfallen ist. Wer erwischt wird, muss mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder einer Geldstrafe rechnen. Doch keine Sorge: es gibt genug Lost Place, die man legal und gegen einen kleinen Obolus betreten darf, um seine ganz persönlichen Fotos schießen zu können. So wie wir es tun. Insgesamt verbringen wir mehrere Stunden in der alten Lungenheilstätte. Über drei Etagen finden wir immer wieder ein neues Motiv, das wir als ein Foto verewigen. Dabei spielt die Atmosphäre eine ganz besondere Rolle. Foto: jb

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an