1. Nur der Steiger hatte eine Badewanne

    Symposium bietet Fachleuten und Laien viel Informatives über den Deister-Bergbau

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    FEGGENDORF (al). Buchstäblich bis in die hintersten, gefahrlos zugänglichen Winkel haben Teilnehmer des zweiten Deister-Bergbausymposiums den Feggendorfer Stolln inspiziert. Eine "ausführliche Befahrung" zum Abschluss des zweitägigen Treffens galt unter anderem den Vortriebs- und Sicherungsarbeiten. Wer sich nicht so weit tief in den Berg begeben wollte, erfuhr auch oberirdisch allerlei Interessantes über historische Relikte. Zunächst standen Fachvorträge auf dem Programm. Experten befassten sich mit der generellen Historie des Deister-Bergbaus, über gesundheitliche Belastungen und Unfallgefahren sowie über den Umgang mit Kohle am Beispiel des Kniggeschen Bergbaus bei Bredenbeck. Auch die Kohlenstraßen im Amt Wennigsen wurden erläutert, bevor es auf der Feggendorfer Kohlenstraße tüchtig bergauf ging. An manchen Stellen dokumentieren dort immer noch Pflasterschichten die 1918 angelegte Verbindung, die heute als Zufahrts- und Rettungsweg dient. Sie führt parallel zum Bremsberg, auf deren parallel verlegten Schienen die vollen Loren zu Tal ratterten, indem sie gleichzeitig die geleerten Wagen wieder nach oben zogen. An der "Talstation" lässt sich die Wendeschleife für die Transportfuhrwerke erkennen. Den Startpunkt markiert ein großes Betonfundament mit im Original erhaltenen Befestigungen für die Bremsscheibe. Das Stoppen der Gefährte muss eine gleichermaßen primitive wie gefährliche Aufgabe gewesen sein - mit Hebel und Eichenklotz. Nicht nur der Kohleabbau im Berg war anstrengend und schweißtreibend. Auch die Verladung des Abraums forderte Muskelkraft, wie Betriebsleiter Florian Garbe und seine Helfer kürzlich selbst erfahren mussten. Sie hatten zwei Förderwagen nach historischen Vorbildern gebaut. Die voll beladenen Loren wurden mithilfe einer Brechstange umgekippt und von Hand ausgeladen: "Da merkten wir einmal mehr, wie schwer die Arbeit war." Der Rundgang auf dem Zechenvorplatz führte zu Feldschmiede und dem Stall für das Grubenpferd. Imposant war der Anblick der in luftiger Höhe der Waschkaue hängenden Kleidungsstücke samt Stiefel. Garbe schilderte die Ausstattung des früheren Betriebsgebäudes: Duschen gab es für die einfachen Bergleute. Nur der Steiger hatte das Privileg einer Badewanne. Auch heute noch holt die Betriebsmannschaft Kohle aus dem Berg. Garbe zeigte ein großes Stück mit versteinertem Holz. In vier Körnungen wird der Brennstoff aufbereitet. Manchmal kommen Interessenten, um sich Schmiedekohle zu holen. Vor allem aber lockt der Betrieb junge Studenten oder Praktikanten, die Pflicht-Schichten unter Tage ableisten müssen. 15 Interessierte haben bislang allein in 2018 die Gelegenheit genutzt. Als anerkanntes "Lehrbergwerk" kann Garbe nicht nur den Kohleabbau im Streb bieten. Sie erfahren bei ihm auch das "Feeling für das Gebirge". Zwei weitere Exkursionen führten zu den Rodenberger Stollen und deren in der Nähe befindlichen Steinbrüchen sowie zu Bergbaurelikten am Nienstedter Pass. Wer sich dort einmal auf eigene Faust auf den Weg machen möchte, sollte sein Smartphone dabei haben: Eine App verrät die historischen Stätten. Foto: al

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