1. Auf den Spuren längst vergangener Zeit

    Studenten führen eine Lehrgrabung an der Heisterburg durch und legen alte Mauerverläufe frei

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    LANDKREIS/BAD NENNDORF (jb). Mehrere junge Menschen knien auf dem trockenen Waldboden. Einer von ihnen hält einen Zollstock in der Hand, ein weiterer Pinsel und Meißel. Ein junger Mann sitzt in einem Stuhl und zeichnet fleißig vor sich hin. Seine Stirn ist ganz kraus, so sehr konzentriert er sich. Doch was diese jungen Menschen da tun? Sie graben. Genauer gesagt führen sie eine archäologische Ausgrabung durch. Und legen somit Mauerverläufe einer Burg aus dem 11. Jahrhundert frei. 20 Studenten der HAWK Hildesheim führten zwei Wochen lang unter der Leitung von Dr. Markus Blaich vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege und in Kooperation mit dem Kommunalarchäologen der Schaumburger Landschaft Dr. Jens Berthold eine Lehrgrabung an der Heisterburg, die sich im Deister zwischen Bad Nenndorf und Rodenberg befindet, durch. Somit wurde dort seit fast 90 Jahren erstmals wieder gegraben - und das mit Erfolg. Mehrere Mauern von ehemaligen Gebäuden, eine Baugrube mit Mörtel und der mögliche Unterbau eines Ofens mitsamt Feuerspuren und Lehm wurden freigelegt. Dabei wurde fleißig gezeichnet, dokumentiert und fotografiert, um einen exakten Plan der Wallanlage zu erstellen. Denn in den Jahren 1891/92 sowie 1929 bis 1932 wurde an der Heisterburg das letzte Mal gegraben. "Da die Burgforschung in der damaligen Zeit aber sehr geprägt war durch die Befestigungsanlage selbst, wurden die Innenräume nicht erforscht", erklärt Blaich. Doch mit neuesten Vermessungstechniken wäre nun auch das möglich. So wurden 2014 bereits geophysikalische Untersuchungen durchgeführt, ohne den Boden offen zu legen. Dabei kamen mehrere Strukturen zum Vorschein, die auf Gebäude hindeuteten. Im vergangenen Jahr hatte dann die Universität Hannover mithilfe eines Laserscanners ein 3D-Modell der Burg erstellt, auf dem weitere Strukturen zu erkennen waren. Und diese sollten nun in jener Lehrgrabung genauer untersucht werden. Ziel der Grabung war es, die Datierung der Burg genauer festzustellen - nach jetzigem Kenntnisstand wurde sie im 11. Jahrhundert erbaut - und natürlich auch Fundmaterial, beispielsweise kaputte Vasen, zu finden. Doch letzteres erwies sich als eher weniger erfolgreich. Darüber zeigten sich nicht nur die Studenten überrascht. "Theoretisch müssten wir hier einige Fundstücke finden. Da das aber nicht der Fall ist, könnte es sein, dass die Anlage nicht allzu lange genutzt wurde", schließt Blaich daraus. Nichtsdestotrotz ist die Heisterburg eine der wichtigsten und am besten erhaltenen Burgen. Und außerdem: "Zur Heisterburg selbst gibt es kaum Schriftquellen, doch wer auch immer diese Burg errichtet hat, muss definitiv über politische Macht verfügt haben", erklärt Berthold. Die freigelegten Flächen sind übrigens wieder mit Laub und Erde verschüttet. "Denn das ist der beste Schutz für dieses wichtige Denkmal", sagt Berthold abschließend. Foto: jb

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