1. Kreistag fordert zu Verzicht auf Glyphosat auf

    Beschluss fällt nach hitziger Aussprache mit deutlicher Mehrheit / CDU übt Kritik an Vorstoß

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    LANDKREIS (bb). Nach lebhafter Diskussion hat der Kreistag gegen die Stimmen der CDU-Fraktion beschlossen, Land- und Forstwirte, Kleingärtner und Kommunen aufzufordern, auf den Einsatz des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat zu verzichten. Neben diesem Appell sollen neu zu schließende oder zu verlängernde Pachtverträge von landkreiseigenen Flächen entsprechend ergänzt werden. Der Beschluss geht auf einen Antrag der Gruppe WIR/Die Linke zurück. Deren Sprecher Richard Wilmers erklärte in seiner Begründung des Antrages, dass Glyphosat in Verdacht stehe, krebserregend zu sein. Wilmers verwies auf das Urteil eines US-Gerichts, das einem Erkrankten kürzlich eine hohe Entschädigung zuerkannte, der den Hersteller von Glyphosat verklagt hatte. Hinzu kämen Auswirkungen auf die Umwelt, es sei dringend nötig, das Ausbringen von Glyphosat zu beenden, so Wilmers. Dieter Horn von der SPD unterstützte Wilmers Position. Bei Glyphosat handle es sich um ein Totalherbizid, "es macht also alle Pflanzen tot". So gebe es begründete Vermutungen auf einen Zusammenhang mit dem zu beobachtenden Insektensterben. Dazu bestehe ein Verdacht auf Gesundheitsgefährdung, entsprechend sei Vorsicht geboten. Neben dem Umweltschutz gehe es auch darum, die Wertbeständigkeit der landkreiseigenen Flächen zu erhalten und diese eben nicht durch die Einlagerung von Schadstoffen zu verringern. Wie Horn für die SPD erklärte auch Monika Tautz für die Grünen, dass ihre Gruppe dem Antrag zustimmen werde. Dies sei nur ein erster Schritt, es gelte ein Komplettverbot für Glyphosat zu erreichen. Niemand könne "die Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt ignorieren", zumal es Alternativen gebe. Margot Zedlitz (AfD) stimmte zu, es gebe "keinen Grund Schaumburg zu vergiften". Wilhelm Dreves (CDU) widersprach der Argumentation der Antragsbefürworter. Zwar stufe die Weltgesundheitsorganisation das Mittel als wahrscheinlich gesundheitsbeeinträchtigend ein, das Bundesamt für Risikobewertung habe dieses jedoch als ungefährlich bewertet. Mit "unseriösen Studien" würden Glyphosat-Gegner in der öffentlichen Diskussion und den Medien Ängste schüren. In Wirklichkeit sei Glyphosat weniger giftig als andere Herbizide und werde in kurzer Zeit wieder abgebaut. Alternative Bekämpfungsmethoden hätten ebenfalls Nachteile. Ein Pflanzenschutz ohne Herbizide werde in absehbarer Zeit nicht möglich sein. Henning Dormann (WGS), Vorsitzender des Umweltausschusses, wies Dreves Argumente zurück. Darüber hinaus wies er daraufhin, dass es hier nur um eine Empfehlung gehe. Und bei den landkreiseigenen Flächen nur um neu zu schließende und zu verlängernde Pachtverträge. Bei der Diskussion im Umweltausschuss habe sich ihm schon die Frage gestellt, ob die CDU-Vertreter mit ihrer massiven Unterstützung für die Glyphosat nutzenden Landwirte nicht besser im Wirtschaftsausschuss als im Umweltausschuss aufgehoben wären, legte Dormann nach. Heinrich Sasse (WGS) erklärte, dass der "letzte wissenschaftliche Nachweis" für eine Gesundheitsgefährdung durch das Mittel zwar nicht vorliege. "Aber wenn das alles Kraut tot macht, dann weiß ich, dass es nicht gut ist", so Sasse. Im Sinne der Risikovorsorge könne man sich auf keinen Blindflug einlassen, und einfach darauf vertrauen, dass das Mittel unschädlich sei. Petra Ritter (CDU) erklärte, in der Debatte werde ein diskriminierendes Bild von den Landwirten vermittelt. Diese seien ihrem Boden verbunden und würden mit diesem entsprechend verantwortlich umgehen. Es solle dem Fachmann Landwirt überlassen werden, ob er entscheide, Glyphosat einzusetzen. Gegen die Stimmen aus der CDU-Fraktion nahm der Kreistag den Beschluss mit großer Mehrheit an.Foto: bb/Symbolbild

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an