1. "Die Kriminalitätswelle ist nachweislich nicht bestätigt"

    Polizei: Flüchtlinge nicht signifikant häufiger kriminell / Großer Anteil der Verdächtigen ist männlich

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    Uwe Lühring, Präsident der Polizeidirektion Göttingen, stellte bei der Präsentation des Sicherheitsberichtes in Stadthagen klar, die Vorstellung, Personen mit Flüchtlingsstatus würden signifikant mehr Verbrechen begehen, sei "absolut falsch". Im Bericht heißt es: "Die in der Vergangenheit im Zusammenhang mit der Zuwanderung häufig propagierte "Kriminalitätswelle" hat sich damit nachweislich nicht bestätigt". Die der Direktion untergeordnete Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg hatte in ihrer Presseveröffentlichung zur Polizeilichen Kriminalstatistik 2017 der "Kriminalität im Kontext mit Flüchtlingen" ebenfalls einen kurzen Abschnitt gewidmet. Dabei hielten die Beamten fest, dass eine genaue Quantifizierung der durch Personen mit Flüchtlingsstatus begangenen Straftaten nicht möglich sei. Schließlich folgt aus einer Aufklärungsquote von rund 62 Prozent für den Landkreis Schaumburg, dass bei über einem Drittel der Straftaten kein Täter ermittelt wird. Und entsprechend für diesen Anteil der Straftaten auch keine Aussagen über die Herkunft des Täters gemacht werden können. Seit 2015 erfasst die Polizei Straftaten gesondert, die von Flüchtlingen begangen wurden, beziehungsweise deren Opfer Flüchtlinge wurden. Dabei zählte die Polizei im Landkreis Schaumburg in 2017 373 Straftaten, die durch Flüchtlinge begangen wurden. Das bedeutet einen Rückgang von 37 Straftaten gegenüber dem Vorjahr. Bezogen auf die Gesamtzahl der in Schaumburg in 2017 festgestellten Straftaten (nicht bezogen auf die Gesamtzahl der aufgeklärten Straftaten) errechnet sich daraus ein Anteil von rund 4,2 Prozent. Bei einem Bevölkerungsanteil von Personen mit Flüchtlingsstatus von lediglich 1,07 Prozent, deute dies auf den ersten Blick auf eine tendenziell überproportionale Kriminalitätsbelastung hin, wie die Beamten in der Pressemitteilung zur Kriminalitätsstatistik festhalten. Bei genauerem Hinschauen relativiere sich dies jedoch, so die Polizeiinspektion. Und zwar wegen der besonderen Geschlechts- und Altersstruktur der Geflüchteten. Der überwiegende Anteil der Tatverdächtigen sei männlich und vergleichsweise jung. Und auch in der einheimischen Bevölkerung sei es diese Gruppe, welche die höchste Kriminalitätsbelastung aufweise (Der Hintergrund: Beispielsweise sind von den insgesamt 4175 in Schaumburg in 2017 als tatverdächtig ermittelten Personen insgesamt 3250 männlich gewesen, also rund 78,2 Prozent). Der auf den ersten Blick erhöhte Anteil von Flüchtlingen am Kriminalitätsaufkommen, resultiere also nahezu ausschließlich aus der Alters- und Geschlechtsstruktur dieser Gruppe, hält die Inspektion in ihrer Mitteilung fest. Ein ähnliches Bild sei sowohl in der gesamten Polizeidirektion Göttingen, als auch in Niedersachsen feststellbar. In Schaumburg fielen 2017 109 der insgesamt 373 von Flüchtlingen begangenen Straftaten in das Feld der Rohheitsdelikte, unter anderem Körperverletzungen. In vielen dieser Fälle seien neben den Tätern auch die Opfer Flüchtlinge gewesen, wie die Polizeiinspektion festhält. (Bei der gesamten Betrachtung wurden Straftaten nicht berücksichtigt, die nur von Ausländern begangen werden können, wie Vergehen nach dem Aufenthaltsgesetz). Foto: bb

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