1. Selbsthilfe ist in Schaumburg bei Depressionen zentral

    Rückgang von Suiziden / Selbsthilfe macht Spaß und ist cool

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    LANDKREIS (pp). Selbsthilfe in einer Gruppe mit anderen Betroffenen hilft, reduziert Suizide und kann durchaus Spaß machen. Unter anderem mit diesen Botschaften geht die Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfe des Schaumburger Bündnisses gegen Depression (AG Selbsthilfe) an die Öffentlichkeit und macht Mut, mit der Erkrankung offensiv umzugehen, um das eigene Leben wieder selbstbestimmt in die Hand nehmen zu können. In Deutschland leiden rund 4 Millionen Menschen an einer Depression - sie ist keine Einbildung, sondern eine häufige und oft lebensbedrohliche Erkrankung, die sehr gut behandelt werden kann. In Schaumburg wurde das Bündnis 2016 gegründet, den Anstoß gab ein Modellversuch in Nürnberg und Würzburg, bei dem deutlich wurde, dass Öffentlichkeitsarbeit das Suizidrisiko bei depressiven Menschen spürbar reduziert. Hilfe zur Früherkennung, Aufklärung und Entstigmatisierung sind zentrale Anliegen der AG. "Die Selbsthilfe in Schaumburg ist präsenter als in anderen Bündnissen", betont Prof. Dr. Detlef Dietrich, Ärztlicher Direktor der Burghof-Klinik in Rinteln. "Sie ist ein ganz wichtiger ergänzender Faktor zur ambulanten oder stationären Psychotherapie". So kann sie Betroffenen, aber auch Angehörigen, andere Hilfsangebote machen und neue Perspektiven eröffnen, sowohl übergangsweise, aber auch langfristig und nachhaltig helfen. "Um einen Betroffenen wirklich verstehen zu können, müsste man fast selbst eine Depression erlebt haben", verdeutlicht Dietrich eine Schwierigkeit, mit der auch Angehörige oft zu tun haben. Selbst Betroffene haben dies Verständnis füreinander. "Die Schwelle, zur Selbsthilfe zu gehen, ist niedrig", weist Albert Schott, Leiter des SHG-Treffs in der Marienstraße 1a in Stadthagen, wo - auch neue - Selbsthilfegruppen gerne gesehen sind, auf einen weiteren Vorteil hin. "Wir möchten Betroffene zu Experten in eigener Sache machen", betont Arbeitsgruppenmitglied und Peer-Berater Dr. Maik Behrendt. "Wir setzen auf eine zeitgemäße Selbsthilfe, die durchaus Spaß machen soll. Depressive sind ja nicht immer depressiv." So lädt das Tanzprojekt "EinMiteinander Bewegen 2.0" zum Mitmachen ein. Das Stück "Wie fühlt sich eine Depression an? - Szenen einer psychischen Störung" bietet Einblick in das Erleben von Depression aus der Sicht verschiedener Beteiligter. Die nächste Veranstaltung der AG Selbsthilfe findet am Welt Suizid-Präventionstag, den 10. September, von 17 bis 20.30 Uhr zum Thema "Depression und Suizid" in der Wandelhalle in Bad Nenndorf statt. Das neue Projekt "Acht (e;e) Mich" beschäftigt sich mit Achtsamkeit und Stressbewältigung und dem bewussten Umgang mit sich und anderen. "Da finden sich die Grundsätze der Selbsthilfe wieder: Respekt, Toleranz, Bei-sich-sein und der Wille zur Veränderung", so Behrendt. Das Programm "MindMatters" soll in Schule und Unterricht psychische Gesundheit, Wohlbefinden, Respekt und Toleranz fördern. Auch eine eigene Gruppe für junge Menschen wird angeboten. "Wir arbeiten in einem Trialog mit Betroffenen, Angehörigen und beruflich Helfenden zusammen", weist Behrendt auf den vielfältigen Erfahrungsschatz der AG Selbsthilfe hin, deren Projekte durch die BKK24 und die AOK unterstützt werden. "Wir möchten die Selbsthilfe hinter der verschlossenen Tür vorholen und zeigen, dass sie heute cool und modern ist. Betroffene sollen ihre Stärke und Potentiale erkennen und nutzen und so neues Selbstbewusstsein gewinnen." Ein Flyer des Bündnisses mit Informationen, Kontaktdaten und einem zehn Fragen umfassenden Schnelltest liegt bei vielen Hausärzten aus. Der Kontakt zum Bündnis ist über die Koordinierungsstelle in der Querstraße 12a in Stadthagen, Telefon 05721-9395444, Mail: schaumburger@buendnis-gegen-depression.de möglich. Weiterführende Infos zur AG gibt auch die Selbsthilfe-Kontaktstelle des Paritätischen in Schaumburg, Tel.: 05722-952220. Foto: pp

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