1. Online-Tierhandel nimmt zu: "Das sind keine Gegenstände"

    Tierschützer warnen vor dubiosen Händlerringen / Gesetzesänderung gefordert

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    BAD NENNDORF/RODENBERG (jl). War es vor einiger Zeit die extreme Katzenpopulation gewesen, die die Tierschützer an ihre Belastungsgrenze brachte, stehen diese jetzt vor einem anderen Problem: Der Hundehandel über Online-Kleinanzeigen nimmt verstärkt zu. Auch in Schaumburg. Oft stecken dahinter dubiose Händler, die die Hunde aus ausländischen Zuchtfabriken illegal einführen und mit geschönten Aufnahmen ins Internet setzen, ärgert sich Jutta Schneider, Vorsitzende des Tierschutzvereins Rodenberg/Bad Nenndorf: "Wir schaffen es nicht mehr, dagegen anzugehen." Sie fordert - wie der Deutsche Tierschutzbund - eine Gesetzesänderung, die den Internethandel mit lebenden Tieren unterbindet. Besonders American Pitbull Terrier Blue Line seien momentan "in Mode". Rund 20 Welpenanzeigen aus Schaumburg entdeckte Schneider in jüngster Zeit in Online-Börsen. Der Kaufpreis lag zwischen 750 und 1500 Euro. Händlerringe würden auf diese Weise -"zum Leidwesen der Tiere"- Tausende Euro verdienen. "Es ist frustrierend, dass Tiere wie Sauerbier angeboten werden", schüttelt die hiesige Tierschützerin den Kopf. "Das sind keine Gegenstände wie Waschmaschinen." Welpen würden oftmals viel zu früh vom Muttertier weggenommen. Zudem sei nicht jedes Tier, wie es seriöse Züchter machen würden, geimpft, entwurmt und gechippt - ein Risiko für jeden Käufer. Diese machten sich nach Schneiders Erfahrung auch oft zu wenig Gedanken über die Anschaffung. Derzeit lebt eine Huskyhündin in der Bad Nenndorfer Tierauffangstation, die abgegeben wurde, weil die Neubesitzer ihrem Bewegungs- und Jagddrang nicht gerecht werden konnten. Gekauft hatten sie die Hündin mit einem Klick im World Wide Web. Schneider warnt: "Die Leute wissen zum Teil gar nicht, was sie sich da für Tiere holen." Seriöse Züchter, so Schneider, würden nur auf Nachfrage züchten und keine Daueranzeigen im Internet schalten. Das Muttertier und ihre Welpen können die zukünftigen Besitzer kennenlernen. Vorsicht sei bei Haustürverkäufen geboten. Ein weiteres Problem: Sowohl die Einfuhr als auch die Zucht von bestimmten gelisteten Hunderassen - die von Land zu Land variieren - sei verboten, der Handel aber nicht, ärgert sich Schneider: "Hier ist der Gesetzgeber dringendst gefragt, das Pferd anders aufzuzäumen." Es dürfe nicht erlaubt sein, kostenlos und anonym Tieranzeigen auf entsprechenden Internet-Portalen einzustellen. Zudem fordert sie, dass Verstöße als Straftat geahndet werden. Wer sich bisher nicht an die Bestimmungen hält, begehe nur eine Ordnungswidrigkeit. Derzeit kümmert sich Schneider beispielsweise um drei Wochen alte Retro-Möpse, die einer Frau in Schaumburg entzogen worden sind. Die hat bereits ein Tierhalteverbot. Erst vor einem Dreivierteljahr hatten die hiesigen Tierschützer vier Möpse aus ihrer Wohnung geholt. Dennoch hielt sie jetzt wieder vier erwachsene Hunde, davon ein Muttertier mit sieben Welpen, in einem verdreckten Raum ohne Futter und Wasser. Auch mehrere Ziervögel und sogar eine Krähe mussten die Tierschützer in ihre Obhut nehmen. "Es kann doch nicht sein, dass das immer nur als Ordnungswidrigkeit abgetan wird", schimpft Schneider. Die Tiere litten und dem Verein entstünden "immense Kosten". Foto: jl

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