1. "Europa muss näher zusammenrücken"

    ZDF Korrespondent Udo van Kampen spricht auf der Ortsversammlung der Volksbank

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    OBERNKIRCHEN (jh). Udo van Kampen ist über 40 Jahre lang als Korrespondent für das ZDF tätig. Während dieser Zeit ist er unter anderem Studio-Leiter des ZDF-Büros in Brüssel und New York gewesen. Er war einer der bekanntesten Wirtschaftsredakteure beim ZDF und Mitbegründer des Wirtschaftsmagazins WISO. Van Kampens Schwerpunkte in der Berichterstattung waren die Finanz- und Griechenlandkrise sowie Europas Migrationspolitik. Für viele ZDF Zuschauer ist er lange Zeit der Europa-Fachmann gewesen. Zur Ortsversammlung in der Obernkirchener Liethalle sind 300 Mitglieder und Gäste erschienen, um 150 Jahre Volksbank Schaumburg zu feiern und als Höhepunkt Udo van Kampen über die Zukunft der Europäischen Union referieren zu hören. Anja Bracht, neues Vorstandsmitglied der Volksbank Schaumburg hat den Vortrag von Udo van Kampen mit einem kleinen Interview eingeleitet. Viele Politiker und Staatsoberhäupter habe er in seiner Zeit als TV-Journalist kennen gelernt. "Aufgeschaut habe ich immer zu Helmut Kohl. Er war ein richtiger Europäer, hat den Euro auf den Weg gebracht und eine Vision der Europäischen Union gehabt", sagt van Kampen. Derzeit stehe die EU jedoch an einem Scheideweg. Das Stimmungsbild habe sich vor allem durch die Veränderung der transatlantischen Beziehung zu Amerika gewandelt. "Wir befinden uns in einer Zeitenwende", so van Kampen. Durch die politischen Entscheidungen des US-Präsidenten Trump würden die Europäer feststellen, dass sie sich auf sich selbst besinnen müssen. "Europa muss enger zusammenrücken. Nur wenn die Europäer zusammenstehen, können sie auch etwas gegen diesen Präsidenten erreichen", betont der TV-Journalist und fügt hinzu: "Nur wenn die Europäische Union stark ist, mit einem EU-Präsidenten, der für 500 Millionen Europäer spricht, mit einem gemeinsamen Bruttoinlandsprodukt, dann hat das eine Menge Gewicht." Allein eine zusammengelegte Verteidigungspolitik biete ein Einsparungspotential von 50 bis 80 Milliarden Euro. "Vorausgesetzt, man einigt sich auf einheitliche Waffen und Systeme", erklärt van Kampen. So, wie die Situation derzeit ist, sei es eine Verschleuderung von Geld. Die Zukunft der EU verbindet Udo van Kampen vor allem mit einem Namen, mit dem des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. "Macron vermittelt wieder eine Vision von Europa. Er fordert die Neugründung der Europäischen Union", sagt van Kampen. Seine persönliche Prognose zu dieser Idee lautet: "Das wird nicht gehen mit allen 27 Staaten an einen Tisch in Brüssel. Eine kleine Gruppe müsste in den wichtigsten Punkten der Verteidigung, Wirtschaft und Bildung einig voranschreiten. Immer auf den letzten zu warten, bringt die EU nicht weiter. Wenn man jetzt glaubt, man könnte in kleinen Nationalstaaten denken, dann spielen wir künftig in der Weltpolitik und in der Wirtschaft kaum eine Rolle mehr", ist sich van Kampen sicher. Foto: jh

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