1. Nordsee-Tatort im Keller

    "KulturDroge" mit Krimiautor sorgt für Gänsehautmomente

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    RODENBERG (jl). Das Ambiente hätte nicht passender sein können: Was einst als Leichenkeller diente, verwandelt sich vor dem geistigen Auge der 50 "KulturDroge"-Fans in das raue Wattenmeer, in dem zwei grausam zugerichtete Frauenkörper auf einen Segelschiff gefunden werden - aufgehängt und ausgenommen wie große Fische. Mucksmäuschenstill ist es, nur die Stimme von Derek Meister durchdringt die gefährliche Ruhe im Gewölbekeller des Heimatmuseums. Der Hagenburger Autor liest aus "Blutebbe", dem dritten Teil seiner Thrillerserie um das Ermittlerteam Jansen und Henning. "Wir sind zwar nicht an der Nordsee, sondern in einem Keller, aber das passt auch", kündigt der 45-Jährige an: "Es gibt auch jede Menge Leichen." Er liest nicht nur, sondern erzählt auch viel. Zum Beispiel über die Entstehung seiner Romane, über die Charaktere. Er habe vom grauhaarigen Ruhrpott-Detektiv, der zu viel Rotwein trinkt und eigentlich überhaupt keinen Bock mehr hat zu ermitteln, wegkommen wollen. Sein Protagonist Knut Jansen sei ein junger, sportlicher Revierleiter, der das Bier und Surfen ebenso liebt wie die Frauen. Bewusst habe er sich gegen einen bestehenden Ort wie Husum ("Da will ich noch Urlaub machen können") und für das fiktive Nordsee-Idyll Valandsiel entschieden - mit weißem Sandstrand, aber auch Watt, Steilküste, Wald und Wiesen. "Hier war ich so frei und habe mir meinen Ort selbst gebaut", so der Schriftsteller, der auch schon zahlreiche Drehbücher geschrieben hat.Mit den Vorbereitungen des Polizeichefs Knut auf einen Musik-Gig ist der literarische Einstieg noch von leichter und besonders launiger Kost. Aber dann kommt Kapitel 3 -"jetzt gibt's Leichen", prescht Meister vor. Und: Er versuche den Täter zwar originell töten zu lassen, aber immer mit "Tiefe und dem Versuch einer Erklärung, warum er so bestialisch mordet". Im nebelumwobenen Watt sucht Jansen mit seiner Crew nach einem "Geisterschiff" und findet ein trocken gefallenes Segelboot, aus dessen Überlauflöchern ein Blutrinnsal fließt. "Haaallooo", ruft der Lesende inbrünstig den Zuhörern entgegen. Nicht wenige zucken mit einem Aufschrei zusammen. Zum Glück sitzt der Schreck nicht ganz so tief, wie zu Zeiten der Leichenaufbewahrung im Gewölbekeller, als sich ein Dachdeckermeister zwischen den Särgen versteckt und seinen Ersatzplatten suchenden Gesellen erschreckt hat. Mit dieser überlieferten Geschichte hatte Lars Pasucha seine Gäste auf die bevorstehenden Gänsehautmomente eingestimmt. Eine Zuhörerin ergänzte das Ganze mit einer weiteren Anekdote: Ihr Opa sei einmal versehentlich in der Leichenhalle eingesperrt worden… Foto: jl

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