1. Die Bauausschuss-Mitglieder empfehlen: "Brückentorkomplex an Investor verkaufen!"

    Hitzige Debatten im Foyer des städtischen Saals / CDU mit eigenen Visionen / Wenige Veranstaltungen bis Februar 2019

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    RINTELN (ste). Die einzelnen Baukörper wie Saal, Hotel, Restaurant und Verkaufsflächen sind nicht brandschutzmäßig voneinander getrennt, ein Rauchabzug fehlt, es ist jede Menge brennbares Material im Saal verbaut und das Dach hat keine brandschutztechnische Separierung zur darunterliegenden Technik. Und das sind nur die gravierendsten Mängel, die der Brandsachverständige Dr. Schlomann am Brückentorsaal feststellte, weswegen Bürgermeister Thomas Priemer die letzten noch ausstehenden Veranstaltungen im Saal bis Februar 2019 nur unter zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen genehmigte. So muss unter anderem eine Druckbelüftung in Stellung gebracht werden und Feuerwehrleute stehen mit ihren Fahrzeugen am Saal für den Ernstfall bereit. Außerdem wurden einige Sofortmaßnahmen ergriffen, um den Saal nicht sofort dicht machen zu müssen: "Das kann allerdings nur eine sehr kurze Übergangslösung sein", so Priemer. Der Bauausschuss tagte im Foyer des Saals unter Anteilnahme vieler Zuschauer, denen der Saal offenbar an dieser Stelle am Herzen liegt. Die Antworten, die die Mitglieder des Bauausschusses auf ihre Fragen an den Brandsachverständigen Dr. Schlomann erhielten und die am Ende auch Aufschluss darüber geben sollten, wie es weitergeht mit dem Brückentorsaal, waren dann jedoch nicht zu jedermanns Zufriedenheit. Denn zur Grundlage einer Entscheidung, ob es eine Sanierung des vorhandenen Saals geben kann, ob es einen Ankauf des kompletten Objektes durch die Stadt oder einen Verkauf und einen Neubau eines städtischen Saals gibt, gehören auch verlässliche und miteinander zu vergleichende Kostenschätzungen. Die liegen derzeit nicht in ausreichendem und nachvollziehbarem Maße vor. Zum städtischen Auftrag des Brandschutzgutachtens von Dr. Schlomann gehörte es beispielsweise auch nicht, den Brückentorkomplexes ganzheitlich zu betrachten mit der Firma "Woolworth" und dem Hotel "Brückentor", sondern herausgelöst ausschließlich der Brückentorsaal. Das brachte Heinz-Jürgen Requardt von der CDU als Verfechter einer Sanierung des Saals auf die Palme: "Wenn das alles so schlimm ist wie geschildert, dann dürfen das Hotel und Woolworth auch nicht weiter betrieben werden!" Doch, es sei so schlimm wie geschildert, stellte Dr. Schlomann fest, und die untere Baubehörde der Stadt Rinteln erarbeite gerade eine bauordnungsrechtliche Verfügung für die nichtstädtischen Bereiche des Brückentorkomplexes, um den Eigentümer auch auf die dort vorhandenen Brandschutzmängel hinzuweise, stellte der Bürgermeister fest. "Wir nehmen das sehr ernst", so Priemer. Wer allerdings für welche Kosten im Falle einer möglichen Sanierung zuständig ist, wer welche Brandschutzwand ziehen muss und wer für welche technischen Maßnahmen zum Brandschutz zuständig ist, das blieb weiter nebulös. Zu schlecht sei die Teilungserklärung: "Kein Meisterwerk eines Notars", stellte Rechtsanwalt, Notar und WGS-Mann Heinrich Sasse fest. Sasse weiter: "Einen Bestandsschutz für den weiteren Betrieb des Saals gibt es nicht!" Sasse hatte zusammen mit Jens Maack und Heinrich C.V. Sasse einen Antrag an die Stadt gestellt, das städtische Teileigentum in Verhandlungen mit dem Eigentümer des Restkomplexes, den Gebrüdern Schneidewind, an einen Investor zu verkaufen und eine neue Stadthalle zu bauen. Ein Antrag, den auch die Stadtverwaltung in der derzeitigen Situation unterstützt. Der entsprechende Beschlussvorschlag der Verwaltung wurde nach heftigen Diskussionen im Bauausschuss auch mit Stimmenmehrheit von SPD, Grünen und WGS angenommen. Die CDU hatte komplett andere Vorstellungen. Hier herrscht die Meinung vor, dass der Brückentorsaal derzeit durch immer weitere Kostensteigerungen in den Sanierungsberechnungen totgeschrieben werden soll. Veit Rauch sieht sich in seiner Auffassung dazu bestätigt: "Ich habe einen Fragenkatalog mit elf Fragen an die Verwaltung gesandt und innerhalb von drei Tagen Antwort bekommen; da hatten sich die Kosten für die Sanierung schon von zwei auf vier Millionen Euro verdoppelt." Kai Steding hatte vor der Entscheidung noch eine Variante ins Spiel geworfen, bei der die Stadt selbst das Teileigentum von den Gebrüdern Schneidewind kauft, den Teil des ehemaligen COOP-Geschäftes, seit Jahren leer stehend, abreißen lässt, damit eine Verbindung zur Weser schafft und den Brückentorsaal als städtisches Eigentum saniert. Den Rest des Komplexes, darunter das Hotel und die Verkaufsflächen von Woolworth, sollten an einen Investor verkauft werden. Dieser Vorschlag fand keine Mehrheit. Für einen Neubau einer städtischen Halle, der derzeit von der Verwaltung auf etwa acht Millionen Euro geschätzt wird, werde er nicht die Hand heben, stellte Rauch nach der Sitzung noch fest und prognostizierte: "Eine neue Halle wird eine zweistellige Millionensumme kosten!" Der Schuldenstand der Stadt Rinteln liegt jetzt schon bei mehr als 18 Millionen Euro; abzurufen auf der Homepage der Stadt unter "Finanzen".Foto: ste

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