1. "Es lohnt sich für Europa zu arbeiten"

    Verabschiedung von Burkhard Balz mit kämpferischen Reden dreier Politgrößen

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    LANDKREIS (jl). Eine halbe Stunde sei er im Labyrinth des europäischen Parlaments herumgeirrt, ehe ihm jemand den Weg zu seinem Büro gewiesen habe. Alles festgehalten mit der Kamera, die Burkhard Balz an seinem ersten Tag als EU-Politiker begleitete. Neun Jahre ist das jetzt her. Heute ist der Zweimeter-Mann kein Parlamentarier mehr, sondern Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. "Wenn ich an die Begegnungen mit den vielen Menschen zurückdenke, bin ich mit großer Dankbarkeit erfüllt", sagte er bei seiner europapolitischen Abschiedsfeier mit rund 150 Gästen in der Wandelhalle Bad Nenndorf. Sein Fazit: "Es lohnt sich für Europa zu arbeiten." Nach seinem etwas orientierungslosen Einstand ging es für den Schaumburger steil bergauf. Von Anfang an wirkte er im Finanzausschuss mit, wo er sich nach eigenen Angaben stets für die kleinen regionalen Banken als Stabilitätsbringer in schwierigen Zeiten einsetzte. Viele interessante Themenfelder habe er bearbeiten dürfen. Zum Beispiel war er für den Bericht zum Euroeintritt Lettlands verantwortlich. "Du bist in Lettland ein finanzpolitischer Rockstar", würdigte David McAllister, Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des EU-Parlaments, das Engagement seines Parteikollegen. Sein neuer Arbeitgeber könne sich glücklich schätzen, einen "richtig guten Mann auf einem wichtigen Posten" zu bekommen. Auch die anderen Redner bedauerten den parlamentarischen Verlust des 49-Jährigen - eines "klugen fachlich versierten Kopfes" und eines "Kenners Niedersachsens", wie Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) herausstellte. Er sagte: "Du trägst Europa im Herzen, wir haben dir viel zu verdanken." Günther Oettinger, EU-Kommissar für Haushalt und Personal, nannte Balz' Werdegang eine "außergewöhnliche Geschichte". Balz sei schnell zu einem Fachmann für diverse Bereiche avanciert, dessen Handschrift international erkennbar sei. "Seine Worte und Taten der vergangenen neun Jahre haben großes Gewicht", meinte Oettinger. Weniger lobende Töne schlugen die Gastredner allerdings beim Thema Europa an. Ein dauerhafter Erfolg Europas im Wettbewerb mit globalen Mitstreitern könne nur gelingen, wenn sich die Mitgliedsstaaten einig seien, mahnte etwa McAllister: "Das geht nur gemeinsam, dafür müssen wir unsere Kräfte bündeln." Oder mit den Worten Oettingers ausgedrückt: "Das europäische Projekt muss endlich erwachsen werden." Seine Vision: eine "europäische Armee". Der EU-Kommissar betonte: "Wenn uns unsere Werteordnung vorzugswürdig erscheint und wir Menschen davon überzeugen wollen sie zu erhalten, dann müssen wir dafür kämpfen." Von der Bundespolitik forderte er "europäischen Mut für einen Aufbruch". Denn was Europa brauche, sei ein "starkes Deutschland, keine Dominanz aus Berlin". Althusmann zufolge gilt es, Handelsbarrieren und Strafzölle auf beiden Seiten des Atlantiks abzubauen. Deutschland und auch Niedersachsen hätten zwar eine beeindruckende Volkswirtschaft. Aber ohne die EU würden sie im "Konzert der ganz Großen nur eine sehr kleine Geige spielen". Auch wenn manches nicht nach seinen Vorstellungen geklappt habe, den Menschen Europa näher zu bringen, habe er als "großes Privileg" empfunden, sagte Balz abschließend. Aber Abschiede, zitierte er Albert Einstein, seien auch "Tore in neue Welten". Er freue sich auf seine neue Herausforderung bei der Deutschen Bundebank, die er mit "Respekt und Demut angehen" wolle. Seinen Wegbegleitern, allen voran seinem Büroteam und seiner Familie, dankte er für "manch guten Rat, für viele freundschaftliche Tipps und für manches, was zu kritisieren war". Foto: jl

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