1. "Paradiesischen Naturpark" im Eis der Arktik entdecken

    Live-Reportage über Franz-Josef-Land fasziniert Publikum

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    BAD NENNDORF (jl). Nur der Bug des Schiffes ist zu sehen - und die unendliche Weite der arktischen Eislandschaft. Knackend und ächzend schiebt sich der 24.000 PS starke Brecher durch anderthalb Meter dickes Eis, bis zu acht Quadratmeter große Schollen springen wie Splitter zur Seite. Die Fahrrinne hinter ihm wird in nicht einmal drei Stunden wieder zugefroren sein. Es ist Sommer, die Temperaturen schwanken zwischen minus fünf und plus zehn Grad. Das Ziel der Kapitan Dranitsyn: Franz-Josef-Land. An Bord ist nicht nur der TV-Journalist Peter von Sassen, sondern gefühlt auch das Publikum des Bad Nenndorfer Kurtheaters. In Wirklichkeit hätten sie zwar nicht alle Platz auf dem russischen Eisbrecher, dank einer mitreißenden Live-Reportage mit eindrucksvollen Bildern und Filmaufnahmen auf der Kinoleinwand aber reisen die Zuschauer virtuell mit zu den "Vergessenen Inseln im Eis". Sie sind hautnah dabei, als sich eine Eisbärin, die "Königin der Arktis", mit zwei Jungen bis auf zwei Kilometer der Expeditionsgruppe nähert. Sie kommen mannshohen Steinkugeln der Champ-Insel, einem geologischen Phänomen, zum Anfassen nahe. Erleben, wie fast zwei Tonnen schwere Walrosse, die pro Mahlzeit 50 Kilogramm Muscheln verputzen, keinen Meter vom Schlauchboot entfernt auftauchen. Wie die Sonne selbst um Mitternacht noch oberhalb des Horizonts steht, das Eis im Nordpolarmeer in eine mystische Stimmung hüllt und einem, wie es der ehemalige "Nordseereport"-Redakteur formuliert, das Herz und die Sinne weitet. Und wie 1873 die Österreichisch-Ungarische Nordpolexpedition unter der Leitung von Kapitän Carl Weyprecht und Oberleutnant Julius von Payer den Archipel nach monatelanger Eisdrift zufällig entdeckte und nach dem damaligen Kaiser Franz Joseph I. benannte. Mit Skizzen und audiodigitalisierten Tagebucheinträgen Payers gelingt von Sassen immer wieder der Sprung in die Vergangenheit. Damals saß die 24-köpfige Mannschaft der Admiral Tegetthoff fast zwei Jahre im Packeis fest und marschierte letztlich zu Fuß mit den Beibooten los. Beide hätten wie Ernest Shackleton eine unglaubliche menschliche Leistung vollbracht -"aber kaum einer kennt sie". Deswegen widme er den Abend dem Duo, das während der strapaziösen Entdeckungsreise nur ein einziges Besatzungsmitglied verlor. Selbst heutzutage ist die Landmasse, die von Sassen einen "paradiesischen Naturpark" und "unglaublich magischen Ort" nennt, noch kaum bekannt. Nicht mehr als 500 Menschen sei es pro Jahr vergönnt, sie zu entdecken. Foto: jl

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