RINTELN (ste). Diplompädagoge Thomas Rupf hält Vorträge des Bundesgebiet rauf und runter. Sein Thema im Rintelner Familienzentrum: "Wut-Zwerge"! Eine stattliche Zahl von Erzieherinnen aus Rintelner Kitas und viele Mütter interessierte sich dafür, wie sie die (manchmal) kleinen Tyrannen bändigen können. Kläglich allerdings die Zahl der interessierten Männer: "3!" Dabei konnte man jede Menge lernen über die Formen der Wut, die grundsätzlich bei jedem Menschen vorhanden sind und die bei Nichtüberschreitung von Grenzen auch durchaus gesund ist. Und über Wut, die nicht nur bei Kindern vorhanden ist. Vieles ließ sich 1:1 auch auf Erwachsene übertragen. Denn: "Wut ist ein Gefühl und angeboren. Mein Sohn war also schon wütend, bevor er überhaupt auf der Welt war", so Thomas Rupf, der seinen Vortrag bewusst unterhaltsam gestaltete. Und Wut ist sehr unterschiedlich in ihrer Ursache. Die "Expressive Wut" aus einer Stimmung heraus muss beispielsweise raus: "Das schlimmste was man dabei machen kann ist das Kind zu zwingen, sich still hinzusetzen und darüber nachzudenken, was es gerade gemacht hat!" Ein einfaches Beispiel: "Wenn Sie wütend sind und telefonieren, gehen sie auf und ab!" Bewegung baut Wut ab. Und die Wut sei eine "...total gesunde Sache", solange sie nicht über Grenzen hinweg in Aggression abdrifte. Die "Angstmotivierte Wut" basiert auf entwicklungsbedingten Ängsten wie beispielsweise Trennungsangst: "Das gibt es auch in Beziehungen, zum Beispiel wenn die Frau das Lieblingsauto des Mannes fährt und dabei falsch schaltet und das Getriebe knarzt!" Dann denkt der Mann unterbewusst, dass er sich von seinem Auto wegen eines Defektes trennen muss. Ein starkes Beispiel für angstmotivierte Wut war auch die Love-Parade in Duisburg und die Panik der Besucher. 21 Menschen kamen dabei ums Leben. Eine starke Vernichtungsangst packte dabei die Menschen. Die nächste Wutform ist die "Frustmotivierte Wut". Auch hierfür hatte Rupf reichlich Beispiele, in denen man sich selbst wiedererkennen konnte: "Allein schon das morgendliche Aufstehen kann Frust bedeuten, und wenn es dann kein süßes Brötchen zum Frühstück gibt, kann das Mega-Frust hervorrufen!" Die Frusttolzeranz ist bei Menschen sehr unterschiedlich ausgeprägt und kann durch Erziehung beeinflusst werden: "Je tiefer die Grenze, desto eher gehen die Kinder richtig ab!" Kindern Grenzen zu setzen, steigert die Frusttoleranz: "Kinder müssen es aushalten, sich auch mal selbst zu beschäftigen, die Eltern ausreden zu lassen oder im Aldi kein Eis zu bekommen!" Wut Nummer vier ist die "Kollektive Wut". Die entsteht bei der Ansammlung mehrerer Kinder und ist in Kitas tägliches Brot: "Kinder lieben es, in der Gemeinschaft Mist zu bauen", so Rupf. Die "Autoaggression" ist eine nach innen gerichtete Wut. Kinder beißen sich beispielsweise auf den Finger bis es weh tut. Auch sie ist grundsätzlich erst einmal eine gesunde Form der Wut: "Sofern sie keine Grenze überschreitet!" Die stärkste Form der Autoaggression ist der Suizid. Der "Wut-Zwerg" kann jede der gezeigten Wutformen offen oder verdeckt ausleben. "Schwieriger wird es bei verdeckten Formen", so Rupf. Diese Kinder werden bewusst langsamer, sind ironisch, reaktionslos oder werden zu "Verstopfern" oder "Einkackern". Einige Grundregeln zum Umgang mit der Wut gab Rupf den Zuhörererinnen auch mit auf den Weg: "Nie fragen: Warum bist du wütend? Nie den Wütenden still sitzen lassen. Nie in der Wut eine Entschuldigung aufzwingen. Nie die verflossene Wut am Abend durch Gepräche wieder aufwärmen!" Konsequente Grenzen setzen sei wichtig für Kinder und dabei ist "Weichspülung" der falsche Weg: "Wenn mich etwas wirklich ankotzt, darf ist das auch in aller Deutlichkeit sagen!" Und im schlimmsten Fall darf man das Kind auch im Huckepack durch die Kasse des Supermarktes tragen oder es morgens im Schlafanzug in die Kita bringen, wenn es sich partout nicht anziehen will. Rupfs Botschaft: "Wir müssen uns trauen, uns auch vor anderen durchzusetzen, allerdings immer mit angemessenem Verhalten. Man kann nicht alles tiefenentspannt klären!"Foto: ste
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Heute schon einen "Wut-Zwerg" gebändigt?
Eltern und Erzieherinnen lernen, wie man mit Wut bei Kindern umgeht / Mit angemessenem Verhalten durchsetzen
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