"Bad Nenndorf ist bunt" erhält Bundesverdienstkreuz

Der Bad Nenndorfer Apotheker, der 2006 das Bündnis ins Leben gerufen hat, um sich den ersten einhundert Mahnwache haltenden Rechtsradikalen entgegenzustellen, will die Ehrung ausdrücklich nicht nur auf seine Person bezogen wissen. "Ich sehe es natürlich stellvertretend für das Bündnis", betont Uebel gegenüber dem SW. "Nur durch die Zusammenarbeit und unsere Unterstützer konnten wir den Erfolg erringen, dass die Nazis es aufgegeben haben, uns zu belästigen." 2010 zählte der rechte Aufzug mehr als 1000 Teilnehmer, ein trauriger Höhepunkt. Im Folgejahr wurde aus dem Bündnis ein Verein gegründet, dem Uebel bis zu diesem Frühjahr vorgestanden hat. Ähnlich drückt sich Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt aus. Die Auszeichnung sei ein "Sinnbild für den grandiosen Erfolg des gesamten bürgerschaftlichen Lagers". Letztlich gehe sie an alle, die sich mit einem friedlichen und bunten Protest den Nazis gegenübergestellt haben, sagt Schmidt: "Darauf sind wir stolz." Voll des Lobes ist auch Niedersachsens Innenminister für die hiesigen Bürger. Diese hätten "den Nazis auch mit einer ordentlichen Prise Humor gezeigt, dass unsere Demokratie und unser Zusammenhalt stark genug sind, um mit solchen Aufzügen umzugehen und immer wieder gemeinsam dagegen aufzustehen", lässt Boris Pistorius verlauten. "Bad Nenndorf ist bunt" sei mehr als nur der Name einer Bewegung gegen Rechts. Es sei "ein Symbol für die Zivilcourage und Anstand", so der Minister. Von einem "wunderbaren Signal" spricht Anja Piel. "Bad Nenndorf lehrt uns, dass es sich lohnt, beharrlich dran zu bleiben", sagt die Grünen-Landtagsfraktionsvorsitzende. "Ohne die kreativen Aktionen vieler hunderter und tausender Menschen […] wäre Bad Nenndorf wohl immer noch mit dem drittgrößten Aufmarsch in ganz Deutschland konfrontiert." Das Bundesverdienstkreuz verleiht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin am 22. Mai. Uebel wird gemeinsam mit seiner Partnerin Shiney Franz sowie seiner ehemaligen Stellvertreterin Birgit Kramp und dem jetzigen Vorsitzenden Winfried Wingert in die Hauptstadt reisen, wie er verrät. Foto: jl/Archiv