RODENBERG (jl). Da hatte Till Seifert recht. Beim Karneval würden seine Songs nicht funktionieren. Sehr wohl aber in der "Kulturkirche in St. Jacobi". Mit einem emotionsgeladenen Konzert und einer radioverdächtigen Stimme begeisterte der gebürtige Braunschweiger das Publikum in dem Gotteshaus an der Grover Straße. Begleitet wurde er von Nick Richter am E-Piano. Im Gepäck hatte der Singer und Songwriter sowohl Selbstgeschriebenes als auch bekannte Popsongs wie Bosses "Schönste Zeit". Spätestens als er "Castle On The Hill" von Ed Sheeran in einer eigenen Version sang - das dritte Stück -, war es um das Publikum geschehen, das an Jubelrufen und Beifallsstürmen nicht sparte. In seinen eigenen Werken sang der 25-Jährige vom Leben; vom Gefühl, nicht anzukommen ("Kein Platz für zwei"), von Beziehungen, die plötzlich nicht mehr so sind wie früher ("War trotzdem schön"), über seine Zeit zwischen Abitur und Studium ("Sommer") oder einen Nachbarn, der seine vier Wände wegen einer Phobie nie verließ ("Haus aus Trümmern"). Er sei einmal gefragt worden, erzählte Seifert, ob er auch Songs habe, bei denen man nicht gleich Depressionen bekomme. Seine gefühlvollen Texte und ruhigen Melodien, in denen durchaus etwas Melancholisches mitschwingt, erklärte er augenzwinkernd so: "Wenn man mit 15 anfängt Songs zu schreiben, ist das nicht unbedingt die leichteste Zeit im Leben." Besonders charmant: Das junge Duo spielte auf einem Autoteppich, wie man ihn aus Kinderzimmern kennt, um das Kabelwirrwarr zu kaschieren. Überhaupt strahlte es eine Sympathie aus, dass der Funke zwischen Künstlern und Gästen sofort übersprang. Zu jedem Song erzählte Seifert etwas, sei es die Entstehungsgeschichte oder kürzlich Erlebtes bei Wohnzimmerkonzerten und Reisen. Mit seinem Auftritt in der Deisterstadt dürfte Till Seifert weitere Fans gewonnen haben. Wen er nicht mehr überzeugen musste, war Lars Pasucha. Der Mitinitiator der Kulturkirche hatte eingangs verraten, dass er sich aus dem Programm auf diese Veranstaltung am meisten gefreut habe. "Die Generalprobe hätte mir schon fast gereicht, aber davon hätten Sie nichts gehabt", schwärmte er schmunzelnd. Wie wahr: Die Gäste hätten ein kleines musikalisches Juwel nicht zu hören bekommen. Foto: jl
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Musikalisches Juwel begeistert
Kulturkirche: Selbstgeschriebene und bekannte Hits mit Till Seifert
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