RINTELN (ste). Die Stadt Rinteln verleiht zum Andenken an ihren Ehrenbürger Prof.Dr.phil.nat.Dr.h.c.mult. Reinhold Tüxen alle drei Jahre den mit 5.000 Euro dotierten Tüxen-Preis an Persönlichkeiten, die in Forschung und Anwendung auf dem Gebiet der Pflanzensoziologie besonders hervorstechen. Es ist weltweit der einzige Wissenschaftspreis, der in dieser Disziplin verliehen wird. In diesem Jahr erhielt Prof.Dr.Dr.h.c. Wolfredo Wildpret de la Torre aus Teneriffa die Auszeichnung. Prof. Wildpret hatte noch selbst als Student seinen Nestor Prof. Tüxen 1955 in Stolzenau kennengelernt. Bürgermeister Thomas Priemer begrüßte zur Preisverleihung im Ratskellersaal zahlreiche Gäste aus der ganzen Welt, die sich selbst auch mit Forschungen zur Pflanzensoziologie beschäftigen; darunter auch viele ehemalige Tüxen-Preisträger. Priemer wies darauf hin, dass die ehemalige Universitätsstadt Rinteln in den Hochzeiten der Universität über einen wissenschaftlichen botanischen Garten verfügte und freute sich, dass die Stadt durch die Einrichtung der "Academia Rinteln" wieder auf dem Weg zur Hochschulstadt sei. Die Laudatio auf den Preisträger hielt Prof. Dr. Richard Pott. Er hob insbesondere die profunden Kenntnisse von Prof. Wildpret hervor, die unter anderem auf den kanarischen Inseln dafür sorgten, dass Nationalparks ausgewiesen wurden und Teile als "Naturwelterbe" der UNESCO gelten. Prof. Wildpret habe dafür gesorgt, dass die unter Plastik und Touristen versinkenden Inseln ein Stück weit unter Schutz gestellt wurden. Prof. Wildpret promovierte mit einer Arbeit über die Pflanzengesellschaften der Insel Teneriffa zum Doktor der Pharmazie und trägt mit mehr als 200 Veröffentlichungen zum Stand des Wissens über die Flora, Vegetation und den Schutzwert der Kanaren-Natur bei. Das Rintelner Symposium stand deshalb auch unter der thematischen Überschrift: "Inselbiographie - Begrenzte Räume in den Weltmeeren!" Doch was muss man sich als Laie eigentlich unter pflanzensoziologischen Forschungen vorstellen. Auf einen einfachen Nenner gebracht ist es die Frage: "Welche Pflanzen sind sich eigentlich grün?" So kann man in verschiedenen Foren beispielsweise nachlesen, dass sich Erbsen und Kartoffeln in enger Nachbarschaft nicht vertragen. Dagegen mag beispielsweise die Erbse Gurken, Kohl oder Möhren als Nachbarn; sehr vereinfacht. Am Ende ist es nichts anderes als im richtigen Leben: Die Zusammenlegung eines Löwen mit einer Ziege in einem Käfig ist von einseitiger Liebe und kurzer Dauer geprägt und bei den Menschen käme man auch nicht auf die Idee, einen "Gemeinen Gauland" mit einer "Seltenen Wagenknecht" zu verbinden. Beide sind sich eben nicht "grün". Im Vorfeld der Verleihung kam es zu Kritik an der Verleihung des Preises durch die selbsternannte "Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz", kurz FARN. Lukas Nicolaisen und Marion Andert behaupteten, dass Prof. Tüxen mit seiner Arbeit die Nationalsozialisten unterstützte. Dagegen protestierte Dr. Ralf Kirstan, Lehrer im Gymnasium und langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter im Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen heftig. Kirstan: "Bei Nicolaisen und Andert handelt es sich (also) um Akteure, die fehlende wissenschaftliche Expertise nicht daran hindert, sich mit herablassender Arroganz der Nachgeborenen und bar jedes Gespürs für die Zwangslagen einer Diktatur mit oberlehrerhafter Attitüde zu geschichtspolitischen Fragestellungen zu äußern." Kirstan weiter: "Es ist einfach nicht ersichtlich, welchen relevanten Einfluss die Wahl des Autobahnbegleitgrüns oder die Art des Rankenbewuchses an Bunkeranlagen des Westwalls auf den nationalsozialistischen Angriffskrieg oder den Genozid an den Juden gehabt haben sollte." Foto: ste
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Auch Pflanzen wollen "nette" Nachbarn
Pflanzensoziologen aus aller Welt kommen zur Verleihung des Tüxen-Preises an Prof. Wildpret de la Torre
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